11.04.2025
30 Jahre Pekinger Erklärung und Aktionsplattform in Asien: Ein Meilenstein der Gleichstellung
Redaktion: FES Asia
Vor dreißig Jahren verabschiedeten auf der 4. Weltfrauenkonferenz die UN-Mitgliedstaaten mit der Pekinger Erklärung und Aktionsplattform (BPfA) das bisher umfassenste Konzept zur Förderung der Frauenrechte und der Geschlechtergerechtigkeit. Die Aktionsplattform ist bis heute ein Meilenstein und bietet einen globalen Rahmen für die Förderung der Gleichstellung.
Zur Feier des 30-jährigen Jubiläums hat das FES-Kompetenzzentrum für Geschlechtergerechtigkeit im Raum Asien-Pazifik in Zusammenarbeit mit den FES-Länderbüros der Region die Errungenschaften der letzten drei Jahrzehnte im Bereich Gleichstellung für 13 Länder ausgewertet und Hindernisse, die der Geschlechtergerechtigkeit in der Region noch immer im Wege stehen beleuchtet sowie mögliche Lösungen zur Bewältigung dieser Herausforderungen untersucht.
Im Rahmen dieses Projektes präsentieren wir auf dieser Seite die Ergebnisse in Form kurzer Textbeiträge und ergänzender Illustrationen.
Australien
Wir blicken auf die Entwicklungen auf dem Gebiet der Gleichstellung der Geschlechter. Von der Vertretung von Frauen in Führungspositionen bis hin zur wirtschaftlichen Teilhabe wurden bedeutende Fortschritte erreicht – aber noch wurden nicht alle Herausforderungen überwunden.
Erzielte Fortschritte:
- Die Vertretung von Frauen im Parlament stieg von 27 % im Jahr 1995 auf 47 % im Jahr 2024.
- Das Gleichstellungsgesetz 2020 und Maßnahmen wie „Frauen in Führungspositionen“ fördern die Geschlechterparität.
- Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist auf 61 % gestiegen, und es gibt Bemühungen zur Beseitigung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles.
- Strategien zur Gleichstellung am Arbeitsplatz, beispielsweise bezahlte Elternzeit und Rentenreformen, unterstützen die wirtschaftliche Absicherung von Frauen.
- Die Regierung investiert 2,3 Milliarden Dollar in den Nationalen Plan zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Kinder (2022-2032).
Anhaltende Herausforderungen:
- Das geschlechtsspezifische Lohngefälle liegt trotz Verbesserungen immer noch bei 13,4 %.
- Frauen sind in leitenden Führungsrollen nach wie vor unterrepräsentiert: Nur 30 % der Vorstandsposten sind mit Frauen besetzt.
- Die geschlechtsspezifische Ungleichheit bei der unbezahlten Sorgearbeit wirkt sich weiterhin auf die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen aus.
- Das Justizsystem hat mit geringen Strafverfolgungs- und Verurteilungsquoten in Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt zu kämpfen.
Handlungsempfehlungen:
- Stärkung der Maßnahmen zur Schließung des Lohngefälles und zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Unsicherheit.
- Verbesserter Schutz und Zugang zur Justiz für Überlebende von Gewalt.
- Förderung einer gender-inklusiven Bildungs- und Arbeitsplatzpolitik.
- Beseitigung systemischer Hindernisse, die die Chancen von Frauen auf Führungspositionen mindern.
- Trotz Rückschlägen nicht aufgeben - und auf transformative Veränderungen drängen.
Bangladesch
Erzielte Fortschritte:
- Die Vertretung von Frauen im Parlament ist gestiegen: 50 Sitze sind hier für Frauen reserviert. Außerdem besetzen Frauen ein Drittel der Sitze in den Kommunalverwaltungen.
- Mehr als 60 % der Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie sind Frauen, was ihre wirtschaftliche Teilhabe sichert.
- Das Gesetz gegen häusliche Gewalt (2010) und das Gleichstellungsgesetz (2018) stärken den rechtlichen Schutz von Frauen.
