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Dr. Martina Heitkötter (rer. pol.) ist Grundsatzreferentin im Bereich Familienpolitik und Familienförderung am Deutschen Jugendinstitut, München und freiberufliche Mediatorin. Sie beschäftigt sich seit rund 20 Jahren praktisch wie wissenschaftlich mit kommunaler Zeitpolitik mit einem Schwerpunkt auf Familienzeitpolitik: Sie leitete Ende der 90er Jahre das erste deutsche Zeitbüro in Bremen Vegesack, promovierte zu diesem Thema und ist Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik. Sie leitete am 15./16. Juni 2018 ein Seminar für die KommunalAkademie zum Thema Familienzeitpolitik in Münster.
Bild: Heitkoetter von Dr Martina Heitkötter
FES KommunalAkademie: Frau Dr. Heitkötter, wie sind Sie zur Familienzeitpolitik gekommen?
Dr Martina Heitkötter: Dieses Thema begleitet mich schon ziemlich lange. Aufmerksam geworden bin ich auf die politische Gestaltung von Zeit durch einen Artikel in der Frankfurter Rundschau, damals – vor rund 20 Jahren! Und das hat mich so fasziniert, die Vorstellung, gesellschaftliche Zeitstrukturen bewusst entlang der Bedürfnisse der Menschen zu gestalten. Dem bin ich nachgegangen, habe einen berufsbegleitenden Lehrgang „Zeiten und Qualität der Stadt“ in Hamburg absolviert, habe dann kurzentschlossen meine Stelle am Südasieninstitut in Heidelberg gekündigt und bin nach Bremen gezogen, um dort das erste kommunale ZeitBüro in Bremen Vegesack vor Ort aufzubauen und darüber zu reflektieren – ein Aktionsforschungsprojekt, über das ich dann auch promoviert habe. Mich hat die Zeitpolitik also auch berufsbiographisch geprägt …
KommunalAkademie: Was ist Familienzeitpolitik und warum brauchen wir sie?
Heitkötter: Zeit ist für Familien ein knappes Gut. Sowohl im Alltag als auch im Lebensverlauf ist der Zeitmangel allgegenwärtig. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, zweifach vollzeiterwerbstätige Eltern, Mehrkindfamilien sowie Familien, die zeitgleich Fürsorge für Kinder und pflegebedürftige Angehörige leisten.
Die Zeitnot, die von den Familien empfunden wird, ist struktureller Natur und erfordert deswegen auch strukturell-gesellschaftspolitische Lösungen, in die viele Akteure einzubinden sind, die aber einer politischen Steuerung bedarf. Sprich: Es braucht eine Zeitpolitik für Familien, nicht zuletzt um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stressfreier zu bewerkstelligen!
KommunalAkademie: Welche Akteure müssen die Zeitnot von Familien besser in den Blick nehmen?
Heitkötter: Familien sind in unterschiedliche Zeitsysteme eingebunden, die den Takt für das Familienleben angeben: Erwerbsarbeit, Betreuungseinrichtungen und Schulen, Altenheime, Verkehrsdienstleister, Behörden, Geschäfte, Gesundheitsdienstleister, Beratungseinrichtungen und Freizeitinstitutionen sowie schließlich die Medien. Das alles unter einen Hut zu bekommen darf nicht länger individualisiert werden. All diese Akteure müssen sich auf die Bedürfnisse von Familien besser einstellen und das will koordiniert und gesteuert werden.
KommunalAkademie: Wer sollte Zeitpolitik für Familien gestalten? Wer ist Ihrer Ansicht nach „zuständig“?
Heitkötter: Da Familienzeitpolitik eine Querschnittsaufgabe ist, sind neben Bund, Ländern und Kommunen eine Vielzahl zusätzlicher Akteuren gefragt, wie z.B. Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und die Zivilgesellschaft.
Familienzeitpolitik ist hierbei partizipativ anzulegen, um die Zeitbedürfnisse von Familien, die Experten ihres Alltags sind, in die politische Gestaltung einzubeziehen.
Familienzeitpolitik sollte strukturell als kommunale Aufgabe verankert werden, die der Kommunalpolitik und -verwaltung eine koordinierende Schlüsselrolle zuweist und gleichzeitig wesentliche Akteure aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Querschnittsaufgabe einbezieht.
KommunalAkademie: Was lernen die Teilnehmer_innen im Seminar „Familienzeitpolitik“ der KommunalAkademie?
Heitkötter: Wir werden im Seminar die gesellschaftlichen Hintergründe beleuchten, warum gerade heute Zeit zu einer politischen Gestaltungsherausforderung geworden ist, aber auch ganz konkret an zeitpolitischen Zielen und Instrumenten für die kommunale Ebene arbeiten. Welche Handlungsansätze und Lösungen gibt es bereits? Wo bestehen Lücken und Zeitprobleme? Wen hole ich mit ins Boot? Welche Akteure sind entscheidend? Welche Rolle spielen Kommunalpolitik und Verwaltung? Die Teilnehmer_innen werden das Seminar verlassen mit Argumenten für den politischen Prozess sowie ganz konkreten Ideen für die Umsetzung von Familienzeitpolitik in ihrer Kommune!
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