Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Weltweit setzt sich das Erstarken rechtspopulistischer Parteien fort und in den meisten Ländern zeigt sich: Rechtspopulist_innen werden vor allem von Männern gewählt. Doch auch in der Gunst der Wählerinnen holen diese Parteien stark auf – ein neues Phänomen, dachte man doch lange, dass Frauen eher immun gegenüber rechten politischen Angeboten sind. Mehr noch: Eine neue Generation von Frauen ist in rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen aktiv – sie bilden sozusagen das weibliche Antlitz des Rechtspopulismus. Welche geschlechter- und familienpolitischen Positionen und gesellschaftlichen Tendenzen stehen dahinter? Kann es sein, dass sich hier politisch ein „Triumph der Frauen“ zeigt?
Diese provokative Frage stellten wir uns 2018 in der Publikation "Triumph der Frauen? The Female Face of the Far Right in Europe". Wir setzen diesen ersten Band nun kontinuierlich mit einer Studienreihe fort, die einzelne Länder und Themen weltweit in den Blick nimmt.
Wir schauen genau hin: Wo schaffen es rechtspopulistische Parteien neben der Diskurshoheit über Flucht- und Migrationsthemen auch Debatten in der Familien- und Geschlechterpolitik diskursiv zu verschieben oder gar zu prägen? Als Stiftung der Sozialen Demokratie ist es uns seit unserer Gründung ein wichtiges Anliegen, antidemokratische Tendenzen und Entwicklungen im Blick zu behalten und darüber aufzuklären, um mit diesem Wissen eine offene und demokratische Gesellschaft zu stärken.
Die Studienreihe wird an dieser Stelle kontinuierlich erweitert. Beiträge über die USA, Österreich, den Brexit und weitere sind in Arbeit und werden in Kürze veröffentlicht.
Zu Beginn der Corona-Pandemie konnte ein zunächst positiver gesellschaftlicher Trend beobachtet werden: eine Abwendung von rechtsradikalen Parteien und Diskursen und eine Hinwendung zu demokratischen Parteien, Wissenschaft, qualitativ arbeitenden Medien und solidarischen Projekten. Im Verlauf der Pandemie gewinnen allerdings menschenverachtende Ideologien, Verschwörungserzählungen und antidemokratische Ideen massiv an Aufmerksamkeit. Das ist kein Zufall: Rechtspopulistische und extrem rechte Akteur_innen bieten Menschen in Krisenzeiten Deutungsangebote an, um ihre menschenfeindlichen Ideologien populär und anschlussfähig zu machen.
Die Kurz-Studie „Antifeminismus in Deutschland in Zeiten der Corona-Pandemie“ von Rebekka Blum und Judith Rahner wirft einen aktuellen Blick auf die Zusammenhänge zwischen Geschlechter(un)gerechtigkeit, Antifeminismus und Corona-Verschwörungserzählungen. Denn antifeministische Botschaften durchziehen das Corona-Verschwörungsmilieu. Sie bieten ein Instrument zur rechten Mobilisierung einer neuartigen Allianz aus Impfgegnerschaft, esoterischen Weltdeutungen, hartem Verschwörungsdenken, extrem Rechten und Bürger_innen, darunter viele Familien, die bisher nicht in einem extrem rechten Milieu auffällig waren.
Hier können Sie sich die Studie als PDF herunterladen
Ob Mutterschutz oder auch das Recht auf Gleichbehandlung am Arbeitsplatz – all das sind Rechte von Frauen, die durch die EU garantiert werden. Der Brexit und damit der Ausstieg aus der EU, kann für Britinnen bitter werden, weil elementare Gleichstellungsrechte in Gefahr sind und Großbritannien hinter EU-Standards zurückfallen kann. Ist das ein zufälliger Kollateralschaden, der die Loslösung aus der EU mit sich zieht? Eher nicht, denn der politische Moment des Brexit, so zeichnen unsere Kolleginnen der FES London, Juliane Itta und Nicole Katsioulis,ihn in ihrer Fallstudie nach, ist eine „männliche Domäne“ mit rechtspopulistischer und konservativer Handschrift, von den ersten Verhandlungen bis zum Wahlausgang. Wird der Brexit zum rechtspopulistischen Vehikel zur Veränderung einer Gesellschaft? Und wie viel Einfluss haben marginale Parteien, die bis dato nie eine Wahl gewonnen haben, um den politischen Diskurs eines Landes zu verschieben?
