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"Ich möchte nicht, dass meine Kinder in Angst leben, so wie ich es tat”. Ein Kurzfilm über äthiopische Geflüchtete im Sudan.
Menschen, die als Kinder von äthiopischen Flüchtlingen im Sudan geboren wurden, leben häufig mit einem Dilemma. Auf der einen Seite werden viele von ihnen im Sudan nicht als Flüchtlinge anerkannt und bleiben ihr Leben lang Asylsuchende. Das bedeutet, dass sie alle drei Monate ihr Asylgesuch erneuern müssen und jederzeit ausgewiesen werden können. Auf der anderen Seite, können sie meistens nicht in ihre Heimat Äthiopien zurückkehren, weil ihre Eltern in der Opposition waren, dort Krieg herrscht, oder aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage ein menschenwürdiges Leben unmöglich ist.
Elsa ist in genau dieser Situation. Ihre Geschichte steht stellvertretend für Hunderttausende Äthiopier_innen, die in den letzten Jahrzehnten vor Krieg, politischer Verfolgung oder Hunger flüchteten. Als 1974 eine Militärjunta die Macht in Äthiopien ergriff begann ein Bürgerkrieg, der bis 1991 andauerte. Nachdem Major Mengistu Haile Mariam 1977 zum Führer des Regimes wurde, leitete er die „Rote-Terror-Kampagne“ ein, um jegliche Opposition zu unterdrücken. In nur zwei Jahren wurden Zehntausende Opfer von Folter, Todeskommandos und Massenhinrichtungen. Human Rights Watch schätzt, dass bis zur Entmachtung Mengistus im Jahr 1991 eine halbe Millionen Menschen starben.
Als Flüchtling geboren
Ende der 1970er Jahre kämpfte Elsas Vater gegen den brutalen Herrscher. Als er von den Todeskommandos gesucht wurde, flüchtete er in den Sudan. Elsas Mutter war gerade 16 Jahre alt, als ihr Heimatdorf in Flammen stand und sie alleine mit ihrer kleinen Schwester fliehen musste.
Elsa wurde als Kind äthiopischer Flüchtlinge im Sudan geboren. In ihrer Jugend sah sie, wie sich ihre Eltern mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielten, angetrieben von der Hoffnung, eines Tages legal in den Westen auszuwandern. Unermüdlich begleitete sie ihre Mutter zu Interviews mit den Vereinten Nationen (VN), füllte Anträge aus und dachte jedes Jahr, dass es ihr letztes Schuljahr im Sudan sein würde. Doch das vermeintliche Transitland Sudan wurde ungewollt zur Heimat.
„Ich glaubte immer, dass die Beamten der VN verstehen würden, dass wir hier nicht bleiben können. Doch nichts geschah. Hingegen erinnere ich mich an einen Tag, als ich meine Mutter bat mir Brot zu kaufen. Der Verkäufer schlug sie und sagte: ‘Du bist Äthiopierin und möchtest Brot?’ Von da an, zog ich mich völlig zurück.“
Heute haben die meisten Flüchtlinge im Sudan die Hoffnung aufgegeben, legal zu emigrieren und sehen keine andere Möglichkeit, als die riskante Reise über das Mittelmeer. Doch bereits während der Durchquerung der libyschen Wüste drohen viele Gefahren: Kriminelle entführen Migranten_innen, um ihnen Organe zu entnehmen oder Geld von den Familien zu erpressen. Im Mai 2015 töteten Kämpfer des sog. "Islamischen Staat" sechzehn Menschen aus Äthiopien und Eritrea und dokumentierte die Hinrichtungen in einem Video.
Auf dem Meer sind die Menschen in den Händen von Schleusern, die oftmals viel zu kleine, seeuntaugliche Boote verwenden, um Kosten zu minimieren. Im Jahr 2015 ertranken laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 3.770 Menschen. In diesem Jahr liegen Schätzungen bereits bei über 4700 Todesopfern.
Elsas Mann hat Europa erreicht und in Schweden Asyl erhalten. Doch jetzt sieht er sich mit nahezu unüberwindlichen bürokratischen Hürden konfrontiert. Um die Flüchtlingszahlen zu begrenzen, verabschiedete das schwedische Parlament im Juli 2016 ein neues Gesetz, das Familienzusammenführungen erheblich erschwert.
