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Elsas Mann Yosef ist in Schweden angekommen, seine Familie lebt weiterhin im Sudan. Teil 2 des Kurzfilms "Zwischen den Stühlen".
„Unsere Heimatländer bekämpfen sich, aber das steht unserer Liebe nicht im Weg. Wir umarmen einander, obwohl unsere Regierungen verfeindet sind und erziehen unsere Kinder zu toleranten und liebenden Menschen“, sagt Yosef Goitom Berhane.
Yosef ist Eritreer, seine Frau Elsa kommt ursprünglich aus Äthiopien. Sie haben sich im Sudan kennen gelernt, wo sie beide bereits als Flüchtlinge geboren wurden und lebten. Yosef hat mittlerweile Asyl in Schweden erhalten. Wie der erste Kurzfilm "Zwischen den Stühlen" zeigt, leben Elsa und die beiden Kinder noch im Sudan und warten darauf, zu Yosef nachziehen zu können, was sich jedoch schwierig gestaltet.
Die Ursprünge des Konflikts zwischen den Nachbarländern Äthiopien und Eritrea gehen bis auf die Kolonialzeit zurück. Damals war Eritrea eine italienische Kolonie, während Äthiopien seine Unabhängigkeit weitestgehend bewahren konnte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs arbeiteten die Vereinten Nationen einen Konföderationsvertrag aus, der äthiopische Hoheitsansprüche und eritreische Unabhängigkeitsforderungen versöhnen sollte. Eritrea gehörte daraufhin zu Äthiopien, verfügte aber über ein eigenes Parlament und eine selbstständige Verwaltung.
In den folgenden Jahren wurde die politische und kulturelle Teilautonomie Eritreas jedoch schrittweise vom äthiopischen Kaiser Haile Selassie aufgehoben. Als Folge nahm die Eritreische Befreiungsfront ab 1961 den bewaffneten Kampf auf. Während des Unabhängigkeitskriegs, der 30 Jahre lang dauerte und währenddessen auch Kämpfe zwischen eritreischen Fraktionen geführt wurden, starben nach Schätzungen mehrere Hunderttausend Menschen. Erst im Mai 1991 übernahm die Eritreische Volksbefreiungsfront (EVF) die Kontrolle über die Hauptstadt Asmara und führte Eritrea im Jahr 1993 in die Unabhängigkeit.
Hunderttausende Eritreer flohen in den 1970er Jahren vor den Kämpfen. So lernten sich Yosefs Eltern im Sudan kennen. Yosef wurde dort als Kind von Flüchtlingen geboren und bevor er ein Jahr alt war, verließ der Vater die Familie, um wieder für die Unabhängigkeit Eritreas zu kämpfen. Während seiner Kindheit und Jugend im Sudan erlebte Yosef viele Male, wie seine Mutter von Beamten und Polizisten schikaniert wurde. Ihm wurde klar, dass er sich im Sudan niemals zu Hause fühlen würde und entschied sich mit 20 Jahren, nach Eritrea zu gehen. Er wollte nicht nur seinen Vater, sondern auch eine wirkliche Heimat finden.
Wie die meisten Eritreer, hoffte auch Yosef, dass sich das politische System des jungen Landes auf Gleichheit und Freiheit gründen würde. Doch seine Erwartungen wurden schnell enttäuscht, als er vom Militär eingezogen wurde. Offiziell dauert der Wehrdienst in Eritrea anderthalb Jahre, doch in Wirklichkeit müssen viele Soldaten mehr als ein Jahrzehnt dienen. Augenzeugen berichten von schweren Menschenrechtsverletzungen in der Armee: Folter, sexueller Missbrauch, körperliche Bestrafungen und Zwangsarbeit gehören zum Alltag. Nicht nur Deserteure, sondern auch diejenigen, die eine Waffe verlieren, können mit dem Tod bestraft werden.
Jeden Monat fliehen zwischen 4.000 und 5.000 Menschen aus Eritrea, obwohl das Land nur eine Bevölkerung von 5,1 Millionen Menschen hat. Das Regime von Präsident Afewerki hat eine totalitäre Diktatur durch ein Einparteiensystem installiert. Auf dem World Press Freedom Index 2016 nimmt Eritrea den letzten Platz ein. Eine Kommission der Vereinten Nationen veröffentlichte 2015 einen Untersuchungsbericht, der von systematischen, weitverbreiteten und schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen spricht. Laut dem Folgebericht von 2016 leben zwischen 300.000 und 400.000 Menschen in sklavereiähnlichen Umständen.
In den Jahren 2014-2016 erreichten laut Internationaler Organisation für Migration über 94.000 eritreische Flüchtlinge Europa über das Mittelmeer. Eritrea ist damit auf Platz fünf der Herkunftsländer von Asylsuchenden in Europa. Dies reflektiert jedoch nicht die traurige Tatsache, dass viele Menschen ihr Leben bereits auf der Flucht verlieren: An der eritreischen Grenze wird auf Flüchtende geschossen. Im Grenzgebiet werden Menschen entführt, um von den Familien Geld zu erpressen. Bei der Überquerung des Mittelmeers ertrinken jährlich tausende Menschen.
Yosef macht sich ohne Frau und Kinder auf die gefährliche Reise nach Europa, die er überlebt. Nach zwei Jahren erhält er Asyl in Schweden. In den vergangenen Jahren zeigte die schwedische Regierung ein großes Bewusstsein für die Situation in Eritrea und genehmigte nahezu alle Asylanträge. Doch nachdem 2015 mehr als eine Million Flüchtlinge Europa erreichten hatten, wurden in Schweden, wie in vielen anderen europäischen Staaten, die Asylgesetze verschärft. Dies gilt insbesondere für die Regelung zur Familienzusammenführung: Der Antragsteller muss über ein geregeltes Einkommen und ausreichend Wohnraum verfügen, um seine Familie nach Europa zu bringen. Dies ist eine sehr hohe Hürde für Flüchtlinge wie Yosef, die einerseits durch ihre Vergangenheit – ob in Eritrea oder auf der Flucht – traumatisiert sind und andererseits selbst gerade erst die schwedische Gesellschaft kennen lernen. Daher kann Yosef seine Familie bisher nicht nachholen.
Zur Zeit konzentriert sich Yosef darauf Schwedisch zu lernen, damit er bald eine Arbeit finden kann. In der Zwischenzeit lebt er mit der täglichen Angst um das Wohlergehen seiner Familie, wie dieser Kurzfilm zeigt. Er weiß, dass seine Frau und Kinder schutzlos der Willkür der sudanesischen Ausländerpolizei ausgeliefert sind und ihnen die Abschiebung droht. Entsprechend verzweifelt und ohnmächtig fühlt er sich.
„Das Leben ist verschlossen. Ich möchte nur, dass meine Familie in Sicherheit ist“, sagt Yosef.
Kontakt: Axel Blaschke, Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung im Sudan
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