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Vor 200 Jahren, am 26.3.1819, wurde in Meißen Louise Otto-Peters geboren - Journalistin, Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und engagierte Demokratin in der 1848er Revolution. Anlässlich des Internationalen Frauentages erinnern wir an diese herausragende Persönlichkeit der deutschen Frauenbewegung.
Bild: Louise Otto Peters von scanned by NobbiP lizenziert unter Public Domain
Ernst Bloch lobte sie in den höchsten Tönen: "Ganz erstaunlich ist eine deutsche Pionierin aus dem Vormärz: Louise Otto, eine rote Demokratin. Sie war es, die 1848, als die Revolutionskämpfe ausbrachen, die erste deutsche Frauenzeitschrift gegründet hat, mit dem Motto: 'Dem Reich der Freiheit werb ich Bürgerinnen'. […] 1865 rief Louise Otto die erste Frauenkonferenz nach Leipzig, gründete den Allgemeinen Deutschen Frauenverein und setzte durch, dass auch die Vertretung der Arbeiterinnen und ihrer Rechte zum Programmpunkt wurde". In seinem Buch "Freiheit und Ordnung" - geschrieben noch im Exil in den USA und erschienen 1946 in New York im Aurora-Verlag - kann man seine Lobeshymne nachlesen.
Die wenigen Fotos, die von ihr geblieben sind, vermitteln den Eindruck einer eher biederen, streng blickenden Dame. Zeitgenoss_innen beschreiben sie als in der Öffentlichkeit eher zurückhaltende Person ohne Redetalent. Doch dieses Bild greift zu kurz:
Louise Otto (verheiratete Otto-Peters), Schriftstellerin, Frauenrechtlerin, Journalistin und Redakteurin, war mutig, beharrlich und auf ihre Weise unkonventionell. Heute gälte sie als erfolgreiche "Netzwerkerin": sowohl in der demokratischen wie in der Frauenbewegung war sie engagiert, neben dem genannten Frauenverein war sie an der Gründung von Vaterlands- und Arbeitervereinen beteiligt. Ihre "Frauen-Zeitung" ängstigte die Obrigkeit so sehr, dass durch eine Änderung des sächsischen Pressegesetzes im Jahr 1850 Frauen die Herausgabe und Mit-Redaktion von Zeitungen verboten wurde (auch "Lex Otto" genannt, ein eher ambivalenter Ruhm!).
Louise Otto wurde 1819 als Tochter eines Gerichtsdirektors in Meißen geboren und wuchs in einer liberal-aufgeklärten bürgerlichen Familie auf, in der Politik, Musik, Theater und Literatur eine große Rolle spielten. Dennoch endete auch für ihre Tochter - wie zu der Zeit üblich - die schulische Bildung mit der Konfirmation. Aus dieser Erfahrung heraus kritisierte Louise Otto frühzeitig das herrschende Bildungssystem und forderte gleichen Zugang zur Bildung für beide Geschlechter sowie insbesondere für Mädchen eine Erziehung zu selbstständigem Denken.
Bei einem Besuch in Oederan, einem sächsischen Industriestädtchen, kam sie 1840 mit der Not der Industriearbeiter_innen in Berührung - eine prägende Erfahrung, die sie in ihrem Roman "Schloss und Fabrik" 1846 wieder aufgriff. Ihre Auseinandersetzung mit dem Elend des Fabrikproletariats missfiel der sächsischen Zensur; erst nach einer persönlichen Audienz beim Innenminister und einer Überarbeitung wurde der Roman schließlich zum Druck freigegeben. Ihr Interesse an sozialer Gerechtigkeit einerseits und an der sich herausbildenden Arbeiterklasse andererseits bestimmte lebenslang ihre politische Arbeit.
Bereits ab 1842 hatte Louise Otto in Zeitschriften des literarischen Vormärz veröffentlicht, anfangs noch unter dem Pseudonym Otto Stern. 1843 stellte Robert Blum, der spätere Revolutionär, in den "Sächsischen Vaterlandsblättern" die Frage nach der "Teilnahme der weiblichen Welt am Staatsleben" - und sie antwortete: "Die Teilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht ein Recht, sondern eine Pflicht." In der Folge veröffentlichte sie eine Artikelserie zum Thema "Frauen und Politik", die als publizistischer Auftakt der deutschen Frauenbewegung gewertet wird.
Louise Otto hatte ihre Themen gefunden und auch ihr Medium: das geschriebene Wort. Ihre Beiträge zur sozialen Frage und zur Situation der Frauen brachten ihr vor und während der 1848er Revolution viel Anerkennung ein (aber auch Überwachung, Hausdurchsuchungen und Verhöre). Aufsehen erregte ihre "Adresse eines Mädchens an den hochverehrten Herrn Minister Oberländer", die am 20. Mai 1848 in der "Leipziger Arbeiterzeitung" erschien und an den sächsischen Innenminister gerichtet war. Sie erinnerte daran, dass "das Loos der Arbeiterinnen noch ein viel elenderes ist als das der Arbeiter" und appellierte an die Herren, "die Sie zur Prüfung und Regelung der Arbeiterverhältnisse mit berufen sind", nicht die Fabrikarbeiterinnen, Tagelöhnerinnen, Strickerinnen und Näherinnen zu vergessen. Sie unberücksichtigt zu lassen bedeute, "die eine Hälfte der Menschen für Unmündige und Kinder erklären und von den anderen ganz und gar abhängig machen". Aber auch die Arbeiter forderte sie auf, im Kampf um eine Verbesserung ihres Loses nicht nur an sich selbst zu denken, sondern sich ihrer "Frauen, Schwestern, Mütter und Töchter" anzunehmen, "deren Interessen es zu wahren gilt."
Der von ihr maßgeblich mitgegründete Allgemeine Deutsche Frauenverein (AdF) markiert den Beginn der organisierten Frauenbewegung in Deutschland. Rund 30 Jahre war sie Vorsitzende und kämpfte in dieser Funktion um die Verbesserung von Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten für Frauen aus bürgerlichen Schichten, aber auch für Arbeiterinnen. In Veröffentlichungen und Petitionen setzte sie sich für Änderungen im Ehe- und Familienrecht zugunsten der Frauen und Mütter ein.
Louise Otto-Peters verstarb am 13. März 1895. Vor allem in Sachsen ist die Erinnerung an sie in Straßennamen oder Schulen lebendig. 1993 wurde in Leipzig die Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e. V. gegründet mit dem Ziel, ihr Leben und Werk in der Öffentlichkeit bekanntzumachen und zu würdigen.
Zum 200. Geburtstag im März 2019 widmet ihr die Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte" eine Ausgabe.
Die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung hält Literatur von und über Louise Otto-Peters und die Anfänge der deutschen Frauenbewegung bereit.