- Eine geschlechtersensible Haushaltsplanung und Mikrofinanzierungsprogramme steigern das wirtschaftliche Empowerment von Frauen.
Anhaltende Herausforderungen:
- Frauen spielen nach wie vor nur eine begrenzte Führungsrolle, da patriarchalische Normen ihre Chancen einschränken.
- Es gibt noch immer ein geschlechtsspezifisches Lohngefälle und zu wenig leitende Führungspositionen für Frauen.
- Eine unzulängliche Strafverfolgung beeinträchtigt die Gerechtigkeit für Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt.
- Unzureichende Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz, beispielsweise das Fehlen sicherer Verkehrsmittel und fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten, behindern die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen.
Handlungsempfehlungen:
- Durchsetzung von Maßnahmen zur Entgeltgleichheit und zur Schaffung von gendergerechten Arbeitsplätzen.
- Eine über reine Quoten hinausgehende Stärkung weiblicher Führungsrollen.
- Verbesserung des Zugangs zur Justiz und zur Strafverfolgung in Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt.
- Verbesserung der wirtschaftlichen Chancen durch besseren Zugang zu Krediten und Führungspositionen.
China
Wir blicken zurück auf eine dreißigjährige Entwicklung, in der China zweifellos bedeutende Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter erreicht hat. Doch es bestehen nach wie vor Herausforderungen, und der Weg in die Zukunft erfordert anhaltende Bemühungen.
Frauen in Macht- und Entscheidungspositionen: Der Anteil der Richterinnen ist landesweit von 16,7 % im Jahr 1995 auf 40,2 % im Jahr 2023 gestiegen, und 26,5 % der Mitglieder des Nationalen Volkskongresses (NVK) in China waren im Jahr 2023 Frauen. Frauen sind in der Politik jedoch noch immer unterrepräsentiert, und es gibt keine konkreten quantitativen Ziele für die Teilhabe von Frauen auf Entscheidungsebenen.
Frauen und Wirtschaft: Unternehmerinnen leiten heute 55 % der durch Mikrokredite finanzierten Betriebe, und 41,9 % der Aufsichtsfunktionen werden von Frauen ausgeübt. Allerdings gibt es nach wie vor Diskriminierung im Erwerbsleben sowie ein geschlechtsspezifisches Gefälle bei Löhnen und Rentenleistungen.
Bildung und Ausbildung: Der Anteil weiblicher Lehrkräfte lag 2018 erstmals über 50 %, und die gendersensible Bildung wird ausgeweitet. Dennoch sind geschlechtsspezifische Stereotype nach wie vor im Bildungssystem verankert, und die Beteiligung von Frauen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) ist weiterhin gering.
Handlungsempfehlungen:
- Festlegung klarer Ziele für die Vertretung von Frauen in Entscheidungspositionen.
- Stärkung der Maßnahmen zur Beseitigung der Diskriminierung im Erwerbsleben und zum Abbau des geschlechtsspezifischen Lohngefälles.
- Ausweitung des Zugangs zu Bildung in den MINT-Fächern und Bekämpfung von geschlechtsspezifischen Stereotypen in Schulen.
- Förderung der gemeinsamen Verantwortung für unbezahlte Sorgearbeit, um die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen zu unterstützen.
Indien
Erzielte Fortschritte:
- Das Gesetz zur Reservierung von Parlamentssitzen für Frauen [Nari Shakti Vandan Adhiniyam] aus dem Jahr 2023 verspricht Frauen 33 % der Sitze im Parlament und baut auf der Regelung zur Reservierung von 50 % der Sitze in den Kommunalverwaltungen von 20 Bundesstaaten auf.
- Die Erwerbstätigkeitsrate bei Frauen in Indien ist auf 41,7 % gestiegen (2024), und 8,86 % des Unionshaushaltes werden durch eine gendersensible Haushaltsplanung erstellt.
