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Georg Leber – eine Würdigung zum 5. Todestag

Wehner, 1973

Das Mitglied des Parteivorstands mit dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Herbert Wehner, 1973 (Bild: J.H. Darchinger/FES)

Vizepräsident Bundestag, 1981

Georg Leber als Vizepräsident des Deutschen Bundestags, 1981 (Bild: J.H. Darchinger/FES)

MdB, 1965

Mitglied des Bundestags, 1965 (Bild: J.H. Darchinger/FES)

Parteivorstand, 1976

Als SPD-Parteivorstand beim außerordentlichen SPD-Parteitag in Dortmund, 1976 (Bild: J.H. Darchinger/FES)

Schmidt, 1975

Kanzler Helmut Schmidt mit Bundesverteidigungsminister Georg Leber, 1975 (Bild: J.H. Darchinger/FES)

Abschied des Bundesverteidigungsministers, 1978

Verabschiedung als Bundesverteidigungsminister, 1978 (Bild: J.H. Darchinger/FES)

Bundesverkehrsminister, 1968

Als Bundesverkehrsminister mit dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Helmut Schmidt, 1968 (Bild: J.H. Darchinger/FES)

Galley, 1973

Bundesverteidigungsminister Georg Leber mit dem französischen Verteidigungsminister Robert Galley in Bonn, 1973 (Bild: J.H. Darchinger/FES)

75. Geburtstag Willy Brandts, 1989

Empfang des Bundespräsidenten von Weizsäcker zu Willy Brandts 75. Geburtstag, Villa Hammerschmidt, Bonn, 1989 (Bild: J.H. Darchinger/FES)

Georg Leber wurde 1966 von der britischen Daily Mail als bedeutendster Gewerkschaftsführer Europas bezeichnet. Das wäre für sich allein schon ein angemessener Anlass, um auf das Leben des früheren Vorsitzenden der IG Bau-Steine-Erden zurückzublicken. 1966 war auch das Jahr, in dem Leber zum ersten Mal ein Regierungsamt übernahm. Laut einem sozialdemokratischen Weggefährten geschah dies eher aus Pflichtgefühl als aus Begeisterung. Dies war der Beginn seiner zweiten politischen Karriere, in der sich Leber vielfältige Verdienste um unser Land erwarb.

"Sozialdemokrat alter Schule"

Den Weg in das Ministeramt ebnete Leber nicht etwa ein Universitätsstudium. Der 1920 in Hessen geborene Sohn eines Maurers absolvierte nach dem Besuch der Volksschule eine kaufmännische Lehre und wurde 1939, gerade einmal 18 Jahre alt, als Funker zum Kriegsdienst eingezogen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahm Leber selbst eine Tätigkeit als Maurer auf und trat 1947 in die IG Bau-Steine-Erden (heute IG Bauen-Agrar-Umwelt) ein. Zwei Jahre später arbeitete er hauptamtlich für die Gewerkschaft, unter anderem für die Gewerkschaftszeitung Der Grundstein. Zehn Jahre nach seinem Eintritt wurde Leber Bundesvorsitzender seiner Gewerkschaft. Ebenfalls 1957 wurde Leber als Vertreter des Wahlkreises Frankfurt a.M. I zum ersten Mal in den deutschen Bundestag gewählt. Kurt Beck, Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung, bezeichnete den Werdegang Lebers treffend mit den Worten, er sei "im besten Sinne ein Sozialdemokrat alter Schule".

1966 in die erste Große Koalition berufen, wurde Leber der zweite Bundesverkehrsminister seit Bestehen der Bundesrepublik. Unter Willy Brandt leitete Leber in Personalunion zudem das Ministerium für das Post- und Fernmeldewesen. Nachdem Helmut Schmidt aufgrund des Rücktritts von Karl Schiller in das Bundesministerium für Wirtschaft und Finanzen wechselte, wurde Leber 1972 dessen Nachfolger im Amt des Bundesverteidigungsministers. 1978 übernahm er die politische Verantwortung für eine unerlaubte Abhöraktion des Militärischen Abschirmdienstes gegen eine kommunistische Gruppierung und reichte im Zuge dessen seinen Rücktritt ein.

Leistungen und Wirken

Zu Lebers Leistungen als Bundesverkehrsminister zählt bis heute das "Programm zur Gesundung des deutschen Verkehrswesens", kurz Leber-Programm. Dieses sah einen Ausbau des Verkehrsnetzes und eine Rationalisierung der Deutschen Bahn vor. Heutzutage kaum mehr vorstellbar, waren zu damaligen Zeiten die Herabsenkungen der Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen (100 km/h) und der Alkoholgrenze im Straßenverkehr von 1,5 auf 0,8 Promille stark umstritten. Im kollektiven Gedächtnis geblieben sind Sätze des Programms wie: "Kein Deutscher soll mehr als 20 Kilometer von einer Autobahnauffahrt entfernt leben."

Als Bundesverteidigungsminister bewirkte Leber eine Reformierung und Modernisierung der Bundeswehr. 1975 wurden erstmals Frauen als Sanitätsoffiziere eingestellt. In München und Hamburg wurden Bundeswehrhochschulen gegründet, ihr Besuch ist seitdem verpflichtend für die Offizierslaufbahn. Die Erhöhung des Wehretats musste der "Kanalarbeiter" Leber gegen den Willen des linken Flügels der SPD durchsetzen. Haltung bewies Leber bei der Versetzung zweier Generäle in den Ruhestand, die zuvor einen rechtsextremen ehemaligen Fliegeroberst zu einem Traditionstreffen der Luftwaffe eingeladen hatten. Bei den Soldaten war er dennoch beliebt und wird auch heute hoch geschätzt, hiervon zeugt zum Beispiel seine Bezeichnung als "Soldatenvater". 2017 wurde die erste Bundeswehrkaserne nach ihm benannt.

Als Gewerkschafter der IG Bau-Steine-Erden machte sich Leber einen Namen, weil er in einem Tarifvertrag Arbeitgeberleistungen in Arbeitnehmer_innenhand legte. So war Leber beteiligt an der Gründung der Bank für Sparanlagen und Vermögensbildung AG (BSV), weil die bestehenden Banken nicht daran interessiert waren, die neu geschaffenen Vermögenswirksamen Leistungen in Höhe von 7 DM anzulegen. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 1983 blieb Leber den Arbeitnehmer_innen verbunden. 1984 beendete er als Schlichter den festgefahrenen Tarifkonflikt der Metallindustrie und erreichte mit seinem Kompromiss den ersten Schritt auf den Weg zur 35-Stunden-Woche. Im selben Jahr starb seine erste Frau und Leber zog es nach Schönau an den Königssee. Eine Beschäftigung fand Leber in der Malerei, aber auch im Ortsverein der SPD war er noch lange Zeit aktiv.

Georg Leber starb am 21. August 2012 in Schönau am Königssee

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