FES diskurs | Aus Hilfskräften Fachkräfte machen
Hintergrund
An vielen Stellen der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts fehlen Fachkräfte. In verschiedenen Befragungen ist die Fachkräfteproblematik von den teilnehmenden Unternehmen mittlerweile als eine ihrer größten Sorgen beschrieben worden.
Aufgrund des demografischen Wandels dürfte sich an der Tendenz der Verknappung des „raren Guts Fachkraft“ so schnell auch nichts ändern. Auch über Einwanderung wird sich der Bedarf nicht im ausreichenden Ausmaß abdecken lassen. Was also tun?
Die Bundesregierung hat verschiedene Handlungsfelder identifiziert und in ihrer Fachkräftestrategie Ansatzpunkte zur Gewinnung von zukünftigen Fachkräften formuliert. Die Aus-, Fort- und Weiterbildung spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang erscheint es naheliegend, den Blick auf die Menschen am Arbeitsmarkt zu richten, die bisher unterhalb des Anforderungs- und Qualifikationsniveaus „Fachkraft“ arbeiten.
Nach der sogenannten Klassifikation der Berufe von 2010, handelt es sich dabei um Personen, die auf Anforderungsniveau „Helfer“ arbeiten. Diese Gruppe wächst aktuell und das, obwohl die Wissenschaft seit Jahren den Rückgang dieser niedrigqualifizierten Jobs prognostiziert.
Es sind vor allem niedrig bzw. gering qualifizierte Menschen, die bisher besonders selten von Angeboten der Aus-, Fort- und Weiterbildung profitieren. Sie werden von den vorhandenen Angeboten nur unzureichend erreicht.
Seibert, Holger; Schwengler, Barbara; Wiethölter, Doris
Aus Hilfskräften Fachkräfte machen
Berlin, 2023
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Eine quantitative Analyse
Vor diesem Hintergrund hat die FES Dr. Holger Seibert, Barbara Schwengler und Doris Wiethölter vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beauftragt, aktuelle Struktur- und Entwicklungsdaten zu Personen, die auf dem Anforderungsniveau „Helfer“ arbeiten, auf die Faktoren Geschlecht, Migrationsstatus sowie Alter auszuwerten. Die Absicht dahinter ist, genauere Informationen über diese Beschäftigtengruppe zu erhalten.
Denn: Nur wenn wir wissen, um wen es bei der Sammelgruppe „Helfer_innen“ oder auch Gering- bzw. Niedrigqualifizierte geht, können wir Ideen entwickeln, was dabei helfen könnte, sie zukünftig besser mit Qualifizierungsangeboten zu erreichen.
Die vorliegende Publikation erweitert den Kenntnisstand, den wir zu Helfer_innen am deutschen Arbeitsmarkt haben, durch eine tiefenscharfe Analyse vorliegender quantitativer Daten. Sie ermöglicht eine fundierte Debatte, wie es gelingen kann, mehr Hilfskräfte zu Fachkräften zu entwickeln. Diese Debatte wird die Friedrich-Ebert-Stiftung im Anschluss an diese Publikation weiterbegleiten, denn zum einen lässt sich über die Weiterqualifikation der auf Helferniveau Beschäftigten ein Teil der Fachkräfteproblematik für die deutsche Wirtschaft potenziell abmildern. Mindestens ebenso wichtig ist aber: Die Qualifikationsstufe „Fachkraft“ eröffnet den einzelnen Beschäftigten zukunftsfestere und (fast) immer besser bezahlte Berufsaussichten, so dass sie ihr Leben selbstbestimmter gestalten können. Die Investition in die Weiterbildung von Hilfskräften zu Fachkräften lohnt sich also für alle Seiten.
Über das Autor_innen-Team
Dr. Holger Seibert
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich „Regionales Forschungsnetz“ am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen u. a. berufliche Bildung, Migration/Integration sowie regionale Arbeitsmärkte.
Barbara Schwengler
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich „Betriebe und Beschäftigung“ am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Ihre Forschungsfelder sind Analysen aus betrieblicher Perspektive sowie die Abgrenzung regionaler Arbeitsmärkte.
Doris Wiethölter
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich „Regionales Forschungsnetz“ am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Ihre Forschungsfelder liegen im Bereich der regionalen Beschäftigungsentwicklung.