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Europas Jugend ist so gut ausgebildet wie nie zuvor und hat es gleichzeitig selten so schwer gehabt beim Berufseinstieg. Was die EU tun kann und muss:
Bild: Unemployment von Jonathan Moore lizenziert unter CC BY-NC 2.0
Der sogenannten Generation Y, den Millenials, also den unter 30-jährigen, wird häufig nachgesagt sie hätten andere Erwartungen an ihren Beruf als ihre Eltern, die Babyboomer-Generation. Sinnhaftigkeit sei für sie mindestens gleichbedeutend mit materiellen Faktoren. Im Generationenvergleich sind sie zudem besser ausgebildet: in den Bildungssystemen vieler Länder Europas stieg die Zahl höherer Schulabschlüsse und universitärer Abschlüsse über die Jahre hinweg. Die Zahl der anschließenden Arbeitsplätze jedoch nicht.
Das deutsche Schulsystem ist, zumindest theoretisch, bestens auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtet: dank Haupt- oder Mittelschule, Realschule und Gymnasium sollten eigentlich alle Qualifikationsebenen nach Interessen und Kenntnislage optimal besetzt sein. Doch die Zahl der Abiturient_innen stieg über die Jahrzehnte, so dass viele Ausbildungsberufe zu wenige Nachkommen finden und es mehr und mehr Studierende gibt.
Trotz dessen hat Deutschland mit der Jugendarbeitslosigkeit ein verhältnismäßig kleines Problem: knappe 7 Prozent der deutschen 15-24-jährigen waren im Oktober 2016 arbeitslos gemeldet – der europäische Durschnitt für den Zeitraum lag bei immerhin 18,4 Prozent.
Die massive Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland (46,5 Prozent), Spanien (43,6 Prozent) oder Italien (36,4 Prozent) ist seit Jahren ein Thema - schon 2013 haben sich die EU-Staaten einer Jugendgarantie verschrieben.
Geregoris Ioannou und Sertec Sonan beleuchteten in ihrer FES-Studie "Youth Unemployment in Cyprus. An Examination of the "Lost Generation" den weniger bekannten Fall der Republik Zypern. Der griechisch-zypriotische Staat im Süden der Mittelmeerinsel wurde 2004 EU-Mitglied und trat 2008 auch der Eurozone bei. Anders als der wirtschaftlich isolierte Norden der Insel wurde die Republik Zypern, so Ioannou und Sonan, entsprechend seiner starken Vernetzung in der EU, hart von der Finanzkrise getroffen. Trotz eines fünfmal größeren BIPs in der südlichen Republik gegenüber der nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern, hätte die griechisch-zypriotische Republik den Norden in Bezug auf die Jugendarbeitslosigkeit längst überholt und kamen im Jahre 2015 auf ganze 32,3 Prozent. Im Norden hingegen war sie nach langen Jahren immerhin unter 20 Prozent gesunken.
Obwohl Zypern – keine 100 Kilometer von der syrischen Westküste entfernt – geographisch fernab der übrigen EU liegt, teilt es einige ihrer strukturellen Probleme. Auch die griechisch-zypriotische Jugend sei sehr gut ausgebildet, so Ioannou und Sonan, finde aber keine ihrer Qualifikation entsprechende Arbeit, vor allem nicht in Festanstellung. Das Problem werde durch weit verbreitete Unterstützungsmechanismen innerhalb der Familien langfristig sogar verschärft.
Die Autoren schlagen konkrete Auswege aus der Krise vor: Ein Stärken der Gewerkschaften und des bargaining-Prozesses zwischen Arbeitgeber_innen und -nehmer_innen könnte bessere de facto Rechte für letztere mit sich bringen. Fortbildungsmaßnahmen sollten begleitet werden von neuesten Erkenntnissen der Wirtschaftsentwicklung sowie aktiver Arbeitsmarktreformen. Besonders wichtig für Europas Süden seien öffentliche Investitionsprojekte, eben diese seien allerdings durch die Austeritätspolitik der vergangenen Jahre erschwert worden. So ist es nicht verwunderlich, dass Ioannou und Sonan fordern, das "Austeritätsdiktat" weiter zu lockern und außerdem mit weiteren langfristigen Maßnahmen die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. So könnten beispielsweise Arbeitgeber_innen für die Anstellung von Arbeitsmarkteinsteigern bezuschusst würden.
Allerdings könne langfristig den strukturellen Hindernisse nur durch ernsthaften politischen Willen auf nationaler und vor allem auf EU-Ebene entgegengewirkt werden – dies bedeutet eine Priorisierung der sozialen Belange über den finanzpolitischen. Dafür ist die EU in den letzten Jahren nicht gerade in aller Munde gewesen.
Ansprechpartner in der Stiftung:
Peer Krumrey
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