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„Eigenes Verhalten kann konkret mithelfen, Tourismus fair zu gestalten“

Tobias Paul erläutert, warum die FES das Dossier „Besser Reisen“ entwickelt hat und worauf er selbst im Urlaub achtet.

Porträt von Tobias Paul, ein Mann mit kurzen, braunen Haare lächelt in die Kamera.

Bild: Tobias Paul von privat

Verantwortungsvoller Tourismus - geht das überhaupt? Mitten in der Urlaubszeit stellen sich viele von uns diese Frage. Immerhin sind die Deutschen wahre Reiseweltmeister_innen und im Jahr 2018 rund 160 Millionen Mal in den Urlaub gefahren. Gleichzeitig sind weite Flugreisen der Faktor, der die CO2-Bilanz eines Privathaushalts in astronomische Höhen treibt – ganz gleich, wie umweltbewusst ansonsten konsumiert, geheizt und Strom verbraucht wird. Und neben der Anreise lässt sich noch einiges mehr hinterfragen: Wie viel Wasser verbraucht eigentlich dieser Golfplatz? Schadet Tourismus den Menschen vor Ort? Sollten wir alle sicherheitshalber nur noch Urlaub an der Ostsee machen?

Um all dies zu beantworten, braucht es vor allem eins: Informationen und Gedankenanstöße. Beides liefert die FES OnlineAkademie mit dem interaktiven Dossier „Besser Reisen“. Kreuzfahrten, Backpacking, Städtetrips, Pauschalreisen und auch den „Heimaturlaub in Deutschland“ nimmt das Dossier unter die Lupe. Es beleuchtet Ökobilanzen sowie die soziale und wirtschaftliche Auswirkungen von Tourismus. Vor allem finden die User_innen konkrete Tipps, worauf sie beim Reisen achten können – egal, wofür sie sich am Ende entscheiden.

Wir sprachen mit Tobias Paul von der OnlineAkademie darüber, wie die Idee zum Dossier entstanden ist und wie er selbst versucht, Nachhaltigkeit und Reisen miteinander zu verbinden.

FES: Warum habt Ihr Euch entschieden, dem Thema Urlaubsreisen ein eigenes Dossier zu widmen?

Tobias: Das Thema kam mir in den Sinn, als wir in der Kantine grundsätzlich über das Reiseverhalten sprachen. Kurz zuvor gab es einen Anschlag in Tunesien. Daraus resultierte die Frage, ob dorthin gebuchte Reisen besser storniert werden sollen oder doch der Urlaub angetreten werden kann, weil Hotels usw. meist abgeschirmt sind.

Sicherlich ist das eine Entscheidung, die nur individuell getroffen werden kann. Aber diese Überlegungen gaben den Startschuss, mehr über Reisen und Tourismus und die Auswirkungen nachzudenken und Infos zu recherchieren.

Nach Kontaktaufnahme mit der Autorin und Entwicklung der einzelnen Themenstränge lag es für die OnlineAkademie auf der Hand, eine optisch ansprechende, gern interaktive Darstellungsform zu wählen, die über die Präsentation eines Textes hinausgeht. Wir wollten Lust machen, sich mit dem vielfältigen Thema zu beschäftigen.

Wie verbringst Du selbst Deinen Urlaub und inwiefern achtest Du dabei auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit?

Beim Urlaub neige ich zum Individualtourismus in nah und fern. Dabei versuche ich pragmatisch zu sein: gern essen in Lokalen vor Ort, Einkauf bei kleinen Händlern usw., damit die lokale Wirtschaft unterstützt wird und nicht nur die großen internationalen Ketten. Bei Bedarf auch Nutzung von Bus und Bahn vor Ort, wenn kein Mietwagen vorhanden ist. Macht meist Spaß, ist lehrreich und man kommt ins Gespräch…

Aber oft ist ein Mietwagen vorhanden - da zeigt sich schon, dass ich nur bedingt nachhaltig verreise. Aber Kurzstrecken mit Auto bzw. Flugzeug vermeide ich, ebenso vermeide ich Müll bzw. entsorge ihn in Recycle-Mülltonnen usw. Golf spielen in entsprechenden Ressorts in der Wüste oder wasserarmen Gegenden ist auch nicht so mein Ding.

Auch habe ich mehrfach bei Atmosfair Ausgleichszahlungen geleistet. Immerhin. Durch den Lernbaustein habe ich zudem gelernt, dass Sonnencreme und Baden nicht so eine tolle Kombination ist.

In Asien habe ich mal einen langen Strandabschnitt von Plastik befreit. Das ging ganz gut, weil immerhin zahlreiche Mülleimer vorhanden waren. Die Einheimischen schienen sich etwas zu wundern, so mein Eindruck. Am nächsten Morgen sah es so vermüllt aus, wie am Tag vor der Reinigungsaktion…

Gerade die „Kreuzfahrt in der Karibik“ wird auch dann nicht zu einer „sauberen“ Angelegenheit, wenn ich meine Flugreise kompensiere, dem Bordpersonal Trinkgeld gebe und auch mal in einem einheimischen Restaurant essen gehe. Warum ratet Ihr von dieser Art des Reisens nicht komplett ab?

Es ging primär darum, zu sensibilisieren, welche Faktoren beim Reisen eine Rolle spielen. Es war nicht das Anliegen, Verbote auszusprechen oder reisefeindlich aufzutreten. Jeder Mensch soll weiterhin die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden, wann wohin und unter welchen Rahmenbedingungen gereist werden kann.

Der Lernbaustein kann dazu beitragen, das eigene Reiseverhalten zu überdenken. Eigenes Verhalten kann konkret mithelfen, Tourismus fair zu gestalten. Das zeigen wir auf.

 

Das Online-Dossier "Besser Reisen" ist verfügbar auf der Themenseite Tourismus der FES OnlineAkademie:https://fes-online-akademie.de/themen/nachhaltigkeit/verreisen-fair-und-nachhaltig/

Bei Fragen zum Dossier wenden Sie sich an: Tobias.Paul(at)fes.de

Die Interviewfragen stellte Daniela Turß.


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