- Das Gesetz zum Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt (2005) und die Rechtsreformen nach dem Fall Nirbhaya haben die Mechanismen der Justiz gestärkt.
- Von Frauen geleitete Initiativen wie Khabar Lahariya verstärken die Stimmen der Frauen in ländlichen Gebieten, während Plattformen zur Anzeige von Cyberkriminalität Möglichkeiten anbieten, gegen Online-Gewalt vorzugehen.
Anhaltende Herausforderungen:
- Frauen besetzen nur 13,63 % der Sitze im Parlament – Indien liegt damit weit unter dem weltweiten und regionalen Durchschnitt.
- Unbezahlte Sorgearbeit belastet indische Frauen unverhältnismäßig stark und schränkt ihre Teilhabe in der formellen Arbeitswelt ein.
- Geschlechtsspezifische Gewalt ist nach wie vor weit verbreitet. Die Zahl der angezeigten Fälle stieg zwischen 2016 und 2022 um 26 %.
- Die Vertretung von Frauen in den Medien und in Führungspositionen ist noch immer gering, was geschlechtsspezifische Stereotype verstärkt und den Einfluss von Frauen begrenzt.
Handlungsempfehlungen:
- Umsetzung des Gesetzes zur Reservierung von Parlamentssitzen für Frauen, um deren politische Teilhabe zu beschleunigen.
- Verringerung der Belastung durchunbezahlte Sorgearbeit durch Maßnahmen zur Förderung der Kinderbetreuung, flexible Arbeitsregelungen und gleichberechtigte Verteilung der Aufgaben im Haushalt.
- Stärkung rechtlicher Schutzmaßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit von Frauen durch Aufstockung der Mittel für Unterstützungsstrukturen und Frauenhäuser und Gewährleistung zügiger Gerichtsverfahren.
- Überwindung der geschlechtsspezifischen digitalen Kluft durch die Gewährleistung eines gleichberechtigten Zugangs zu Informationen, Führungspositionen und Vertretung in den Medien.
Indonesien
Erzielte Fortschritte:
- Die Vertretung von Frauen im Parlament ist von 8,2 % (1999) auf 21,9 % (2024) gestiegen, und 4.120 Frauen haben als Dorfvorsteherinnen eine Führungsrolle in ihren Gemeinden übernommen.
- 64,5 % der KKMU befinden sich nun im Besitz von Frauen, was deren wirtschaftliche Unabhängigkeit stärkt.
- Das Gesetz über sexuelle Gewaltverbrechen (2022) bietet einen rechtlichen Rahmen für den Schutz von Überlebenden und die Strafverfolgung der Täter.
- Die Beteiligung von Frauen an sozialen Forstprogrammen stieg von 15 % (2022) auf 18 % (2023), was die Führungsrolle von Frauen im Umweltbereich stärkt.
Anhaltende Herausforderungen:
- Die politische Teilhabe von Frauen wird weiterhin durch Stimmenkauf bei Wahlen, kulturelle Barrieren und unbezahlte Sorgearbeit behindert.
- Die Erwerbsbeteiligung von Frauen stagniert bei 51 - 53,4%, wobei viele Frauen in informellen, schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen gefangen sind.
- Geschlechtsspezifische Gewalt ist nach wie vor weit verbreitet, und es gibt Mängel im Bereich der Strafverfolgung und der Schutzmaßnahmen für Frauen.
- Indigene Frauen werden von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, wodurch ihre Rolle in der Umweltgovernance eingeschränkt wird.
Handlungsempfehlungen:
- Stärkung weiblicher Führungsrollen und Gewährleistung einer sinnvollen politischen Teilhabe, die über reine Quoten hinausgeht.
- Ausweitung einer gendersensiblen Wirtschaftspolitik und Zugang zu Ressourcen.
- Bessere Durchsetzung von Gesetzen zum Schutz von Frauen vor Gewalt und Diskriminierung.
- Förderung einer inklusiven Klimapolitik zum Empowerment weiblicher Führungsfiguren im Umweltbereich.
