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Leitfaden: Lokale Engagementstrategien entwickeln

Wie können Kommunen zivilgesellschaftliches Engagement optimal unterstützen und strategisch entwickeln? Dieser Leitfaden gibt kommunalen Akteur*innen Impulse zur Entwicklung lokaler Enaggementstrategien.

Ein Leitfaden für kommunale Akteur*innen:

Engagement macht Gemeinden und Städte in Deutschland lebendig und lebenswert. Engagement ist jedoch kein Selbstläufer, es bedarf regelmäßiger und systematischer Förderung durch öffentliche und zivilgesellschaftliche Akteur*innen.

Lokale Engagementstrategien bilden seit den 2010er-Jahren ein wertvolles Instrument, um das Engagement vor Ort (neu) zu aktivieren, in einem gemeinsamen Prozess Ziele zu erarbeiten und diese im Blick zu behalten.

Gerade in der aktuellen Zeit, die geprägt ist von der Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation, von antidemokratischen Bewegungen und sozialen Ungerechtigkeiten, kommt dem Engagement eine bedeutsame Rolle zu. Jedoch sind öffentliche Mittel für kommunale Engagementförderung oft abhängig von Haushaltslagen und wenig strukturell gesichert. Lokale Engagementstrategien können hier ein Mittel sein, um finanzielle und personelle Ressourcen zu legitimieren.

In allen Teilen Deutschlands haben sich Städte und Gemeinden auf den Weg gemacht, lokale Strategien zu erarbeiten. Vergleichende wissenschaftliche Studien zur Quantität und Wirkung gibt es bislang kaum, lediglich Evaluationen einzelner Strategien. Jede Strategie ist anders, da auch jede Kommune ihr spezifisches Profil hat. Dennoch muss man das Rad nicht immer neu erfinden; es hilft ungemein, sich an bestehenden Strategien zu orientieren. Die vorliegende Broschüre unterstützt mit Arbeitshilfen, Beispielen guter Praxis und weiterführenden Informationen dabei, eine lokale Engagementstrategie zu entwickeln. Die Autor*innen Andrea Walter, Dieter Schöffmann und Janine Bliestle geben Kommunen konkrete Werkzeuge und Methoden an die Hand, um das demokratische Engagement vor Ort zu stärken.

Was meinen wir mit "Engagement"?

Unter dem Begriff Engagement fassen wir – in Anlehnung an den Zweiten Engagementbericht der Bundesregierung1 – formalisiertes, in organisierten Zusammenhängen stattfindendes Engagement (Ehrenamt, Freiwilligenarbeit…) sowie nicht formalisiertes Engagement ohne organisatorischen Überbau (z.B. Lesepat*innen oder spontane Hilfen). Es wird meist von zivilgesellschaftlichen, gemeinnützigen oder auch kommunalen Akteur*innen (Politik, Verwaltung) initiiert, die die Menschen im Gemeinwesen nicht nur an Entwicklungs-und Entscheidungsprozessen beteiligen wollen (Bürger- oder Öffentlichkeitsbeteiligung), sondern auch an der praktischen Gestaltung und Umsetzung von Maßnahmen, die sich aus diesen Prozessen ergeben. Das Engagement kann in unterschiedlichen Handlungsfeldern (z.B. Kultur, Soziales, Sport, Stadtentwicklung, Katastrophenschutz, Bildung, politische  Interessenvertretung) erfolgen mit jeweils unterschiedlichen Rahmen- und Gelingensbedingungen.

Es kann unterschiedlich motiviert bzw. gestaltet sein: Fremdhilfe, Selbsthilfe, gegenseitige bzw. genossenschaftliche Hilfe u.a. Engagement kann unterschiedlich stark organisiert bzw. strukturiert sein: „Ungebundenes“ Engagement findet ohne Einbindung in eine gemeinnützige Organisation bzw. deren Trägerschaft statt, ist aber von außen erkennbar. Hierzu zählen z.B. nachbarschaftliche Initiativen mit einer gewissen Organisationsstruktur, aber ohne Anbindung an einen Verein oder Verband, oder auch Spontanhilfe bei Katastrophen. „Informelles“ oder auch „unsichtbares“ Engagement zeichnet sich dadurch aus, dass es auf den ersten Blick gar nicht als ausdrückliches bürgerschaftliches Engagement erkennbar ist und daher z.B. bei empirischen Erhebungen durchs Raster fallen kann.

Argumente für eine lokale Engagementstrategie:

  • Bestandsaufnahme des Engagements vor Ort (ggf. als Reaktion auf Entwicklungen wie Vereinssterben oder Rückgang der Zahl Engagierter)
  • Vertrauensgewinn und Sichtbarkeit für Politik und Verwaltung in der Engagementförderung
  • Akzeptanz gewinnen für die Priorisierung von Zielen und Überprüfung von Maßnahmen der Engagementförderung
  • Legitimation für Haushaltsmittel – mit guten Argumenten Ressourcen in Krisenzeiten sichern
  • Zusammenarbeit zwischen Kommune, Zivilgesellschaft und Wirtschaft neu justieren (u.a. Rollenklärung, Leitbildentwicklung)
  • das Feld der Engagementförderung vor Ort aufwerten als strategisches Stadtziel

Bausteine einer Engagementstrategie:

Menschen engagieren sich je nach Interesse in vielfältigen Feldern, z.B. Sport, Soziales, Bildung, Politik, Integration oder Klimaschutz. Bei der Entwicklung einer Engagementstrategie nimmt man alle Engagierten in den Blick, egal in welchen Bereichen und in welcher Intensität sie das Engagement ausüben. Deshalb steht in einer Engagementstrategie nicht die einzelne Engagementtätigkeit im Vordergrund. Vielmehr sollen Hilfestellungen für das Engagiertsein und das Fördern von Engagement gegeben werden, damit das Engagement auf einer stabilen Grundlage steht. Wichtig ist, dass Engagementstrategien einen lokalen Bezug haben. Dazu ist es sinnvoll, die Lebensräume der Menschen einzubeziehen, denn hier findet das Engagement statt. Lebensräume sind lokal bzw. regional geprägt und werden von allgemeinen Veränderungsprozessen des Alltags beeinflusst. Es gilt, sich dieser unterschiedlichen Lebensräume bewusst zu werden und sie in die Strategieentwicklung aufzunehmen.

Es kann sinnvoll sein, entweder Engagementstrategien für das gesamte Engagement in der Kommune aufzustellen oder eigene Strategien für ausgewählte Engagementbereiche oder -cluster zu entwickeln. So ergeben sich z.B. andere Strategien für Engagement in der „Blaulichtfamilie“ als für den Klimaschutz. Eine Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse sowie eine Priorisierung sind hilfreich.

Cover der Broschüre "Lokale Engagementstrategien entwickeln. Ein Leitfaden für Akteur*innen vor Ort

Bild: von Saskia Staible Avin Formate

Zentrale Genderkoordinatorin

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Redaktion

Dorina Spahn

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