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Gefährdet die Nutzung von Gesundheits-Apps und Wearables die solidarische Krankenversicherung?

Eine bevölkerungsrepräsentative Bestandsaufnahme der Solidaritätseinstellungen

Bild: von potalyo/depositphotos.com


Blutdruck messen, Schrittzahl verfolgen, Schlaf kontrollieren, Zuckerwerte im Blick haben und sogar die Durchführung von EKGs – dies sind nur einige der Anwendungen, die ein gängiges Mobiltelefon oder eine Smartwatch mit entsprechender Software durchführen können. Apps und Wearables (so werden am Körper getragene Computertechnologien genannt) werden in ihren Einsatzmöglichkeiten immer vielfältiger.

Apps und Wearables können zu einem gesundheitsbewussteren Verhalten und einer besseren Versorgung beitragen

Gegenwärtig werden Apps und Wearables vor allem genutzt, um die eigene Fitness zu messen und Trainingseinheiten gezielter durchzuführen.  Dies kann zu einem gesundheitsbewussteren Verhalten animieren. Auch kann die Nutzung von Apps und Wearables zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen. In Zukunft wird es nicht mehr nötig sein, für jede Untersuchung eine ärztliche Praxis aufzusuchen, Therapien können digital begleitet oder chronische Krankheiten lückenloser beobachtet werden.

Auswirkungen auf das Solidarprinzip der Krankenversicherung beachten

Die wachsende Bedeutung von Apps und Wearables im Gesundheitswesen wirft allerdings auch Fragen auf, zum Beispiel nach der Daten- oder Anwendungssicherheit, der Qualität der Anwendungen sowie der Auswirkungen der permanenten individuellen Vermessung auf das Kollektivprinzip von Versicherungen.  Sinkt die Akzeptanz des Solidarprinzips durch die Nutzung gesundheitsbezogener Apps und Wearables, weil die Kenntnis über individuelle Risiken steigt und individuelle Lebensstile vermessen werden können? Die Studie zeigt, dass es tatsächlich einen signifikanten Zusammenhang zwischen App-Nutzung und einer niedrigeren Akzeptanz des Solidarprinzips in der Krankenversicherung gibt.

Freiheit der Lebensgestaltung bewahren, Solidarprinzip erhalten!

Wenn Solidarität an verhaltensbezogene Bedingungen geknüpft wird, kann dies langfristig das Prinzip einer solidarischen Krankenversicherung gefährden und die Freiheit der Lebensgestaltung einschränken. Notwendig ist daher eine breite gesellschaftliche Debatte, welche Auswirkungen der permanenten Selbstvermessung wir noch zulassen wollen und wo Grenzen gesetzt werden müssen. Zu erwägen ist etwa eine gesetzliche Bestimmung, dass Versicherte auch in Zukunft ein Recht auf telematikfreie Krankenversicherungstarife ohne finanzielle Benachteiligung haben.


Ansprechpartner in der FES:
Dr. Robert Philipps, Leiter des Arbeitsbereiches Verbraucherpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung
Severin Schmidt, Leiter des Gesprächskreises Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung

 

Böning, Sarah-Lena; Maier-Rigaud, Remi; Micken, Simon

Gefährdet die Nutzung von Gesundheits-Apps und Wearables die solidarische Krankenversicherung?

Eine bevölkerungsrepräsentative Bestandsaufnahme der Solidaritätseinstellungen
Bonn, 2019

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Ansprechpartner

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0228 883-7106
Jochen.Dahm(at)fes.de

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