- Förderung eines gerechten Steuersystems und Vermeidung einer unverhältnismäßigen Belastung von Frauen durch die Steuerpolitik.
Mongolei
Erzielte Fortschritte:
- Die Vertretung der Frauen im Parlament stieg von 3,9 % im Jahr 1992 auf 17,1 % im Jahr 2020 und weiter auf 25 % im Jahr 2024. Dies war die Folge einer Änderung des Wahlgesetzes (2012), das nun festlegt, dass mindestens 20% der Kandidat*innen für politische Ämter Frauen sein müssen. 2023 wurde diese Quote auf 30 % für die Wahl im Jahr 2024 und auf 40 % für die Wahl im Jahr 2028 erhöht.
- Die Initiative EQUANOMICS fördert die Gleichstellung in öffentlichen Einrichtungen mit dem Ziel, Ungleichheiten innerhalb der Belegschaft abzubauen.
- Elternzeitregelungen und Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz wurden im Rahmen von Arbeitsrechtsreformen gestärkt, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern.
- Die Parteien haben sich verpflichtet, Rechtsreformen zu unterstützen, welche die Zahl weiblicher Kandidaten bei Wahlen steigern sollen.
Anhaltende Herausforderungen:
- Gesellschaftliche Normen und Stereotype schränken trotz rechtlicher Fortschritte noch immer weibliche Führungsrollen und die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen ein.
- Ein geschlechtsspezifisches Lohngefälle und Diskriminierung am Arbeitsplatz sind nach wie vor weit verbreitet, insbesondere in der Privatwirtschaft.
- Eine nur bedingt geschlechtersensible Berichterstattung in den Medien und fehlende geschlechtsspezifische Daten behindern eine evidenzbasierte Politikgestaltung.
- Frauen übernehmen weiterhin einen unverhältnismäßig hohen Anteil an unbezahlter Sorgearbeit, was ihr berufliches Fortkommen einschränkt.
Handlungsempfehlungen:
- Gewährleistung einer effektiven Umsetzung der Frauenquote von 40 % als Ausgangspunkt. Förderung weiblicher Führungsrollen auch außerhalb der Politik.
- Stärkung einer gendersensiblen Beschäftigungspolitik und Bekämpfung von Lohngefällen und Diskriminierung.
- Ausweitung der gendersensiblen Bildung und Darstellung in den Medien zur Hinterfragung schädlicher Stereotype.
- Ausweitung der Datenerhebung zu geschlechtsspezifischen Ungleichheiten als Grundlage für Politik und Rechenschaftspflicht.
Nepal
Erzielte Fortschritte:
- Das Wahlgesetz schreibt eine Frauenquote von 33 % in Bundesorganen vor und stärkt damit die Rolle der Frauen in der Regierung.
- Die Teilhabe von Frauen in der Kommunalverwaltung hat zugenommen, und viele Frauen amtieren als Bürgermeisterinnen und stellvertretende Bürgermeisterinnen.
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen, darunter das Gesetz über Belästigung am Arbeitsplatz (2015) und die Reformen des Strafgesetzbuchs, haben den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt verbessert.
- Das Palermo-Protokoll (2020) wurde ratifiziert, um den Menschenhandel zu bekämpfen. In diesem Zusammenhang wurden 21 Schutzunterkünfte und 2 langfristige Rehabilitationszentren eingerichtet.
Anhaltende Herausforderungen:
- Trotz der Quoten bleiben weibliche Führungsrollen weitgehend symbolisch, mit begrenzter Entscheidungsbefugnis in Schlüsselsektoren.
- 66,5 % der Frauen arbeiten in informellen, ungeschützten Arbeitsverhältnissen, und ihre Kontrolle über wirtschaftliche Vermögenswerte ist noch immer gering.
- 27 % der Frauen sind körperlicher, sexueller oder emotionaler Gewalt durch ihre Intimpartner ausgesetzt, und schädliche Praktiken wie Chhaupadi (Verbannung während der Menstruation) bestehen trotz geltender Verbote fort.
