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Der Mangel an Pflegefachkräften in Deutschland nimmt immer weiter zu. Ein Forschungsprojekt zur Thematik der Anwerbung aus Drittstaaten.
Der Mangel an Pflegefachkräften in Deutschland nimmt immer weiter zu. Dementsprechend ist neben vielen anderen Maßnahmen die Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland fester Bestandteil der Strategie zur Fachkräftegewinnung der Bundesregierung geworden. Um diese Bemühungen nachhaltig auszurichten, ist es unabdingbar, die Situation der Beschäftigten im Blick zu behalten und gute Arbeit für alle Beteiligten zu gewährleisten. Vor dem Hintergrund hat die Friedrich-Ebert-Stiftung eine kritische Bestandsaufnahme und Analyse der aktuellen Anwerbepraxis von Pflegekräften aus sogenannten Drittstaaten in Auftrag gegeben, unter Berücksichtigung arbeitsrechtlicher und integrationspolitischer Aspekte.
Was sind die gesetzgeberischen Voraussetzungen? Wie sind die Anwerbestrukturen? Welche Probleme gibt es aus Sicht der Beschäftigten? Wo sehen Arbeitgeber_innen Handlungsbedarf? Wie sieht eine gute Anwerbepraxis aus und wie kann diese gesetzgeberisch gestaltet werden? Und zuletzt, welche Maßnahmen sind notwendig, um betriebliche Integration zu gewährleisten? Unter anderem diesen Fragen wird im aktuellen Projekt nachgegangen, mit dem Ziel, politische Handlungsbedarfe aufzuzeigen.
Das Institut „Arbeit und Technik“ der Westfälischen Hochschule führt seit Herbst 2022 ein Forschungsprojekt zur Thematik der Anwerbung von Pflegekräften aus Drittstaaten durch. Dafür werden unter anderem Workshops und Interviews mit Expert_innen, Pflegefachkräften und relevanten Stakeholdern ausgerichtet und quantitative Erhebungen der Erfahrungen von Pflegefachkräften aus Drittstaaten bezüglich der Anwerbe- und betrieblichen Integrationsprozesse durchgeführt.
Die Zwischenergebnisse dieses Forschungsauftrags werden in drei Kurzformaten (FES impuls) sukzessive veröffentlicht. Davon bereits erschienen sind die drei folgenden Kurzpapiere, die Anwerbung, Anerkennungsverfahren und (betriebliche) Integration in den Blick nehmen. Eine Langfassung (FES diskurs) mit abschließenden Ergebnissen wird das Projekt vervollständigen.
Mit dem novellierten Fachkräfteeinwanderungsgesetz wird das Ziel einer gesteuerten und flexibleren Arbeitsmigration aus Drittstaaten verfolgt. Mit Blick auf das Berufsfeld Pflege ermöglicht dies dem Pflegefachpersonenbedarf proaktiver, organisierter und zeitnaher begegnen zu können. Für eine erfolgreiche und nachhaltige Integration ist es aber notwendig, zeitgleich zu dem liberalisierten FEG auch den Rahmenbedingungen zu begegnen, die die praktische Umsetzung erschweren – etwa die mangelnde Verfügbarkeit bezahlbaren Wohnraums, unterschiedliche länderrechtliche Regelungen (vor allem in Bezug auf die Anerkennung der beruflichen Qualifikation) oder bürokratische Hürden. Dafür müssen die in Bezug auf Migrationsprozesse von Pflegefachpersonen vorhandenen blinden Flecken überwunden und insbesondere (betriebliche) Gestaltungskontexte in Hinblick auf faire und nachhaltig gestaltete Arbeitsbedingungen und betriebliche Integrationsprozesse fokussiert und verantwortungsvoll aufgestellt werden. Die daraus resultierenden Gestaltungsdimensionen sollten dabei gleichzeitig und gleichrangig berücksichtigt werden (siehe Tabelle).
Aufbauend auf diesen Gestaltungsdimensionen in der Pflegepraxis benennen die Autor_innen u.a. ein Integrationsmanagement bereits vor Ankunft, den Auf- und Ausbau lokaler Unterstützungskapazitäten, die Stärkung interkultureller Kompetenzentwicklung sowie arbeitnehmer_innenorientierte Standards für Vermittlungsagenturen als konkrete Handlungsbedarfe für dieses ethisch zentrale Gestaltungsfeld.
