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Der digitale „Vorwärts“ hat Gesellschaft bekommen. Mit den zusätzlich aufgenommenen Titeln „Freiheit“, „Der Sozialdemokrat“ und „Neuer Vorwärts“ schaltet die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung das Angebot „Historische Presse der deutschen Sozialdemokratie online“ frei.
Bild: Sozialdemokrat-Freiheit-Neuer Vorwärts von Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung lizenziert unter CC BY-NC-SA 3.0 DE Drei Titelblätter
Seit Ende 2017 stehen sämtliche Ausgaben des sozialdemokratischen Zentralorgans „Vorwärts“ bis 1933 frei und im Volltext durchsuchbar im Netz. Die Forschung zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung hat damit eine riesige, gut erschließbare Quelle zu ihrer Verfügung. Nun nutzt die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung die für den „Vorwärts“ erarbeitete Web-Infrastruktur, um weitere zentrale Titel der historischen sozialdemokratischen Presse anzubieten.
Neuer Name, neue Suchfunktionen
Dass ein Web-Angebot mit mehreren Zeitungstiteln nicht mehr „Vorwärts bis 1933“ heißen kann, ist klar. Wir haben uns für den Titel „Historische Presse der deutschen Sozialdemokratie online“ entschieden, um unser Vorhaben thematisch einzugrenzen. Je mehr sozialdemokratische Parteizeitungen mit teils unterschiedlicher politischer Ausrichtung dem Angebot hinzugefügt werden, desto dichter und umfassender wird das sich hieraus ergebende Bild der bewegten Geschichte der Sozialdemokratie im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Damit das Ganze übersichtlich bleibt, wurden die Suchfunktionalitäten weiterentwickelt. Nach dem Start einer Suche erscheinen nun so genannte Facetten, die übersichtlich die Titel und Jahrgänge auflisten, in denen das Suchwort gefunden wurde. Auf diese Weise kommt etwa die interessierte Marx-Forscherin mit wenigen Klicks von den zahlreichen Treffern, die „Karl Marx“ im gesamten Angebot erzeugt, auf die für sie interessanten Stellen in einem bestimmten Jahrgang eines bestimmten Titels. Erhalten bleibt die „erweiterte Suche“, in der die Suche tagesgenau eingegrenzt werden kann.
„Der Sozialdemokrat“
Als ersten der „neuen“ Titel möchten wir die Wochenzeitung „Der Sozialdemokrat: Internationales Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge“ vorstellen. Sie erschien als sozialdemokratische Exil-Zeitung in der Zeit der bismarckschen Sozialistengesetze zwischen 1879 und 1890 zunächst in Zürich und später in London. Von dort aus wurde sie häufig über die deutsche Grenze geschmuggelt und im Reich verbreitet. Der Sozialdemokrat schließt die Lücke zwischen dem Leipziger Vorwärts (1876-1878) und seinem ungleich umfangreicheren Berliner Nachfolger, der von 1891 bis 1933 erschien. Bis auf die ersten Ausgaben von 1879 und einige Lücken in 1880 ist der gesamte Titel bereits jetzt im Angebot verfügbar.
Mit herzlichem Dank an die Stadtbibliothek Mönchengladbach: Die „Freiheit“:
Die „Freiheit“ war das Zentralorgan der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), die sich 1917 aus Protest gegen die Burgfriedenspolitik der Mehrheits-SPD im 1. Weltkrieg gründete. Sie hatte in ihrer erfolgreichsten Zeit bis zu 900.000 Mitglieder und war in der ersten Phase der Weimarer Republik eine bedeutende politische Kraft. Nachdem sich 1920 der linke Flügel der USPD mit der KPD vereinigt hatte, kehrte die Rest-Partei 1922 zur SPD zurück. Gleichzeitig ging die „Freiheit“, die über vier Jahre einen streitbaren Gegenpol zum „Vorwärts“ gebildet hatte, wieder im sozialdemokratischen Zentralorgan auf. Die „Freiheit“ ist im Angebot zunächst mit den Jahrgängen 1918 bis 1921 vertreten, 1922 folgt in Kürze. Die erheblichen Lücken im Jahrgang 1919 werden so bald wie möglich geschlossen. Große Teile des Bestands wurden uns von der Stadtbibliothek Mönchengladbach für die Digitalisierung zur Verfügung gestellt, wofür wir uns herzlich bedanken.
Der „Neue Vorwärts“
Der „Neue Vorwärts“ erschien ab Mitte 1933 im Umfeld der „Sozialdemokratischen Partei Deutschland im Exil“ (SOPADE). Ab 1938 musste die Redaktion wegen des steigenden Drucks, den die Nationalsozialisten auf die tschechoslowakische Regierung ausübten, nach Paris umziehen, wo der „Neue Vorwärts“ bis wenige Wochen vor dem Einmarsch der Wehrmacht erschien. Einen ausführlichen Artikel zum „Neuen Vorwärts“ finden sie hier.
Ausblick
Der nächste zur Digitalisierung anstehende Titel ist der „Freiheit“-Vorgänger „Mitteilungs-Blatt des Verbandes der sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins und Umgegend“. Trotz des nicht gerade einladenden Titels handelt es sich hierbei um eine inhaltlich hochspannende Zeitung, in der sich die Auseinandersetzungen, die zur Spaltung von SPD und USPD führten, für die Jahre 1916 bis 1918 gut nachvollziehen lassen. Über die weiteren aktuellen Entwicklungen unseres Angebots werden wir Sie in Kürze informieren.
Hier geht es zur Historischen Presse der deutschen Sozialdemokratie online