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Jugend in Vietnam: Treibende Kraft der gerechten Energiewende trotz Hindernissen

Junge Menschen aus Vietnam engagieren sich für eine gerechte Energiewende, fordern finanzielle Unterstützung, Zugang zu Ressourcen und Anerkennung als wichtige Akteure.

In Baku treffen sich derzeit Staats- und Regierungschefs aus aller zur Weltklimakonferenz, um über die schnellere Umsetzung von Klimaschutzverpflichtungen zu beraten. Der Energiesektor, als Hauptverursacher von CO2-Emissionen, steht ganz oben auf der Tagesordnung der COP29. Jugendliche und weitere Interessengruppen setzen sich vehement für eine effizientere und gerechtere Energiewende ein und engagieren sich in gemeinsamen Aktionen, damit der Aspekt der Gerechtigkeit nicht vergessen wird.

Engagement der vietnamesischen Jugend in der Energiewende

Als aufstrebende Volkswirtschaft in Südostasien hat Vietnam einen hohen Energieverbrauch und Strombedarf. Gleichzeitig hat sich das Land verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden und ist ein zentraler Akteur der „Just Energy Transition Partnership“ (JETP). Dabei spielt die Jugend Vietnams eine bedeutende Rolle. 96,6 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Vietnam möchten sich stärker im Rahmen der JETP engagieren.

Seit 2021 gibt es in Vietnam zahlreiche Programme zur Unterstützung des Engagements junger Menschen für eine gerechte Energiewende, darunter Green Youth Labs (GYL), Sustainable Energy for Youth (SE4Y) und NextGen. Besonders hervorzuheben ist das von der Friedrich-Ebert-Stiftung initiierte Projekt Green Youth Labs. Im Zeitraum von 2021 bis 2024 hat es über 540 junge Menschen unterstützt und 33 von Jugendlichen initiierte Projekte gefördert. Die Jugendinitiativen richteten sich an verschiedene Bevölkerungsgruppen wie Schüler_innen, Kinder, Künstler_innen, private Haushalte, in Armut lebende Menschen und ethnische Minderheiten.Diese Initiativen reichten von Bildungs- und Kommunikationsprojekten über künstlerische Formate bis hin zu technischen und wissenschaftlichen Arbeiten.

Herausforderungen für junge Klimaprojekte

Junge Menschen, die lokale Initiativen zur Energiewende auf den Weg bringen wollen, stehen vor drei großen Herausforderungen: der Finanzierung, der Gewinnung von Mitstreiter_innen für die Mitarbeit an den Initiativen und den erforderlichen Genehmigungen. Jugendprojekte verfügen in der Regel nur über begrenzte Mittel, da es für sie oft schwierig ist, die Anforderungen für die entsprechenden Kostenerstattungsverfahren zu erfüllen. Häufig handelt es sich bei den jungen Projektleiter_innen um Studierende oder Hochschulabsolvent_innen, die ihr Vorhaben zunächst aus eigener Tasche finanzieren, bis sie nach Projektabschluss die Kosten von Spendern erstattet bekommen. Zudem wissen sie oft nicht, wie sie die Finanzvorschriften einhalten sollen, und versäumen es manchmal, alle erforderlichen Belege zu sammeln, was die Erstattung zusätzlich erschwert. Hinzu kommt, dass junge Menschen normalerweise ehrenamtlich in ihren Projekten arbeiten und das Engagement der Teammitglieder je nach Selbstdisziplin und persönlichen Prioritäten variiert. Dies erschwert die Aufgabe der Teamleiter_innen, die selbst noch jung sind und die Herausforderung bewältigen müssen, Teams mit unterschiedlichsten Fähigkeiten und Interessen zu koordinieren. Aber selbst wenn ein Projekt gut organisiert ist und solide finanziert wird, gibt es ein weiteres Hindernis, das die Umsetzung verzögern oder verhindern kann: die Genehmigung durch die Kommunalbehörden. Für informelle Jugendgruppen, die nicht offiziell registriert sind, ist es oft zu riskant und unsicher, sich bei Partnern und örtlichen Behörden um Rechtsschutz zu bemühen.

Hindernisse für marginalisierte Gruppen

Wie ist die Situation für gefährdete und marginalisierte Jugendliche, die beispielsweise eine Behinderung haben, in abgelegenen Gebieten leben oder einer ethnischen Minderheit angehören? Für diese Gruppen ist die Vorstellung, eine lokale Initiative zur Energiewende zu starten, oft fern, da sie meist keinen Zugang zu den Informationen haben, die nötig wären, um das Thema zu verstehen. Gründe dafür sind fehlender Internetzugang und der Umstand, dass Programmangebote zum Kapazitätsaufbau im Bereich der Energiewende oft geografisch unerreichbar sind. Hinzu kommen Sprachbarrieren und Verständnisschwierigkeiten. Würden diese Herausforderungen überwunden, könnte eine wirklich barrierefreie und „gerechte“ Energiewende Realität werden.

Der offene Brief der jungen Vietnames_innen an die COP29 fordert, dass nicht nur sie selbst, sondern auch andere Akteure wie Regierungen, die Wissenschaft, NGOs und der Privatsektor aktiv werden und das Anliegen unterstützen. Der Brief ruft all diese Beteiligten dazu auf, die Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen, um ein stärkeres Engagement und eine faire Energiewende für junge Menschen zu ermöglichen – nicht nur in Vietnam, sondern weltweit. Er greift dabei Stimmen von Jugendlichen aus der ganzen Welt auf und appelliert an die COP29, Jugendaktionen zu fördern und die Mitwirkung junger Menschen zu koordinieren, damit globale Klimaprobleme gemeinsam angegangen werden können.


Aus dem Englischen von Christine Hardung

Über den Autor

Nguyễn Sơn Trà aus Hanoi, Vietnam, ist ein leidenschaftlicher Klimaaktivist und setzt sich mit ganzer Energie für die Einbindung junger Menschen in Umweltfragen ein.

Er war aktiv bei den Green Youth Labs dabei – einem Projekt von FES Vietnam und CAB, das junge Klimaaktivisten unterstützt und stärkt. Jetzt ist er bereits zum zweiten Mal auf der Klimakonferenz (COP) vertreten und kämpft weiterhin entschlossen für einen gerechten Energiewandel, an dem die Jugend maßgeblich beteiligt ist.

Mehr Informationen über den letzten Green Youth Labs Energy Summit finden Sie auf asia.fes.de


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