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Arm und krank

Die Wirtschaftskrise in Südeuropa hat auf dramatische Art und Weise verdeutlicht: Gute Gesundheitspolitik in der EU umfasst den Kampf gegen soziale Ungleichheit!

Das Vertrauen in Europa nimmt wieder zu. Die Eurobarometer Daten zeigen auch, dass die Bürger_innen wieder optimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung schauen. Die größten Sorgen bereitet derzeit die soziale Ungleichheit: für 84 Prozent der EU-Bürger_innen ist sie eine der drängendsten Herausforderung europäischer Politik.

Wer arm ist stirbt früher

Eng verzahnt mit der seit der Wirtschaftskrise zunehmenden Ungleichheit in Europa ist das Thema Gesundheit. Insbesondere in Südeuropa haben die verheerenden Auswirkungen der krisenbedingten Austeritätspolitik diesen Zusammenhang in erschreckender Weise vor Augen geführt. Der rigide Sparkurs traf auch das Gesundheitswesen und vor allem die Vorsorgeprogramme; so wurde die Ausgabe von Spritzen an Drogenabhängige reduziert. In der Folge stieg die Zahl der HIV-Neuinfektionen drastisch an. Auch die Zahl der Tuberkulose- und Depressionsfälle, die Suizidrate und die Kindersterblichkeit erhöhten sich stark.

Aber auch in den weniger von der Krise betroffenen Ländern Europas hat die gesundheitliche Ungleichheit zugenommen. Für Deutschland zeigen das die Ergebnisse der Gesundheitsstudie des Robert-Koch-Instituts. In ganz Europa spiegelt sich die soziale Ungleichheit in den Lebensverhältnissen der Menschen in ihrer Gesundheit und Lebenserwartung wider; der Zugang zu Bildung, Ernährungsgewohnheiten, sowie Arbeits- und Wohnbedingungen haben einen direkten Einfluss auf die Krankheitsrisiken der Bürger_innen. Neben den Auswirkungen der Wirtschaftskrise sind es vor allem der demographische Wandel und die Integration von Geflüchteten, die die Verbesserung gesundheitlicher Chancengleichheit zu einer zentralen Aufgabe für die europäische Gesundheitspolitik machen.

Was passiert in Brüssel?

Wo muss die europäische Gesundheitspolitik also ansetzen, um gesundheitliche Ungleichheiten in und zwischen den Mitgliedsländern zu reduzieren? Welche Ideen hat die Europäische Kommission entwickelt?  Der EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis folgte einer Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung um diese Fragen im Rahmen der Veranstaltung „Arm und krank – Soziale Ungleichheit und Gesundheit in Europa“ am 12. Oktober 2017 in Berlin zu diskutieren.

Neben den klassischen Bereichen der Aufklärung, Gesundheitsvorsorge und Prävention betonte der Kommissar eine systematische Integration von Gesundheitsthemen in alle Bereiche politischer Steuerung, wie der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. In jeglicher Hinsicht zentral sei die Herstellung eines universellen Zugangs zu professionellen Gesundheitsdienstleistungen, unabhängig vom Einkommen der Betroffenen. In diesem Zusammenhang kritisierte Prof. Dr. Ilona Kickbusch, Direktorin des Zentrums Globale Gesundheit des Genfer Hochschulinstituts für internationale Studien, die gerade in Deutschland stark ausgeprägte Ökonomisierung des Gesundheitssystems und plädierte folgerichtig für eine stärkere staatliche Steuerung nach dem Vorbild des Public-Health-Systems der skandinavischen Länder.

Mit der Debatte zur Bürgerversicherung hat die SPD das Zusammenspiel von sozialer Gerechtigkeit und Gesundheit auf die öffentliche Agenda gesetzt. Soziale Gerechtigkeit trägt zur Gesundheit bei. Eine gute und zukunftsfähigeGesundheitspolitik beinhaltet den Kampf gegen soziale Ungleichheit und für gesellschaftliche Teilhabe – in Deutschland und in Europa. 

Ansprechpartner_in in der Stiftung

Kristin Linke

Severin Schmidt


Dr. Johannes Crückeberg

030 26935-8332
Johannes.Crueckeberg(at)fes.de

Marcus Hammes

0228 883-7149
Marcus.Hammes(at)fes.de

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