Auf sich alleine gestellt, muss Elsa wieder darauf warten, wie Beamte über ihr Schicksal entscheiden. In der Zwischenzeit bleibt die Angst um die Sicherheit ihrer Kinder. Eine Rückkehr nach Äthiopien ist für sie keine Option, denn gerade fliehen wieder Familienangehörige aus ihrer Heimatregion in den Sudan. Bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demostrant-/innen starben in den vergangenen Monaten Hunderte Menschen.
„Wir wünschen uns nur, dass sich unsere Geschichte nicht wiederholt und unsere Kinder in Sicherheit aufwachsen und eine gute Ausbildung erhalten.“
Kontakt: Axel Blaschke, Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung Sudan
Kurzfilmreihe: "Menschen in Bewegung" - Warum verlassen Menschen ihre Heimat? Welche Wege gehen sie?
Antworten auf diese Fragen bietet eine Reihe von Kurzfilmen, die FES-Auslandsbüros in Zusammenarbeit mit lokalen Firmen produziert haben. Die Filme erscheinen auf unserem Themenportal "Flucht, Migration, Integration". Gerne können Sie diese für eigene Veranstaltungen nutzen.
Bisher erschienen:
Der Weg war nie das Ziel. "Wir sind zu Migranten geworden...aber eines Tages werden wir ankommen." Kurzfilm über eine Familie aus Kuba auf der Flucht.
Zurück. Lana Mayer flüchtete in den 90er Jahren aus Kroatien nach Deutschland. Sie kehrte zurück nach Vukovar. Dieser Film erzählt ihre Geschichte.
Das Regenbogen-Center in Gaziantep. „Im Exil besteht die Chance, die Schatten der Gewalt zu überwinden“. Kurzfilm über syrische Dissidenten, die sich um traumatisierte Kinder kümmern.
Zwischen den Stühlen, Teil 2. Elsas Mann Yosef ist in Schweden angekommen. Seine Familie konnte er bislang nicht aus dem Sudan nachholen. Teil 2 des Kurzfilms "Zwischen den Stühlen".
Cyber-Mama - Mama in den USA, Kinder in El Salvador. Ein Kurzfilm über Kinder, die bei ihrer Großmutter aufwachsen, weil die Eltern zum Arbeiten weggezogen sind.
Asfur – syrische Flüchtlinge in der Türkei. „Asfur“ gibt Einblick in die Lebenssituation von Syrer_innen, die Hals über Kopf aus dem Kriegsgebiet Syrien fliehen mussten und nun im türkischen Hatay leben.
Jaminton und Yannia gehen weg - Vertreibung im eigenen Land. Ein Kurzfilm über eine Familie in Kolumbien, die wegen Bürgerkrieg und Gewalt im eigenen Land zu Vertriebenen wird.
Move. Drei Menschen verlassen ihre Heimat. Alle leben in Namibia. Im Kurzfilm 'Move' reflektieren sie über Migration, europäische Doppelmoral und ungleiche Machtverhältnisse.
Die Zurückgelassenen – Wenn die Männer weggehen. Ein Kurzfilm über die Herausforderungen von Frauen und Familien in Indien, deren Männer auf der Suche nach Arbeit migriert sind.
Nowhere Man – Pakistanische Geflüchtete in Südkorea kämpfen um Anerkennung.Familie A. ist aus Pakistan ins 6.000 km entfernte Südkorea geflohen – eine Geschichte auch über die südkoreanische Asylpolitik.
Hinter dem Meer. Der Film zeigt die Geschichte von vier Algerier_innen, die aus verschiedenen Gründen ihre Heimat verließen und nach einiger Zeit wieder nach Algerien zurückgekehrten.
Ein Dokumentarfilm zeigt, dass die Gründe, warum Menschen ihr Land verlassen, vielseitig sind.
Ein Kurzfilm über die Herausforderungen von Frauen und Familien in Indien, deren Männer auf der Suche nach Arbeit migriert sind.
Elsas Mann Yosef ist in Schweden angekommen, seine Familie lebt weiterhin im Sudan. Teil 2 des Kurzfilms "Zwischen den Stühlen".
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