- Die gendersensible Haushaltsplanung ist nach wie vor unzureichend, und es werden nicht genügend Mittel für Frauenprogramme bereitgestellt.
Handlungsempfehlungen:
- Gewährleistung eines echten politischen Empowerments von Frauen, das über symbolische Quoten hinausgeht.
- Verbesserung der wirtschaftlichen Chancen und der sozialen Sicherung für Frauen im informellen Sektor.
- Stärkere Durchsetzung von Gleichstellungsgesetzen und Beseitigung diskriminierender Praktiken.
- Investitionen in die Erhebung geschlechtsspezifischer Daten als Grundlage für politische Maßnahmen und für die Schließung der Gleichstellungslücke.
Neuseeland
In 16 der letzten 30 Jahre standen Frauen an der Spitze des Landes, und es wurden Fortschritte in den Bereichen politische Teilhabe, wirtschaftliche Inklusion, Gesundheit und Rechtsreformen erzielt. Dennoch gibt es tief verwurzelte Herausforderungen, die kontinuierliche Maßnahmen erfordern.
Erzielte Fortschritte:
- Neuseeland hat im Jahr 2023 die Geschlechterparität im Kabinett erreicht, und 2022 waren im Parlament fast genauso viele Frauen wie Männer vertreten (60 Frauen, 59 Männer).
- Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist von 54,3 % im Jahr 1991 auf 67,1 % im Jahr 2022 gestiegen; über 53 % der öffentlichen Führungsämter werden von Frauen bekleidet.
- Initiativen wie der Aktionsplan zur Beseitigung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles und der Aktionsplan für die Beschäftigung von Frauen fördern deren Inklusion.
- Die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs im Jahr 2020 war ein großer Erfolg für die Rechte der Frauen im Gesundheitsbereich.
Anhaltende Herausforderungen:
- Lohnunterschiede und die Unterbewertung der Sorgearbeit bestehen in allen Sektoren fort.
- Es wird geschätzt, dass 93 % der sexuellen Übergriffe nicht gemeldet werden, und die häusliche Gewalt hat in den letzten fünf Jahren zugenommen.
- Strukturelle Barrieren erschweren den Zugang zur Justiz und zum Gesundheitswesen für Frauen aus ländlichen Gebieten, Migrantinnen und Frauen, die einer Minderheit angehören.
- Es gibt nach wie vor nicht genügend intersektionelle Ansätze, und traditionelle Geschlechterrollen bestehen in gesellschaftlichen Haltungen fort.
Handlungsempfehlungen:
- Durchsetzung der Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen, Investitionen in die Pflegeinfrastruktur.
- Ausweitung der Schutzmaßnahmen und des Zugangs zur Justiz für Überlebende von Gewalt.
- Schwerpunktsetzung auf den Bedarf an speziellen Gesundheitsleistungen für Frauen aus marginalisierten Gruppen.
- Förderung der intersektionellen Erziehung ab dem frühen Kindesalter zur Hinterfragung von Stereotypen und zur Veränderung von Normen.
Pakistan
Pakistan hat bemerkenswerte Fortschritte bei der Förderung der Gleichstellung erreicht. Die Situation in den Bereichen Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen, wirtschaftliches Empowerment und Menschenrechte hat sich verbessert, aber es bestehen noch immer tief verwurzelte strukturelle Hindernisse.
Erzielte Fortschritte:
- Die politische Vertretung von Frauen ist gestiegen: 17 % der Sitze in den National- und Provinzversammlungen sind für Frauen reserviert.
- Wirtschaftliche Inklusionsbemühungen wie das Benazir-Programm zur Einkommensunterstützung und eine gendersensible Wirtschaftsgesetzgebung und Wirtschaftspolitik führen zu einem finanziellen Empowerment der Frauen.
- Bahnbrechende Gesetzesreformen, darunter das Gesetz zum Schutz vor Belästigung und die Einrichtung der Nationalen Kommission für den Status der Frauen, haben die Rechte der Frauen gestärkt.
