"Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte" - intellektuelle Debatten in der Sozialen Demokratie

Als die beiden Zeitschriften „Neue Gesellschaft“ und „Frankfurter Hefte“ unter dem Dach der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammenfanden, hatten sie schon fast jeweils 40 Jahre bewegter Geschichte hinter sich:   1946 wurde die Monatszeitschrift „Frankfurter Hefte“ unter dem Eindruck des Nationalsozialismus und seiner Folgen gegründet. Die beiden bedeutendsten Herausgeber, die aus dem (Links)Katholizismus stammenden Publizisten Walter Dirks und Eugen Kogon, waren davon überzeugt, dass es einer Diskussionsplattform bedürfe, auf der der öffentliche Diskurs um ein besseres Deutschland und Europa geführt werden müsse, damit jede_r einzeln_e Leser_in sich selbst in seiner/ihrer Haltungen überprüfen solle.

Im Archiv der sozialen Demokratie befinden sich das Redaktionsarchiv der Frankfurter Hefte sowie das Redaktionsarchiv der zusammengeführten Zeitschrift, das Teil der FES-Hausakten ist. Daneben existieren auch die Nachlässe ihrer Gründer, Herausgeber und Chefredakteure, u.a. Walter Dirks, Eugen Kogon, Willi Eichler, Fritz Bauer, Carlo Schmid und Peter Glotz.

Der Schwerpunkt der Zeitschrift lag auf der Diskussion eines unorthodoxen, sich auf Freiheit stützenden Sozialismus (in Abgrenzung zum real existierenden Sozialismus) und der Verortung Deutschlands in Europa. Damit wollte Dirks zur Entwicklung einer „produktiven Utopie“ beitragen. Die zwei Intellektuellen wollten die Diskussion der Deutschen über sich selbst, die demokratische Praxis, die anzustrebende Wirtschaftsdemokratie und die Einbettung in ein geeintes Europa gewissermaßen von außen anstoßen und begleiten.

 In einer ähnlichen Funktion begriff sich auch die 1954 als Monatszeitschrift gegründete „Neue Gesellschaft“. Sie war unter dem Eindruck der verheerenden Niederlage der Sozialdemokratie in der Bundestagswahl 1953 von führenden Sozialdemokraten  wie Willi Eichler, Carlo Schmid und Fritz Bauer gegründet worden, um zukunftsweisend über die Zukunft der Gesellschaft und über die Grenzen der Partei hinaus zu diskutieren, Ideen zu entwickeln und Argumentationen auszutauschen. Die zentralen Themen drehten sich um den Zustand und die Weiterentwicklung der Gesellschaft, aber auch die theoretischen Grundlagen der Analyse wie dem Begriff des Demokratischen Sozialismus in Abgrenzung zur DDR und die Annäherung der Sozialdemokratie an die Kirche sowie die europäische Integration.

 

Als die beiden Zeitschriften 1985 unter ihrem bis heute geläufigen Label „NG/FH“ zusammenfanden, besaßen sie eine gemeinsame Diskussionsbasis in ihrem Selbstverständnis als Kulturzeitschriften. Walter Dirks und Peter von Oertzen verfassten ihre jeweiligen Perspektiven auf ihre „Verbündung“ (Dirks) im Sinne eines „demokratisch-sozialistischen Neubeginns“ (von Oertzen), bevor Johannes Rau den ersten Artikel beitrug, der unter dem programmatisch zukunftsweisenden Thema „Auf dem Weg in die Computergesellschaft“ Ideen zur „sozial- und ökologisch verträglichen Modernisierung“ beisteuerte. Diesem Schwerpunkt von Ökologie, (industrie-)technologischer Entwicklung und der Zukunft der Arbeit widmete sich die Zeitschrift unter der Leitung Peter Glotz‘ in den 1980er Jahren und erweiterte damit das Spektrum der NG/FH. Diesem erweiterten Programm und dem Selbstverständnis, Brücken über Parteigrenzen hinaus zu bauen, ist die Zeitschrift bis heute verpflichtet.

 

Seit 2013 erscheint sie auch digital, ältere Ausgaben sind in digitalisierter Form über die Bibliothek der FES abrufbar. 

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