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Wahlwerbung

Die Mondlandung am 16. Juli 1969 gehört wohl zu den einprägsamsten Ereignissen des 20. Jahrhunderts. So verwundert es kaum, dass auch die SPD einen ihrer Wahlwerbespots zur Bundestagswahl 1969 mit den spektakulären Bildern der startenden Apollo 11-Rakete, der ersten Schritte Armstrongs auf der Oberfläche des Erdtrabanten und der Eindrücke aus der NASA-Kommandozentrale einleitet. Im weiteren Verlauf des beinahe fünfminütigen Films wird die Bedeutung von Wissenschaft, Forschung und Bildung für die SPD durch den damaligen Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Helmut Schmidt  propagiert.

Die Wahlwerbung hatte Erfolg: Im Anschluss an die Bundestagswahl am 28. September 1969 kam es zur ersten sozialliberalen Regierungskoalition der Bundesrepublik unter Führung von Bundeskanzler Willy Brandt.

 

Das AdsD verwahrt einen umfangreichen Bestand derartiger Wahlwerbemittel. Die ältesten Objekte reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und damit in die Frühzeit der Geschichte der SPD zurück. Betreut werden sie von den Mitarbeiter_innen der audiovisuellen Sammlungen im AdsD, die sich bis heute darum bemühen, den Bestand um Repräsentationen aktueller Wahlkämpfe zu erweitern. Nicht nur für die Wissenschaft bieten sich hier mannigfaltige Forschungsansätze, auch interessierte Bürger_innen haben die Möglichkeit, den Geist vergangener Zeiten durch audiovisuelle Eindrücke zu erfahren. Die audiovisuelle Sammlung ist auch online über den iServer recherchierbar.

Bereits Mitte der 1920er Jahre war sich die SPD der Wirkung des noch jungen Mediums Film bewusst und es entstanden erste Propagandafilme bzw. bald darauf gezielte Wahlwerbefilme. Seit dieser Zeit sind die früher zum Teil recht umfangreichen, heute eher kurzen Filme aus Wahlkämpfen nicht mehr wegzudenken. Im Laufe der Zeit wurde der Wahlkampf zunehmend professionalisiert. Durch die Beauftragung von Werbefachleuten und Wahlkampfberater_innen wurden die Produkte der Wahlwerbung immer ausgefeilter. Neben allgegenwärtigen Plakaten und Flugblättern finden sich Kugelschreiber, Einkaufswagenchips, Schirmmützen, Bierdeckel, Papierfähnchen bis hin zu Papierflugzeugen und Kondomen – es wird kaum jemanden geben, der nicht irgendwo zu Hause das ein oder andere Objekt mit Parteisignum herumliegen hat.

Wie überall dort, wo visuelle Eindrücke entscheidend sind, bemühen sich auch die Macher von Wahlwerbefilmen, der stetigen Veränderung von Sehgewohnheiten Rechnung zu tragen. Von kurzweiligen Zeichentrickfilmen – legendär sind die beiden SPD-Vögel Plietsch und Plemm aus den Wahlwerbespots zur Bundestagswahl 1957 – über humoristische Clips mit Satirikern wie Dieter Hildebrandt oder Thomas Freitag zu den Bundestagswahlen 1976 und 1980 bis hin zu einem 40-sekündigen Standbild einer Pressekonferenz von Angela Merkel, Guido Westerwelle und Edmund Stoiber zur Bundestagswahl 2005: Immer neue Ideen und Konzepte werden entwickelt und umgesetzt und wir dürfen gespannt sein, was die Wahlwerbefachleute der Parteien als nächstes für uns bereit halten.

Gut 30 Jahre nach der Mondlandung findet auch das Thema Raumfahrt erneut Einzug in die Wahlwerbung der SPD. In einem Spot, der zur Bundestagswahl 1998 in den deutschen Kinos zu sehen war, macht sich die Crew eines Raumschiffs bereit zu beamen. Der Look des Clips erinnert an eine zeitgenössische Science Fiction-Serie. Der Beamvorgang funktioniert nicht nach Plan, zurück bleibt ein Astronaut, der sich als Konterfei von Helmut Kohl entpuppt. Der kurze Film endet mit den Worten: „Die Zukunft – nicht jeder ist dafür geschaffen“.

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