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Der indonesische Präsident Joko „Jokowi“ Widodo sprach sich auf dem UN-Klimagipfel COP26 für globale Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel aus und machte deutlich, dass die Entwicklungsländer dringend mehr finanzielle Unterstützung beim Klimaschutz brauchen.
von Made Anthony Iswara (Twitter: @anthonyiswara)
„Der Klimawandel ist eine ernsthafte globale Bedrohung für Wohlstand und Entwicklung. Weltweite Zusammenarbeit, Partnerschaft und Solidarität sind das A und O.“ Mit diesen Worten eröffnete der indonesische Präsident Jokowi am vergangenen Montag seine Rede auf dem „Weltgipfel der Staats- und Regierungschefs“ der COP26.
Indonesien, so Jokowi, leiste weiterhin seinen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels. So sei unter anderem die Entwaldungsrate auf den „niedrigsten Stand seit 20 Jahren“ gesunken, und auch die Waldbrände seien im Jahr 2020 um 82 Prozent zurückgegangen. Der indonesische Präsident räumte allerdings ein, dass diese Erfolge allein noch nicht ausreichen.
„Indonesien ist ein Land mit riesigen Freiflächen, die sich für die Wiederaufforstung eignen, und kann mit seinen großen Meeresgebieten zur Senkung der CO2-Emissionen beitragen. Aber dafür benötigt es internationale Unterstützung und die Hilfe der Industrieländer“, sagte er. Das Land ist in hohem Maße von fossilen Brennstoffen abhängig, die nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA 89 Prozent der Primärenergiequellen ausmachen. Rund 60 Prozent des indonesischen Stroms werden aus Kohle erzeugt.
Indonesien tut sich schwer, seine jetzigen Klimazusagen zu erfüllen, zu denen die Verpflichtung gehört, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2025 auf 23 Prozent zu steigern. Indonesien wird also auf ausländische Hilfe angewiesen sein, um den Übergang zu erneuerbaren Energien zu schaffen. Die Klimafinanzierung dürfte auf der COP26 grundsätzlich ein zentrales Thema sein, da die Industrieländer ihre Zusage, jährlich 100 Milliarden Dollar in Dekarbonisierungsprojekte zu investieren, noch nicht erfüllt haben. Die reicheren Länder werden dieses Ziel in diesem und wohl auch im nächsten Jahr erneut verfehlen. Einem Bericht der OECD zufolge werden sie jedoch voraussichtlich im Jahr 2023 ihre Zusage erfüllen können.
Jokowi erklärte, Indonesien wolle im Rahmen seiner Klimaschutzmaßnahmen bis 2024 insgesamt 600.000 Hektar des „größten Mangrovenwaldes der Welt“ wiederaufforsten.Die Forstwirtschaft trägt maßgeblich zur Emissionsreduzierung bei. Laut Jokowi sollen die indonesischen Wälder bis 2030 zu einer „Kohlenstoffsenke“ werden und 60 Prozent der Zielvorgaben zur Emissionsverringerung des Landes erfüllen. Außerdem plane Indonesien, ein Elektroauto-System zu entwickeln, das „größte Solarkraftwerk in Südostasien“ zu bauen und in der Provinz Nordkalimantan das „größte ökologische Industriegebiet der Welt“ entstehen zu lassen.
Um diese Pläne zu verwirklichen, wird Indonesien weitere Finanzmittel mobilisieren müssen. Für Jokowi spielt bei den Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen die Klimafinanzierung, zu der sich die Partner aus den Industrieländern verpflichtet haben, eine Schlüsselrolle. Mit diesen Finanzhilfen werde Indonesien schneller seinen Beitrag zum globalen Netto-Null-Ziel leisten können. „Die Frage ist“, so Jokowi, „Wie intensiv unterstützen uns die Industrieländer? Welche Technologietransfers können geleistet werden? Hier besteht unmittelbarer Handlungsbedarf.“
Mit den auf der COP26 gemachten Zusagen kommt Indonesien den Forderungen der jungen Menschen im eigenen Land nach, die Bekämpfung des Klimawandels zur vordringlichen Aufgabe zu machen. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Indikator Politik Indonesia (IPI) und der Nichtregierungsorganisation Yayasan Cerah ist die Mehrheit der Befragten der Ansicht, die indonesische Regierung müsse mehr gegen den Klimawandel unternehmen.
Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, besondere Sorge bereite ihnen die Umweltzerstörung. Sie rangiert in der Liste der drängendsten Probleme Indonesiens gleich nach der Korruption an zweiter Stelle. 6 von 10 Befragten sind nach eigener Aussage überzeugt, dass der globale Klimawandel menschengemacht und es deshalb auch Sache des Menschen sei, Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu werden. Außerdem waren 4 von 5 Befragten der Meinung, die Umwelt müsse auch dann geschützt und erhalten werden, wenn der wirtschaftliche Fortschritt dadurch verlangsamt wird.
„Ich hoffe, dass wir mit unseren Forderungen die Öffentlichkeit und die politischen Eliten dazu bewegen können, den Anliegen der jungen Menschen stärker Rechnung zu tragen“, erklärte Burhanuddin Muhtadi, Geschäftsführender Direktor des IPI, auf einer Pressekonferenz am 27. Oktober.
In den vergangenen Jahren hat die indonesische Regierung versucht, Fortschritte bei der Bekämpfung des Klimawandels zu erzielen – unter anderem durch ihre „Langfristige Strategie zur Verringerung des CO2-Ausstoßes und zur Klimaresilienz bis 2050“ und durch ihre National festgelegten Beiträge (NDC).
Umweltschützer kritisieren jedoch, die indonesische Regierung unternehme trotz ihrer ambitionierten Ziele und Pläne nicht genug gegen die Umweltzerstörung. So monierte etwa Yuyun Harmono, der Kampagnen für das Indonesische Umweltforum (WALHI) organisiert, die Regierung und die politischen Parteien würden noch immer Gesetze und Bestimmungen vorantreiben, die Investitionen zur Förderung des Wirtschaftswachstums begünstigten. „Sie haben offenbar nicht im Blick, dass es im Fall einer Klimakatastrophe auch keine Investitionen und keine Entwicklung mehr geben wird. Das ist so, als würden sie eine Sandburg bauen: Sobald die Wellen kommen, wird alles weggespült.“
Seit Jahren häufen sich die Klimakatastrophen. Aus dem Bericht des Büros der Vereinten Nationen für Katastrophenvorsorge (UNDRR) geht hervor, dass sich die Zahl der Katastrophenereignisse, die zwischen 1980 bis 1999 noch 4 212 betrug, auf 7 348 in den vergangenen zwanzig Jahren verdoppelt hat. Von der Online-Datenplattform Katadata erhobene Daten belegen, dass in Indonesien die Zahl der Katastrophen seit 2010 Schritt für Schritt gestiegen ist. Davon sind rund 95 Prozent hydrometeorologische Katastrophen, erklärte der stellvertretende Leiter der Nationalen Agentur für Katastrophenschutz (BNPB), Lilik Kurniawan, auf einer Pressekonferenz am 14. April 2020.
Nicht nur Indonesiens Jugend übt Kritik an den Regierungen. Auf der GOP26 mahnte UN-Generalsekretär António Guterres, die Welt steuere mit den jetzigen Klimaverpflichtungen auf eine „katastrophale“ Erderwärmung von 2,7 °C zu. „Während wir diese mit Spannung erwartete Klimakonferenz eröffnen, steuern wir immer noch auf die Klimakatastrophe zu. Die jungen Menschen wissen das. Jedes Land erkennt es, und kleine Inselentwicklungsstaaten und andere gefährdete Staaten erleben es unmittelbar. Ein Scheitern ist für sie keine Option, sondern ein Todesurteil.“
Aus dem Englischen von Christine Hardung
Made Anthony Iswara ist Datenjournalist, der versucht, Forschung, Kommunikation und Entwicklungsökonomie zu integrieren, um sich für politische Maßnahmen einzusetzen. Er hat fünf Journalistenpreise gewonnen und gehört zu den fünf Gewinnern des von der Europäischen Union organisierten EU4Wartawan-Wettbewerbs 2020, die den besten Artikel erhielten.
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