- Gendersensible klimapolitische Maßnahmen wie der Gender-Aktionsplan gegen den Klimawandel (Climate Change Gender Action Plan) unterstützen die Führungsrolle der Frauen im Bereich ökologische Nachhaltigkeit.
Anhaltende Herausforderungen:
- Frauen sind in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft noch immer unterrepräsentiert.
- Wirtschaftliche Hindernisse bestehen fort: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen liegt bei lediglich 23 %, und es besteht eine krasse Ungleichheit im Hinblick auf die finanzielle Inklusion von Frauen.
- Geschlechtsspezifische Gewalt und rechtliche Hindernisse erschweren weiterhin den Zugang zu Justiz und Sicherheit.
- Lücken in der Umsetzung politischer Maßnahmen und das Fehlen einer gendersensiblen Haushaltsplanung bremsen den Fortschritt.
Handlungsempfehlungen:
- Stärkung der politischen Teilhabe von Frauen über reservierte Quoten hinaus.
- Verbesserung der wirtschaftlichen Chancen durch besseren Zugang zu Arbeitsplätzen und Ressourcen sowie Unterstützung bei der Unternehmensgründung.
- Bessere Durchsetzung politischer Maßnahmen und Investitionen in eine gendersensible Regierungsführung.
- Hinterfragung tief verwurzelter patriarchalischer Normen durch Bildung, Sensibilisierung und systemische Reformen.
Philippinen
Erzielte Fortschritte:
- 27 % der Sitze im Kongress und 43 % der leitenden Führungspositionen in Unternehmen sind mittlerweile mit Frauen besetzt.
- Gesetze wie die Magna Carta der Frauenrechte, der Safe Spaces Act (Gesetz über sichere Räume) und der erweiterte Mutterschutz haben die Rechte von Frauen gestärkt.
- Das Gesetz über verantwortungsvolle Elternschaft und reproduktive Gesundheit von 2012 und das Gesetz über die ersten 1.000 Tage haben den Zugang zur Gesundheitsversorgung für Mütter und Kinder verbessert.
- Philippinische Journalistinnen wie Maria Ressa reißen Barrieren ein und werfen ein weltweites Schlaglicht auf die Pressefreiheit.
Anhaltende Herausforderungen:
- Frauen in der Politik haben oft keine wirkliche Entscheidungsmacht, und viele von ihnen dienen als verlängerter Arm politischer Dynastien.
- Das geschlechtsspezifische Lohngefälle besteht fort, und Millionen von Frauen arbeiten weiterhin in der informellen Wirtschaft und sind sozial kaum abgesichert.
- Haushaltskürzungen im Gesundheitswesen bedrohen die reproduktive Gesundheitsversorgung, und die „Umfassende Sexualerziehung“ wurde eingestellt.
- Der Sexismus in den Medien besteht fort, verstärkt schädliche Stereotype und schränkt die Stimme der Frauen in Führungspositionen ein.
Handlungsempfehlungen:
- Sicherstellung einer echten Machtbefugnis der Frauen in der Politik, nicht nur einer symbolischen Vertretung.
- Verbesserung der wirtschaftlichen Chancen und der sozialen Sicherung für Frauen, insbesondere bei informeller Arbeit.
- Durchsetzung gendersensibler Gesetze und Aufstockung der Mittel für die Gesundheitsversorgung und die Rechte von Frauen.
- Bekämpfung von Sexismus in den Medien und Verstärkung der Stimmen von Frauen in Führungspositionen und in der Regierung.
Südkorea
Frauen in Machtpositionen und Entscheidungsprozessen: Von einem Frauenanteil von 1 % im Jahr 1996 auf 20 % im Jahr 2024 - Südkorea hat Fortschritte bei der politischen Teilhabe der Frauen erzielt. Das Quotensystem für Richterinnen (2003) und die Ernennung der ersten Ministerin für Gleichstellung und Familie (2001) waren dabei wichtige Meilensteine. Dennoch gibt es nach wie vor Ungleichheiten, und es bedarf stärkerer politischer Maßnahmen, um die Kluft zwischen den Geschlechtern zu schließen.
