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Bild: Artikelausschnitt "Parteiarchiv" von gescannt von der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Vor 90 Jahren, am 10. Juni 1927, veröffentlichte der damalige SPD-Parteiarchivar und –bibliothekar Jonny Hinrichsen einen Artikel zum „Parteiarchiv“ aus Anlass seines 45jährigen Bestehens. Zum Zeitpunkt seiner Gründung existierte keine organisatorische oder funktionale Trennung von Archiv und Bibliothek, und auch eine professionelle Betreuung dieser Einrichtung durch ausgebildete Fachkräfte war nicht gegeben.
Jedoch machten dies die damals Verantwortlichen mit großen Engagement und einer gehörigen Portion Leidenschaft wett, so dass, ausgehend vom ersten, im Jahr 1878 und ebenfalls im „Vorwärts“ erfolgen Aufruf August Bebels zur Gründung einer „Allgemeinen Parteibibliothek“, diese zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels bereits rund 30.000 Bände umfasste. Zudem fanden sich im Archiv alle wesentlichen Dokumente, „die die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus Marx, Engels und Lassalle, hinterlassen“ hatten. Durch die nationalsozialistische Barbarei fand die Geschichte dieser einzigartigen Sammlung ein jähes Ende.
In seinem Artikel erwähnte Hinrichsen den ersten Bibliothekskatalog aus dem Jahr 1901, der auf „500 Schreibmaschinenseiten … in 12 Haupt- und 240 Unterabteilungen geordnet“ den Bestand der Bibliothek nachwies. Die Veröffentlichung einer aktualisierten Neuausgabe, „wieder in Maschinenschrift hergestellt“, konnte er gleichfalls für das laufende Jahr ankündigen. Ebenso wie letztere besitzt die FES-Bibliothek auch die erste Ausgabe aus dem Jahr 1901. Dieses Exemplar ist das zumindest uns einzig bekannte, womit es unstreitig zu den wertvollsten Dokumenten unserer eigenen Organisationsgeschichte zählen dürfte.
Hinrichsen beschloss seinen Artikel, bemüht, die Bestände von Archiv und Bibliothek mit weiteren relevanten Schriften zu bereichern, mit einer an die „Ehrenpflicht“ der Leserinnen und Leser appellierenden Bitte: „Mögen die Genossen und Genossinnen, die sich im Besitz von Parteidokumenten oder wichtigen Parteischriften befinden, … diese Schätze … dem Parteiarchiv zuführen“. Auch heute noch, wo unsere Bibliothek mit rund einer Million Bänden zu den größeren Spezialbibliotheken zählt und auch zur älteren Geschichte der deutschen Sozialdemokratie viele bedeutende Dokumente besitzt, sind wir für die Überlassung solchen Materials dankbar, welches wir noch nicht nachweisen können. Daher freuen wir uns ebenso wie Hinrichsen, „von dem Vorhandensein solcher Schätze“ zu erfahren.
Zum Artikel von Johnny Hinrichsen geht es hier.
Die Bibliothekskataloge von damals können Sie in unserem Lesesaal einsehen. Sie sind hier und hier in unserem Online-Katalog verzeichnet.
Sollten Sie im Besitz von Schriften sein, die Sie der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung überlassen möchten, schreiben sie uns bitte unter bibliothek@fes.de