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Die Union muss auch in der Fläche präsent sein, denn auch auf dem Land leben Europäer_innen, die schnelles Internet möchte.
Bild: #340729 von victorgeorgiev / photocase.de lizenziert unter Basislizenz 5.0
Die digitalen Technologien verändern weltweit Alltag und Arbeit und prägen unter den Schlagworten Globalisierung, Digitalisierung oder Industrie 4.0 den gesellschaftspolitischen Diskurs. Zwar gibt es in Deutschlands Start-up Hauptstadt Berlin die Silicon Allee, insgesamt liegt die Bundesrepublik in puncto Digitalisierung aber bestenfalls im europäischen Mittelfeld. Höchste Zeit also, das Thema zur Chefsache zu erklären. In der neuen Regierung wird es statt einem eigenständigen „Ministerium für Digitales“ eines für „Heimat“. Putzig.
Dabei sind die Herausforderungen gigantisch. Zwar mögen Schätzungen, nach denen ein Drittel der derzeitigen Arbeitsplätze wegfallen könnten, überzogen sein. Eine OECD-Studie geht beispielsweise davon aus, dass etwa 10 Prozent der Stellen von der nächsten Stufe der Automatisierung gefährdet sind. Allerdings muss man sich bei einem weitere Viertel auf mehr oder weniger drastische Veränderungen der Tätigkeiten gefasst machen. Die damit verbundenen Aufgaben gehen über das schlichte Aufrechnen von Arbeitsplätzen hinaus und betreffen z. B. Infrastruktur, Bildung, die öffentlichen Verwaltungen und natürlich die sozialen Sicherungssysteme.
Wie wirken sich solche Megatrends abseits der großen Städte und wirtschaftlich starken Zentren aus? Das hat die FES in Sachsen-Anhalt durch das Zentrum für Sozialforschung Halle untersuchen lassen, die Ergebnisse sind in der Studie „Digitalisierung in Sachsen-Anhalt erfolgreich gestalten“ zusammengefasst. Darin kommt zum Ausdruck, dass insbesondere Jobs mit mittlerem Qualifikationsniveau wegfallen könnten, oder wie es in der Studie heißt, ein hohen „Substituierungspotential“ haben.
In Sachsen-Anhalt kommen zu den Veränderungen durch die Digitalisierung jene in der Bevölkerung hinzu. Diese schrumpft – man geht davon aus, dass sie zwischen 2005 und 2025 um 20 Prozent zurückgegangen sein wird. Hinzu kommt die Altersstruktur: über ein Fünftel der Beschäftigten sind über 55 Jahre alt. Das ländlich geprägte Bundesland hat schon jetzt eine Bevölkerungsdichte, die nur circa die Hälfte des Bundesdurchschnitts beträgt.
Die Digitalisierung war auch Thema eines Europatalks mit Arne Lietz Anfang Februar im Städtchen Tangerhütte, südlich von Stendal. Eine stattliche Gruppe „glühender Europäer und Europäerinnen“ hatten sich zu einer „inhaltlich sehr dichten“ Veranstaltung im örtlichen Kulturhaus versammelt, so der Organisator des Abends Robert Hübner. Lietz sitzt für Sachsen-Anhalt im Europaparlament. Von Haus aus Außenpolitiker inspiziert er z. B. auch die Arbeitsverhältnisse in den Textilfabriken Bangladeschs.
Der Breitbandausbau in der altmärkischen Provinz – Kupfer oder Glasfaser – wird derzeit heiß diskutiert, wie an so vielen Orten nicht nur in Ostdeutschland. Lietz bezeichnete es als „Armutszeugnis“, das in Sachsen-Anhalt noch nicht jede Schule über einen Internetzugang verfügt. Denn wie der Zugang zu Strom und Wasser gehört auch der Anschluss an ausreichend schnelles Internet heute zur Grundversorgung, ohne den die soziale wie wirtschaftliche Anschlussfähigkeit kaum gewahrt werden kann. Umgekehrt kann der zügige Netzausbau zum echten Standortvorteil werden – gerade auch auf dem Land. Heutzutage können etliche Dienstleistungen auch hier erbracht werden, nicht nur in den großen Städten – vorausgesetzt, die Datengeschwindigkeit stimmt. Doch die ländlichen Lücken im Netz sind ein europaweites Problem. In Schweden hat man es geschafft, sie zu schließen. Hier profitieren obendrein die Kommunen als Eigentürmer der lokalen Netze. Auch in Deutschland versucht man sich mittlerweile an diesem Modell, siehe Fürstenberg in Brandenburg. Ein Beispiel auch für Tangerhütte in Sachsen-Anhalt?
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