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"Den Worten müssen endlich Taten folgen"

Rhoda Boateng, Programmmanagerin beim Internationalen Gewerkschaftsbund Afrika fordert eine verstärkte Kooperation mit konkreteren Zielen zwischen den beiden Nachbarkontinenten Europa und Afrika.

Zweimal wurde der sechste Gipfel zwischen der Europäischen Union und der Afrikanischen Union pandemiebedingt verschoben. Am 18. und 19. Februar 2022 ist es nun endlich soweit und die hochrangigen Vertreterinnen und Vertreter treffen in Brüssel zusammen.

Mit Rhoda Boateng, Programmmanagerin bei der afrikanischen Regionalorganisation des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB/ITUC), haben wir über die Erwartungen an den Gipfel aus Arbeitnehmer_innen- und Gewerkschaftsperspektive gesprochen.

„Die EU-Mitgliedsstaaten müssen ihren Versprechungen und Absichtserklärungen endlich konkrete und messbare Taten folgen lassen“, fordert Rhoda Boateng. Zu oft habe man bei vergangenen Gipfeln hochtrabende Abschlusserklärungen gesehen, denen allerdings, vor allem von Ländern des globalen Nordens, wenig konkrete Projekte und unzureichende Bereitstellung neuer finanzieller Mittel folgten.

Im Bereich Migration, faire Handelsbeziehungen, Beschäftigung für die junge Bevölkerung Afrikas und vor allem klimaschonender Energiegewinnung lägen große Potenziale in der Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbarkontinenten Europa und Afrika, so Boateng. Grundlage sei aber ein Zugang zu Impfungen gegen das Corona-Virus für alle.

Nachhaltige und gute Jobs als Weg aus der Pandemie

In dem Gespräch mit Lennart Oestergaard (Referent im Afrikareferat der FES) machte Rhoda Boateng deutlich, wie die Pandemie den afrikanischen Kontinent wirtschaftlich schwer getroffen habe. Die sonst guten Wachstumszahlen vieler afrikanischer Volkswirtschaften seien durch die Pandemie eingebrochen und die ohnehin hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere bei jüngeren Bevölkerungsteilen, sei massiv angestiegen. Dies habe schlussendlich auch Auswirkungen auf die Stabilität, weshalb die EU-Afrika-Kooperation hier ansetzen und nachhaltige und gute Jobs schaffen müsse. Investitionen, die jedoch nur auf die Gewinne Europäischer Unternehmen abzielten und Abhängigkeit durch Schulden nur vergrößerten, seien hingegen problematisch. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle Studie der FES. Die hohe Verschuldung müsse darüber hinaus offen in den anstehenden Verhandlungen thematisiert werden.

Gemeinsame Kooperation angesichts der Klimakrise

Das Gespräch thematisierte auch Wettbewerbsvorteile, die sich bei einer Kooperation zwischen Europa und Afrika jeweils für beide Kontinente ergäben. U.a. aufgrund kultureller, sprachlicher und geografischer Nähe sollte gemeinsam über die Verlegung von Lieferketten nach Afrika zum Vorteil beider Kontinente nachgedacht werden. Europa und Afrika seien auch natürliche Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise, deren Auswirkungen in Afrika besonders stark zu spüren seien. Deshalb müsse der anstehende Gipfel unmittelbar auf den Ergebnissen der COP26-Konferenz in Glasgow aufbauen und konkrete Schritte zur Umsetzung einer „Just Transition“, also einer sozial gerechten Energiewende, auf den Weg bringen (sehen Sie hier eine Nachlese zur COP 26 aus afrikanischer Sicht).

Das Gespräch zu den Erwartungen an den 6. EU-AU-Gipfel können Sie sich hier als Video ansehen:
 


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