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Vor 50 Jahren fand der erste Kongress der gewerkschaftlich orientierten Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) der SPD in Duisburg statt.
Bild: Plakat „machen Sie bei uns mit“ (1986); Rechte: RSCG Butter und Rang; Quelle: AdsD [6/PLKA013500].
Bild: Herbert Wehner spricht auf dem ersten Bundeskongress der AfA in Duisburg am 19.10.1973; Rechte: J.H. Darchinger/Friedrich-Ebert-Stiftung [6/FOTA045534].
Bild: Helmut Rode, (designierter) erster Vorsitzender der AfA; Bruno Friedrich, MdB; Heinz Otto Vetter, DGB-Vorsitzender, Bundeskongress der AfA in Duisburg (19.10.2023); Rechte: J.H. Darchinger/Friedrich-Ebert-Stiftung [6/FOTA045524].
„Die AfA steht wie keine andere Organisation innerhalb der SPD für Wurzeln und Grundwerte der Sozialdemokratie“, formulierte 2000 der damalige Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Reinhard Klimmt. Schließlich lässt sich die AfA ideologisch auf erste Betriebsgruppen in den 1920er Jahren zurückführen und fußt, wie auch die deutsche Sozialdemokratie auf dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV), der 1863 unter Ferdinand Lassalle von der politisch erstarkenden Arbeiterbewegung gegründet wurde.
Als die AfA auf Initiative des damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner bei ihrem Gründungskongress vom 19. bis 21. Oktober 1973 in Duisburg entstand, wurde sie von ihm in ihrer Bedeutung als „Auge, Ohr und Herzkammer der SPD“ bezeichnet.
Im Zuge der Neuformierung der SPD nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur entwickelten sich innerhalb der Partei verschiedene Betriebsgruppen und Arbeitsgemeinschaften, in denen sozialdemokratische Arbeitnehmer_innen in Betrieben und Gewerkschaften die Politik der SPD zur Geltung brachten und für die Sozialdemokratie warben. Ziel war es dabei auch, den Einfluss der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in den Betrieben zurückzudrängen. Diese Betriebsgruppen und Arbeitsgemeinschaften hatten jedoch in der SPD keine festgelegten oder gar abgesicherten Kompetenzen bei der innerparteilichen Willensbildung.
Im Jahre 1958 forderte der Stuttgarter SPD-Parteitag in einem Beschluss die Stärkung der Tätigkeit der Betriebsgruppen. Etwas später wurde beim SPD-Parteivorstand ein „Beirat für Arbeitnehmerfragen“ eingerichtet, der die Vernetzung der bestehenden Betriebsgruppen ausweiten sollte. Hierbei wurden Richtlinien für die Betriebsgruppenarbeit verabschiedet, welche die ausführende Tätigkeiten der Organisationen zwar statuarisch stärkte, ihnen aber keine bestimmenden Aufgaben zuwies.
Durch den Einfluss Herbert Wehners gewannen die Betriebsgruppen innerhalb der Partei weiter an Bedeutung, sodass in der Zeit nach dem Godesberger Programm (1959) eine Reihe von berufsbezogenen Arbeitsgemeinschaften entstanden, die sich nun vermehrt als Vertreter_innen eigener Interessen verstanden. Eine Eigenständigkeit, die vom Parteivorstand zunehmend gefördert wurde.
Die erste gesamtwirtschaftliche Krise in der Bundesrepublik und die politischen Resultate der 1966 gebildeten Großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD bewirkte eine innerparteiliche Opposition, deren Protagonist_innen in der Hauptsache sozialdemokratische Gewerkschafter_innen waren. Ihr Ziel war es, die ihrer Ansicht nach während der Großen Koalition nur ungenügend berücksichtigten Interessen der sozialen Basis in der SPD zu stärken.
Diese Forderungen nach stärkerer Berücksichtigung der Interessen von Arbeitnehmer_innen führte dazu, dass 1970 ein „Referent für Arbeitnehmerfragen“ beim SPD-Parteivorstand seine Arbeit aufnahm und im gleichen Jahr ein erster Bundeskongress der Arbeitnehmer_innen innerhalb der SPD stattfand. Auf diesem Kongress und den sich anschließenden Fachkonferenzen wurden zwar Regierungsvorlagen zum Beispiel über das Betriebsverfassungsgesetz diskutiert, jedoch konnten keine Anträge gestellt werden.
Schließlich wurde auf Bundes- und Landesebene angeregt, eine Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen zu gründen, um die einzelnen Aufgaben und Tätigkeiten der bisherigen Arbeitsgruppen zu bündeln und zu koordinieren.
1972 wurde die AfA mit allen Rechten und Pflichten anerkannt und der Parteivorstand verabschiedete entsprechende Richtlinien. Beim Gründungsprozess der AfA im Oktober 1973 in Duisburg wurde Helmut Rohde zum Bundesvorsitzenden gewählt. Ihm folgten 1984 Rudolf Dressler (1984-2000), Ottmar Schreiner (2000-2012), dann Klaus Barthel und seit 2022 Cansel Kiziltepe.
Heute ist die AfA die größte und mitgliederstärkste Arbeitsgemeinschaft der SPD. In ihr engagieren sich sowohl Mitglieder der SPD und der Gewerkschaften als auch politisch interessierte Nichtmitglieder.
Peter Pfister
Weitere Informationen zur AfA finden Sie in Archiv und Bibliothek des AdsD.
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