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Die Pläne des dargestellten Bonner Bauvorhabens entwarf der Berliner Architekt Max Taut und stellen die neue Parteizentrale der SPD dar. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitet der Parteivorstand unter dem Vorsitz von Kurt Schumacher in Hannover. Zwei Jahre nach Gründung der Bundesrepublik ziehen die Sozialdemokraten nach Bonn in die „provisorische Bundeshauptstadt“ (so titelt der „Neue Vorwärts“ in seinem Bericht über den Umzug im Juni 1951).
Im Bonner Süden entsteht nach den Plänen von Taut ein Holzbau aus Fertigteilen, der schnell den Namen „Baracke“ erhält. Der „Vorwärts“ berichtet zeittypisch weiter: „Am Montagmorgen war alles bereits an der Arbeit. Die Stenotypistinnen setzten sich an dieselbe Maschine, die sie am Freitag in Hannover verpackt hatten, und schrieben die Briefe, die ihnen noch in der Odeonstraße diktiert worden waren.“
Die Entscheidungsträger gehen von einem Provisorium aus, sehen in Bonn „eine Station auf dem Wege nach der wirklichen Hauptstadt Berlin.“ (Fritz Heine) Der SPD-Schatzmeister Alfred Nau formulierte etwas vorsichtiger: „Wenn dieses Haus eines Tages abgebaut wird, sollen alle seine Teile voll verwendungsfähig sein.“ Der Bau war so geplant, dass die Fertigteile abgebaut und an anderer Stelle (in Berlin) wiederaufgebaut werden konnten. Unterstrichen wurde die Vorstellung eines kürzeren Verbleibens in Bonn auch dadurch, dass die SPD das Baugrundstück zunächst nur für 10 Jahre von der Stadt Bonn pachtete. Zusätzlich wurde eine Vertragsklausel vereinbart mit der Möglichkeit zur vorzeitigen Kündigung des Pachtvertrags, wenn die Hauptstadt verlegt werde. Man ging von einer sehr baldigen Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands aus.
Letztendlich aber wurde dieses Gebäude mit dem Charakter des Übergangs 23 Jahre lang genutzt und erhielt mehrfach Erweiterungsbauten. Die Parteivorsitzenden Kurt Schumacher (bis 1952), Erich Ollenhauer (bis 1963) und Willy Brandt (bis 1987) lenkten von hier aus die Partei. Nach dem Tod von Erich Ollenhauer erhielt das Haus 1964 den offiziellen Namen „Erich-Ollenhauer-Haus“ (kurz: EOH). Das Gebäude wurde trotz Anbauten allerdings für die enorm gestiegenen Aufgaben viel zu klein. Willy Brandt fasst die Situation nach 1972 aus sozialdemokratischer Sicht knapp zusammen: „Die SPD ist inzwischen zur stärksten politischen Kraft in der Bundesrepublik Deutschland herangewachsen. Sie stellt den Bundeskanzler und die größte Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Aufgaben des Parteivorstandes haben sich vervielfacht.“ Die Sozialdemokraten beschließen Anfang 1974, an gleicher Stelle ein neues EOH zu errichten. Die alte Baracke wurde abgebaut und in den Jahren 1974/75 nach 16 Monaten Bauzeit ein neues EOH fertig gestellt und bezogen. Auch dieses Haus behielt den liebevollen inoffiziellen Zweitnamen „Baracke“. Das war auch beabsichtigt. „Wir wollten … die gewachsene Atmosphäre der ‚Baracke’ erhalten und auf den Neubau übertragen.“ (so der Architekt Fritz Novotny). Es lehnt sich in der Architektursprache an den Ursprungsholzbau an und es entstand kein auf Repräsentation zielendes zehnstöckiges Hochhaus, wie beispielsweise im Fall der gegenüberliegenden, 1971 bezogenen Bonner Parteizentrale der CDU-Bundespartei.
Insgesamt arbeitet der SPD-Parteivorstand 48 Jahre lang in beiden Bonner „Baracken“. Nach der Deutschen Einheit zog die Parteiführung 1999 nach Berlin in das neu gebaute Willy-Brandt-Haus. Ins EOH zogen Mieter ein, das Gebäude von 1974/75 in Bonn blieb bestehen.
Die abgebauten Holzfertigteile der „ersten Baracke“ von 1951 wurden, wie geplant, nicht vernichtet. Sie wurden tatsächlich wieder verwendet, wenn auch nicht zum Bau des Willy-Brandt-Hauses in Berlin. Bauteile der „Baracke“ bilden seit 1975 das Grundgerüst des Theodor-Schwartz-Hauses, eines Erholungshauses der Arbeiterwohlfahrt bei Travemünde an der Ostsee - der Wunsch nach Nachhaltigkeit des SPD-Schatzmeisters wurde erfüllt.
Es erfüllte sich ebenfalls die Vorstellung zu Beginn der fünfziger Jahre, nämlich dass der SPD-Parteivorstand seinen Weg von Hannover über Bonn nach Berlin nimmt - wenn auch fast 50 Jahre später.
Archiv der sozialen Demokratie
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