Michaela Evans-Borchers, Jenny Wielga, Peter Enste, Christoph Bräutigam
Bonn, 2024
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Die Zahl der Anerkennungsverfahren von Pflegefachpersonen aus Drittstaaten ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Auch der Anteil an positiv bewerteten Anträgen hat sich im Zeitraum 2016 bis 2021 um 6% erhöht. Bei der Skizzierung des Anerkennungsprozesses sowie der gesetzlichen Neuregelungen lässt sich aber feststellen, dass bei den behördlichen Prozessen weiterhin deutlicher Verbesserungsbedarf besteht. Chancen liegen in einer personenzentrierten Koordination und Vernetzung der Akteur_innen, in der Abfederung des finanziellen Risikos der Arbeitgeber_innen während des Anerkennungsprozesses sowie in digitalen und bundeseinheitlichen Verfahren. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass komplementär zu den gesetzlichen Neuregelungen die strukturell-organisatorische Ausgestaltung einer (lokalen) „Willkommenskultur“ weiterentwickelt werden muss, um das arbeitsmarktpolitische Potenzial von Pflegefachpersonen aus Drittstaaten zu heben.
Bonn, 2023
Die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland wird als ein Weg zur Bekämpfung des Personalnotstands in der Pflege zunehmend relevant. So zeigt sich, dass die Zahl von Pflegenden aus Drittstaaten seit 2017 bereits stark gestiegen ist: Waren im Jahr 2017 noch 61.548 Personen aus Drittstaaten beschäftigt, sind es 2022 mit 145.915 Personen mehr als doppelt so viele, was aktuell neun Prozent aller Pflegenden ausmacht.
Migrationswillige Personen aus Drittstaaten müssen jedoch spezielle Anforderungen erfüllen, um in Deutschland als Pflegefachpersonal arbeiten zu können. Der vorliegende Beitrag skizziert Entwicklung und Stand der Anwerbungsbemühungen, benennt ethische Anforderungen und weist einige Herausforderungen aus Sicht der Praxis aus.
Jenny Wielga, Christoph Bräutigam, Peter Enste
Hintergründe und Stimmen aus der Praxis Bonn, 2023
Michaela Evans-Borchers (Projektleitung)
ist seit 2017 Direktorin des Forschungsschwerpunktes Arbeit & Wandel (A&W) am Institut Arbeit und Technik (IAT). Sie wurde 2020 in den Rat der Arbeitswelt berufen und gehört zur Regierungskommission für moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. Michaela Evans-Borchers ist seit 1999 Mitarbeiterin am IAT und hat ein Studium der Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum abgeschlossen.
Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören: Arbeitspolitik und Arbeitsbeziehungen, Entwicklung von Erwerbsarbeit und informeller Arbeit, Berufliche Bildung, Qualifikations- und Kompetenzentwicklung sowie humanzentrierte Dienstleistungs- und Arbeitsgestaltung. Ein Fokus liegt hierbei auf den Bereichen Sozialer Arbeit und Pflege unter Berücksichtigung der Querschnittsthemen Gender, Technikeinsatz, Mitbestimmung.
Dr. Peter Enste
ist seit 2020 Direktor des Forschungsschwerpunktes Gesundheitswirtschaft & Lebensqualität (G&L) am Institut Arbeit und Technik (IAT). Er studierte an der Ruhr-Universität Bochum Sozialwissenschaften und promovierte zum Thema „Gesundheitliche Eigenverantwortung im Kontext der Lebensspanne“.
Die Forschungsschwerpunkte von Dr. Enste liegen in sozialen und ökonomischen Fragestellungen zu Entwicklungstrends in der Gesundheitswirtschaft. Dabei stehen Querschnittthemen wie individuelle Entwicklungsverläufe, Digitalisierung und soziale Ungleichheiten im Fokus der Forschungsarbeiten.
Christoph Bräutigam
ist gelernter Diplom-Pflegewissenschaftler und arbeitet seit 2005 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Arbeit und Technik (2005 bis 2016 im Forschungsschwerpunkt Gesundheitswirtschaft & Lebensqualität; seit 2017 im Forschungsschwerpunkt Arbeit & Wandel.
Zu seinen Arbeits- und Forschungsschwerpunkten zählen: Personen- und humanzentrierte Arbeit, personenbezogene Dienstleistungsberufe, Professionalität in der Pflege, intra- und interprofessionelle Kooperation, berufliche Bildung und Kompetenz.
Jessica Kemper
ist seit 2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Arbeit und Technik (IAT) im Forschungsschwerpunkt Arbeit und Wandel. Sie hat an der Ruhr-Universität Bochum Sozialpsychologie und -anthropologie studiert. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen: Digitalisierung und Arbeitsgestaltung in der Pflege, personenbezogene Dienstleistungsberufe, Gesundheitsförderung.
Jenny Wielga
ist seit 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsschwerpunktes Gesundheitswirtschaft & Lebensqualität (G&L) am Institut Arbeit und Technik (IAT). Vorab absolvierte Jenny Wielga den Master der Sozialwissenschaften an der Ruhr Universität Bochum.
Die Forschungsschwerpunkte von Jenny Wielga liegen auf Fragestellungen rund um Entwicklungen in der Gesundheitswirtschaft, wie Digitalisierung, Fachkräftemangel und eine verbesserte Versorgung von sozial benachteiligten Gruppen.
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