Frauen und Wirtschaft: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen hat in den letzten 30 Jahren zugenommen, aber weibliche Führungskräfte sind nach wie vor überwiegend in unterstützenden anstelle von leitenden Funktionen tätig. Das Gesetz über Finanz- und Investitionsdienstleistungen und Kapitalmärkte (2022) soll die Gleichstellung der Geschlechter verbessern, doch es bestehen noch Herausforderungen bei seiner Umsetzung.
Gewalt gegen Frauen: Gesetzliche Fortschritte wie das Gesetz zur Prävention sexueller Gewalt und zum Schutz der Opfer (2010) und das Gesetz zur Prävention von Stalking und zum Schutz der Opfer (2023) haben den Schutz von Frauen verbessert. Digitale sexuelle Gewalt und extreme faschistische Drohungen unterstreichen jedoch, dass es dringend einer stärkeren Durchsetzung der Gesetze und eines kulturellen Wandels bedarf.
Frauen und Medien: Südkorea verzeichnete einen Anstieg der von Frauen geleiteten Medienproduktionen und eine stärkere Vertretung in Filmen und Dokumentationen. Fake News und gegen Frauen gerichtete Hassrede in den sozialen Medien sind jedoch nach wie vor ein großes Problem. Das Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act, DSA) soll dies bekämpfen. Parallel dazu gibt es Bemühungen zur Förderung gendersensibler Medien.
Handlungsempfehlungen:
- Stärkung weiblicher Führungsrollen durch strenge Überwachung und Durchsetzung politischer Maßnahmen.
- Sicherstellung einer branchenübergreifenden Chancengleichheit in Entscheidungspositionen.
- Verbesserung des Rechtsrahmens für den Umgang mit geschlechtsspezifischer Gewalt und digitaler Sicherheit.
- Förderung einer diversen und ermächtigenden Darstellung von Frauen in den Medien.
Thailand
Erzielte Fortschritte:
- Die Vertretung der Frauen im Parlament ist von 4,5 % (1995) auf 19,2 % (2023) gestiegen, was den stetigen Fortschritt bei der politischen Inklusion von Frauen zeigt.
- 24% der Firmenleiter*innen und Geschäftsführer*innen sind inzwischen Frauen. Dieser Anteil übertrifft damit sowohl den weltweiten Durchschnitt von 20% als auch den durchschnittlichen Anteil in der Region Asien-Pazifik (13%).
- Von Frauen geführte Arbeiterbewegungen haben stärkere Rechte durchgesetzt, darunter die Verlängerung des Mutterschutzes von 90 auf 98 Tage, wobei bereits ein Vorschlag für eine weitere Verlängerung auf 120 Tage vorliegt.
- Die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen im Jahr 2025 ist ein wichtiger Meilenstein für die Gleichstellung der Geschlechter und der LGBTQ+-Community.
Anhaltende Herausforderungen:
- Frauen sind nach wie vor in leitenden Positionen der Regierung unterrepräsentiert, nur 23,9 % bekleiden hochrangige Beamtenposten.
- 54 % der Frauen arbeiten im informellen Sektor, ohne soziale Sicherung und Leistungen wie bezahlten Urlaub und Altersversorgung.
- Starre Geschlechternormen führen weiterhin zu einer Belastung derFrauen durch unbezahlte Sorgearbeit und schränken so ihre wirtschaftliche Teilhabe ein.
- Die Automatisierung bedroht frauendominierte Arbeitsplätze, denn viele Frauen sind in Positionen tätig, die leicht durch Technologie ersetzt werden können.
Handlungsempfehlungen:
- Ausweitung der sozialen Sicherung für informell Beschäftigte und Niedriglohnempfänger*innen.
