Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Wie geht es nach dem Brexit weiter mit dem EU-Budget? Von Populisten beargwöhnt laufen in Brüssel die Verhandlungen über den mehrjährigen Finanzrahmen für 2021 bis 2027.
Bild: slack von emanoo / photocase.de lizenziert unter Basislizenz 5.0
Anfang Mai präsentierte die Europäische Kommission ihren Vorschlag für den EU-Finanzrahmen der Jahre 2021 bis 2027. Er legt das maximale Haushaltsvolumen für diese Periode und seine Aufteilung auf die Politikbereiche fest. Insgesamt geht es dabei um fast 1,3 Billionen Euro. EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger will den Finanzrahmen bis zur Europawahl 2019 durch die Institutionen bringen. Dafür müssen – neben einer Mehrheit des Europäischen Parlaments – die Mitgliedstaaten im Rat geschlossen zustimmen. Viele Länder lehnen den bisherigen Plan aber ab. Denn er sieht vor, den Haushalt für eine kleinere EU ohne Großbritannien nicht zu kürzen oder nur die wegfallenden britischen Beiträge zu kompensieren, sondern sein Volumen von einem Prozent des Bruttonationaleinkommens der EU-Staaten auf 1,1 Prozent zu erhöhen.
Der Britenrabatt ist berüchtigt, aber auch Deutschland, Österreich, die Niederlande, Dänemark und Schweden bekommen Nachlässe auf ihre Beiträge zum EU-Haushalt, die jetzt zur Debatte stehen. Manche Mitgliedstaaten würden nach dem Brexit also mehr an Brüssel überweisen müssen, für Deutschland könnten es bis zu zwölf Milliarden Euro pro Jahr werden. Darüber hinaus möchte die EU unabhängiger von nationalen Beiträgen werden, die den Löwenanteil ihres Budgets ausmachen. So sollen die bisherigen sogenannten Eigenmittel etwa aus den Zolleinnahmen der EU um weitere direkte Einnahmen ergänzt werden, , wie beispielsweise eine Plastiksteuer.
Neben dem Gesamtvolumen geht es um die Verteilung der Gelder und damit die politischen Prioritäten der EU. Etwa zwei Drittel der Haushaltsmittel sind für die Regional- und Strukturpolitik und die Gemeinsame Agrarpolitik reserviert. In beiden Bereichen könnte gekürzt und umgeschichtet) werden. Mehr Geld soll es für neue Aufgaben wie Migrations- und Grenzmanagement, gemeinsame Verteidigungspolitik, Terrorabwehr und direkte Notkredite gegen Finanzkrisen (Link: geben. Eine Veranstaltung des Europabüros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Brüssel ging der Frage nach den Chancen für ein progressives Budget nach, das den aktuellen europäischen Herausforderungen gerecht werden kann.
Der ehemalige ungarische EU-Kommissar László Andor sieht das ökonomische, soziale und politische Auseinanderdriften der EU als zentrale Herausforderung. Darum müsse der europäische Haushalt in seinen Umverteilungs- und Stabilisierungsfunktionen zum Nutzen von Binnenmarkt und Währungsunion gestärkt werden. Er sprach sich daher für ein höheres Gesamtbudget, ein Ende der nationalen Rabatte und eine eigene Fiskalkapazität der EU aus. Der Sprengkraft dieser Maßnahmen stellte er die Desintegration gegenüber, die ohne finanzielle Transfers und mit reduzierten Strukturfonds droht – mit dem Hinweis, dass EU-Skepsis in peripheren, ärmeren Regionen besonders populär ist. Insgesamt sieht Andor die fünf Zukunftsszenarien für die EU, die 2017 in einem Weißbuch skizziert wurden, im Haushaltsentwurf der Kommission nicht ausreichend reflektiert.
Die Verhandlungen über den Finanzrahmen werden nicht nur einen Ausgleich zwischen den Politik- und Sparwünschen der Mitgliedstaaten schaffen müssen. Vielmehr müssen sie auch eine Balance finden zwischen der verbreiteten Wahrnehmung einerseits, die EU bekomme zu viel Geld, für das sie zu wenig leiste, und andererseits dem Anspruch der EU, genug Geld zu bekommen, um viel leisten zu können – ohne sich wiederum dem Vorwurf auszusetzen, sich zu stark in nationale Belange einzumischen. Aus diesem Balanceakt heraus ist ein zäher Prozess zu erwarten, der deutlich länger dauern kann, als Haushaltskommissar Oettinger lieb ist. Über den aktuellen Finanzrahmen verhandelten die Mitgliedstaaten stolze zweieinhalb Jahre.
Ansprechpartner in der Stiftung:
Stephan Thalhofer
Italiens Haushaltsentwurf fordert die EU heraus. Wäre die Auseinandersetzung erfolgreich und würde von anderen EU-Mitgliedern nachgeahmt, könnte nicht…
Im Mai 2019 wird mit der Europawahl ein neues Europäisches Parlament gewählt. Hierbei steht nicht nur Deutschland im Fokus, sondern auch die…
Durch den Austritt fürchten EU-Bürger_innen um ihre Rechte in Großbritannien, wodurch ausgerechnet der Mensch zum politischen Spielball der…
Eine große Auswahl an Instrumenten für eine progressive EU-Wirtschafts- und Sozialpolitik gibt es schon, aber wie wird sich Berlin positionieren?
Die europäische Wissenschaftspolitik ist eine Erfolgsstory. Damit das so bleibt, braucht es noch weiterhin hohe Investitionen – und die resolute…
Im politischen Konflikt mit Russland steckt die EU in einer Sackgasse. Eine Kooperation mit der Eurasischen Wirtschaftsunion könnte jetzt einen…
Die EU will ihre Finanzhilfen an demokratische Grundwerte in den Mitgliedsstaaten knüpfen. Doch Strafen sollten künftig mit positiven Anreizen für…
Ein Jahr vor den Europawahlen ist es nun an der Zeit, endlich Antworten auf die drängendsten Fragen zur Zukunft der EU zu liefern.
Die Plattformökonomie gilt als Herzstück der digitalen Revolution. Die Kehrseite aber zeigt: Eine europäische Regulierung ist dringend notwendig.
Ansprechpartnerinnen
Susan Javad
030 26935-8313Susan.Javad(at)fes.de
Vanicha Weirauch
030 26935-8333Vanicha.Weirauch(at)fes.de