Sorry we missed you - Rückblick
Selbstständiger Unternehmer auf dem Papier, aber doch fremdbestimmt durch Auftraggeber und Algorithmen? Arbeiten bis zur Erschöpfung, und dennoch reicht das Einkommen nicht zum Leben?
Gemeinsam mit Partnern veranstaltete die FES eine Preview des Films „Sorry we missed you“ in Berlin. Der neue Film von Ken Loach zeigt die Familie Turner bei ihrem täglichen Kampf gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen und Geldsorgen.
Um als selbständiger Kurierfahrer durchstarten zu können, überredet Ricky seine Frau Abby, die als ambulante Altenpflegerin arbeitet, ihr Auto zu verkaufen. Doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft hält nur kurze Zeit. Schnell zeigt sich, dass der Preis für Rickys Selbstständigkeit wesentlich höher ist als zunächst gedacht. Die Familie droht an den Folgen zu zerbrechen.
Im Anschluss an den Film diskutierten Björn Böhning, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit und Soziales, Andrea Kocsis, stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende, und die Abgeordnete Sahra Wagenknecht (Die Linke) über die Schattenseiten der modernen Arbeitswelt, prekäre Arbeitsbedingungen und das Problem der Solo-Selbstständigkeit.
Ein besonderes Thema waren dabei die Missstände der sogenannten Plattformökonomie. Die Plattformen üben zwar häufig eine Arbeitgebern vergleichbare Funktion aus. Sie treten meist aber nur als Vermittler selbstständiger Arbeit auf und wälzen das unternehmerische Risiko auf diejenigen ab, die ihre Arbeit auf Plattformen anbieten. Als Solo-Selbstständige haben diese keine Ansprüche auf arbeits- und sozialrechtlichen Schutz, wie z.B. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Hier wie auch an anderen Stellen ist die Politik in ihrem Gestaltungsanspruch gefordert. Sie muss klare Regeln setzen und sollte sich - so der Konsens auf dem Podium - zusammen mit den Gewerkschaften für stärkere Schutzmechanismen und höhere Tarifbindung einsetzen. Das kürzlich verabschiedete Paketboten-Schutz-Gesetz oder das Gesetz für bessere Löhne in der Pflege sind wichtige Initiativen auf diesem Weg.