Wie ist es möglich, dass (vor allem weiße) Frauen zum zweiten Mal mit Donald Trump einen Kandidaten wählen, der durch sexistisches und frauenfeindliches Verhalten, hypermaskuline Perfomance und antifeministische Politik auffällt? Eine Erklärung liefert unsere Autorin, die US-amerikanische Professorin Dr. Cynthia Miller-Idriss: Für weiße evangelikale Frauen hat Trump wichtige Versprechen eingelöst. Doch das Land ist tief gespalten: Denn gleichzeitig haben progressive Frauen an erheblichem Einfluss gewonnen und Initiativen ins Leben gerufen, welche die Wahl 2020 stark beeinflussten. "Die Kluft, die die USA in Geschlechterfragen durchzieht, ist nur ein Teil einer komplizierten Geschichte einer auch in anderen Fragen polarisierten und gespaltenen Nation."
Dr. Cynthia Miller-Idriss untersucht in der Kurz-Studie die Verschränkung von race und Gender im Wahlkampf und der Amtszeit des kürzlich abgewählten US-amerikanischen (Ex)Präsidenten Donald Trump. Dabei nimmt sie besonders die Rolle, die weiße Frauen in der Wahl gespielt haben, unter die Lupe und zeigt auf, dass diese vermehrt über ihre weißen Privilegien mobilisiert werden konnten.
Hier können Sie sich eine Zusammenfassung der Studie ansehen (Link geht zu Youtube)
Die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) ist die rechtsextreme Partei Österreichs, sie war bislang viermal als Koalitionspartner in Regierungsverantwortung und spielt im österreichischen Antifeminismus eine zentrale Rolle. Die Partei propagiert z.B. ein biologistisches Geschlechterbild und toleriert ein Zusammenleben nur in der heteronormativen Kleinfamilie, in der eine traditionelle Arbeitsaufteilung herrscht. Frauen kommen etwa im Wahl- und später auch im Regierungsprogramm der FPÖ nur im Rahmen von Familienpolitik als Mütter vor.
Die Fallstudie Österreich von Judith Goetz ist Teil unserer Studienreihe „Triumph der Frauen? Das weibliche Antlitz des Rechtspopulismus und -extremismus in ausgewählten Ländern“ und beleuchtet die Rolle dieser und weiterer Akteur_innen im österreichischen Antifeminismus. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass sich in Österreich starke feministische Gegenbewegungen mobilisieren und gegen die antifeministische Politik der FPÖ zur Wehr setzen.
