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Im Nahen/Mittleren Ostens und Nordafrika standen Frauen während des „Arabischen Frühlings“ an vorderster Front der Proteste: Ihre Stimmen waren entscheidend, trotz Gewalt und sexueller Übergriffe gegen sie.
In den allgemeinen, öffentlichen Diskussionen über Megatrends wie Digitalisierung, Klimawandel und den Aufstieg rechter Ideologien werden die Perspektiven von Frauen jedoch oft nicht berücksichtigt. Aber ihre Stimmen müssen Gehör finden, um die Risiken steigender sozialer Ungerechtigkeit zu reduzieren, die mit den aktuellen Entwicklungen einhergehen.
Ungerechtigkeit wird auch durch das Personenstandsrecht in der Region manifestiert, das Frauen der männlichen Vormundschaft unterwirft und dadurch die Weiterentwicklung von traditionellen Rollenbildern verhindert, die durch Gehorsamkeit und Marginalisierung tief verwurzelt sind. Auch nach Jahrzehnten des feministischen Aktivismus und der Lobbyarbeit in der Region zeigt sich der Widerstand gegen die Veränderung der traditionellen Geschlechterrollen darin, dass Frauen weiterhin aus Politik und Wirtschaft ausgeschlossen sind.
Die Dominanz neoliberaler Strukturanpassungsprogramme der letzten Jahrzehnte haben zu einem Wandel der feministischen Bewegungen im Globalen Süden geführt. Diese haben sich von breiten politischen Bewegungen zu Nichtregierungsorganisationen entwickelt, die ihre Arbeit an Projekten und Fördergeldern orientieren. Darüber hinaus haben sich klare Diskrepanzen zwischen dem wissenschaftlichen feministischen Diskurs und der Arbeit von Aktivistinnen vor Ort manifestiert. Dies hat zur Folge, dass der einst revolutionäre Feminismus nun ein fügsamer ist. Darüber hinaus haben Allianzen feministischer Akteurinnen häufig ein Ablaufdaten, das mit dem Ende von Einzelprojekten zusammenfällt.
Nichtsdestotrotz waren und sind Frauenrechtlerinnen in der Region aktiv, um diskriminierende Gesetze und soziale Praktiken zu beseitigen und die Repräsentation von Frauen im persönlichen, politischen und wirtschaftlichen Raum zu verbessern.
Im Rahmen des Projekts Politischer Feminismus in der MONA-Region möchte die FES diese Probleme angehen, indem sie (1) die Entwicklung innovativer Strategien und feministischer Alternativen für die aktuellen gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen in der Region fördert und in den öffentlichen Diskurs einführt; (2) Raum für Feministinnen aus der gesamten Region schafft, um sich mit anderen progressiven Akteuren auszutauschen; (3) langfristige Allianzen fördert, die den politischen Feminismus mit anderen sozialen Bewegungen verbindet.
• Feministische Kritik an Wirtschaftssystemen
• Re-Politisierung der arabischen feministischen Bewegung
• Feministische Visionen der Zukunft der Arbeit
• Das Persönliche ist politisch: Familienrecht in der MENA-Region
Die FES führte eine Reihe von Workshops durch, in denen die Teilnehmer_innen Schlüsselthemen identifizierten, die aus feministischer Sicht die Entwicklung eines gerechten Wirtschaftssystems behindern. Aus diesen Diskussionen gingen ein Strategiepapier und ein Forschungspapier mit dem Titel „Feministische Perspektiven für ein gerechtes Wirtschaftssystem in der MONA-Region“ hervor. Die FES möchte die Öffentlichkeit mit einer anstehenden vergleichenden Studie zum Familienrecht in der Region und mit einem Podcast mit dem Titel „Politischer Feminismus für eine bessere Zukunft“ stärker in diese Fragen einbeziehen.
Darauf aufbauend wird sich im Jahr 2019 ein Netzwerk von Feministinnen zu einer regionalen Aktionsgruppe zusammenschließen. Sie werden sich im Laufe des kommenden Jahres viermal treffen, um die Durchsetzungsfähigkeit der feministischen Bewegung in der Region durch Maßnahmen ihrer Allianz zu stärken.
Katia Schnellecke
P.O.Box 11-6107 Beirut - Libanon Katia.Schnellecke(at)fes-lebanon.org
Beck, Nora-Elise; Mittelhammer, Barbara
Zum Download (PDF)
Olmsted, Jennifer C.