- Stärkung der politischen Vertretung von Frauen durch gezielte Maßnahmen und Frauenquoten.
- Unterstützung von Kinderbetreuungs- und Altenpflegediensten, um unbezahlte Betreuungsaufgaben zu erleichtern.
- Förderung von MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und digitalen Kenntnissen, um Frauen auf die künftige Arbeitswelt vorzubereiten.
Vietnam
Erzielte Fortschritte:
- Die Vertretung von Frauen in der 15. Nationalversammlung liegt bei 30,26 % (2021-2026) und ist damit eine der höchsten in der Region.
- Frauen machen 47,3 % der vietnamesischen Beschäftigten aus, und 50 % der Studierenden in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sind weiblich.
- Das Gesetz zur Gleichstellung der Geschlechter (2006) und das Gesetz zur Prävention und Kontrolle häuslicher Gewalt (2007) haben den rechtlichen Schutz von Frauen verbessert.
- Von Frauen geleitete Umwelt- und Katastrophenschutzinitiativen prägen die Bemühungen um Klimaresilienz und Nachhaltigkeit.
Anhaltende Herausforderungen:
- Frauen sind in Führungs- und Entscheidungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Politische und wirtschaftliche Schlüsselpositionen sind weiterhin von Männern dominiert.
- Es bestehen noch immer Hindernisse für das wirtschaftliche Empowerment von Frauen, da viele von ihnen in informellen, schlecht bezahlten Jobs ohne soziale Sicherung tätig sind.
- Geschlechtsspezifische Gewalt ist noch immer ein kritisches Thema: Die Strafverfolgungsrate ist gering, und es herrscht nach wie vor eine Kultur des Schweigens.
- Frauen haben nur begrenzten Zugang zu finanziellen Ressourcen und digitaler Inklusion und deshalb begrenzte Möglichkeiten, in wachstumsstarken Branchen voranzukommen.
Handlungsempfehlungen:
- Stärkung weiblicher Führungsrollen und der politischen Teilhabe von Frauen über reine Quoten hinaus.
- Ausweitung der sozialen Sicherung und finanziellen Inklusion von Frauen in der informellen Wirtschaft und im ländlichen Raum.
- Bessere Durchsetzung der Gesetze zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung.
- Investitionen in die MINT-Fächer, digitale Kompetenz und eine geschlechtersensible Klimapolitik.
Der Weg nach Vorn
Alle 13 untersuchten Länder haben seit der Konferenz von Peking Fortschritte gemacht, doch noch immer gilt es große Herausforderungen zu überwinden. Damit systemische Barrieren überwunden werden, bedarf es einer mutigen Politik, einer inklusiven Regierungsführung und eines kollektiven Engagements für einen transformativen Wandel.
Unser abschließendes Schaubild zeigt die Schlüsselbereiche in denen die Geschlechtergerechtigkeit in der Region Asien-Pazifik weiter gefördert werden muss – von Bildung und fairer Beschäftigungspolitik bis hin zu Führungsrollen, Klimaschutz und rechtlichem Schutz:
Dieser Beitrag erschien anlässlich des Internationalen Frauentages am 11.04.2025 in englischer Sprache auf asia.fes.de.
Kompetenzzentrum Geschlechtergerechtigkeit Asien-Pazifik
Das regionale Feminismus-Projekt in Asien hat ein asienweites Netzwerk von progressiven männlichen und weiblichen Feminist_innen und Volkswirtschaftler_innen aufgebaut. Dieses Bündnis will Einfluss auf regionale und globale Debatten nehmen. Dabei werden dominante kapitalistische und neoliberale Argumente in Frage gestellt und bestehende Ungleichheitsverhältnisse mit Blick auf wirtschaftliche Chancen und Arbeitsteilung thematisiert. Im asiatischen Verständnis sozialer Gerechtigkeit sollen die Belange von Frauen aufgenommen und feministischer Kritik mehr Gehör geschenkt werden.
Kontakt: Natalia Figge (FES Nepal)