Welche Angebote machen rechte Parteien Frauen? Diese Frage stellt sich die Synopse der sechs Länderstudien aus „Triumph der Frauen I“ mit besonderem Blick auf Polen und Ungarn. Denn in beiden Ländern sind die rechten Parteien PiS und Fidesz-KDNP nicht nur in der Opposition, sie regieren. Im Gegensatz zu anderen rechten Parteien, z.B. der AfD in Deutschland oder den chwedendemokraten, herrscht in ihrer Wählerschaft auch kein Radical Right Gender Gap, das heißt sie werden nicht von weniger Frauen als Männern gewählt. Klassenpolitik, so stellt sich hier heraus, ist einer der Knackpunkte wieso Frauen schließlich die Angebote rechter Parteien annehmen. „It’s economy, stupid!“ – Wenn die Emanzipation – wie in vielen neoliberalen Systemen - von Frauen an ihrer Arbeitsmarktpartizipation gemessen wird, sie aber gleichzeitig weiterhin die unbezahlte Sorgearbeit leisten, führt das zwangsläufig zu einer starken Belastung. Hier kommen die Familienpolitiken der rechten Parteien zum Einsatz: Sie bieten Frauen Lösungen bezüglich ihrer wirtschaftlichen Interessen an und sprechen damit vor allem ihre praktischen im Gegensatz zu strategischen Genderinteressen an. Frauen sehen sie weiter allein in der Rolle der Mutter an, doch bieten sie ihnen hier auch die passende wirtschaftliche Unterstützung an. So scheinen viele akute Probleme aufs erste gelöst, doch ändern sie nichts an kulturellen Geschlechterungleichheiten und Machtverhältnissen. Eine genaue Analyse dieser Angebote macht es uns schließlich auch möglich passende Gegenstrategien und bessere Antworten zu finden. Antworten, die nicht nur einer sehr spezifischen Gruppe Möglichkeiten bietet und dabei zwischen einem „Wir“ und „die Anderen“ trennt, sondern alle Menschen einschließt. Solche Antworten müssen es schaffen strategische mit praktischen Genderinteressen zu verbinden um möglichst alle Frauen zu erreichen.
Im Rahmen unserer Studienreihe „Triumph der Frauen? Das weibliche Antlitz des Rechtspopulismus und -extremismus in ausgewählten Ländern“ analysiert die Kurz-Studie zu Italien von Francesca Feo und Anna Lavizzari die antifeministischen Debatten der italienischen Rechten. Die Verteidigung der heteronormativen, „natürlichen“ Familie spielt für die italienische Rechte eine besonders wichtige Rolle. Diese ist aus der Sicht ihrer Protagonist_innen und Anhänger_innen die zentrale Einheit für die gesellschaftliche Reproduktion und somit die Grundlage der (italienischen) Nation. Niedrige Geburtenraten sehen sie etwa als starke Bedrohung für die Zukunft und als Folge des Feminismus. Das Recht auf selbstbestimmtes Leben und Reproduktion solle daher gegenüber den Forderungen nach Reproduktion der Nation zurücktreten. Als Folge wird Frauen weiterhin die Rolle der Mutter zugeschrieben und die Hauptverantwortung für Sorgearbeit übertragen.
Die Rechte hat in Brasilien vor allem ein Gesicht: Jair Bolsonaro. Bolsonaro wurde 2018 zum Präsidenten Brasiliens gewählt. Im Wahlkampf warb er mit der Stärkung des Militärs, flexibleren Schusswaffengesetzen, der Verschärfung des Strafrechts und vor allem mit der Aussetzung der Förderung von Geschlechtergerechtigkeit. Mit diesen Themen konnte er die sogenannte „Bíblia, boi e bala“ (Bibel, Rind und Kugel) hinter sich versammeln, also ein Zusammenschluss aus Religiös-Konservativen, Landbesitzern und der Waffenlobby.
Wie Bolsonaros Kampf gegen die „Gender Ideologie“ nun aussieht und welche Auswirkungen dieser hat, erläutert die Fallstudie Brasilien von Flávia Biroli. Sie nimmt den Wahlkampf Bolsonaros und seine Regierung ebenso in den Blick, wie die aktuellen feministischen Strömungen, die sich gegen die antifeministische Regierung wehren. Denn seitdem es in Brasiliens Regierung keine gleichstellungsorientierte Vertretung mehr gibt werden immer mehr geschlechterpolitische Themen neu (und antifeministisch!) formuliert.
Dr. Ursula Bitzegeio
ursula.bitzegeio(at)fes.de
+49(0)228 883-7150
Mehr zum Thema Geschlechtergerechtigkeit und -politik finden Sie auf unserem Themenportal
"Gender Matters" Besuchen Sie uns auch auf Facebook und Instagram @gendermatters_fes