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Ecuadors indigene Völker treten auf der COP28 angesichts des gefährdeten Amazonas gemeinsam für einen gerechten Übergang ein.
In einem historischen Referendum stimmte die Mehrheit der ecuadorianischen Bevölkerung im August 2023 dafür, im artenreichen Yasuní-Nationalpark Millionen Barrel Öl in der Erde zu lassen. Diese bahnbrechende Entscheidung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Erreichen der globalen Klimaziele und unterstreicht Ecuadors Engagement für nachhaltige Energie.
Die Weltklimakonferenz COP28 hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die weltweiten Kapazitäten für saubere Energie zu verdreifachen. Lateinamerika gilt bei diesem Umstellungsprozess als Schlüsselakteur - eine entscheidende Rolle spielt dabei Ecuador. Ecuador hat dank seiner Lage am Äquator viel direkte Sonneneinstrahlung, zudem zahlreiche Flüsse und – bedingt durch die Anden – günstige Windverhältnisse. Das sind optimale Voraussetzungen für die Nutzung erneuerbarer Energien. Schon jetzt erzeugt Ecuador 80 Prozent seines Stroms aus Wasserkraftwerken, und der ecuadorianische Präsident Daniel Noboa will diesen Anteil mit acht weiteren geplanten Anlagen noch erhöhen.
Ecuadors vorteilhafte geographische Lage ist jedoch auch mit besonderen Risiken verbunden, was vor allem für eines der am stärksten gefährdeten Gebiete des Landes gilt: den Amazonas. Das zeigt sich bereits an laufenden Projekten, bei denen keine Rücksicht darauf genommen wird, wie sich der Ausbau erneuerbarer Energien auf ansässige Gemeinschaften und empfindliche Ökosysteme auswirken könnte. Für die Bekämpfung des Klimawandels sind dies große Herausforderungen.
Deshalb engagieren sich die Vertreter_innen aus der Amazonasregion, die an der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten teilnehmen werden, aktiv und vehement gegen die Förderung des von ihnen so genannten „neuen grünen Extraktivismus“. Sie machen sich für einen wirklich gerechten Übergang stark, der die indigenen Völker aktiv in die Entscheidungsprozesse einbezieht.
Joel Alexis Greffa, der zur indigenen Gemeinschaft der Kichwa in Santa Clara gehört, wird aus dem ecuadorianischen Amazonasgebiet nach Dubai reisen, weil er die Legitimität der von der COP28 vorgeschlagenen „neuen Alternativen oder grünen Energien“ sichern will. Mit erneuerbaren Energien, dem gerechten Übergang und Klimakonferenzen sammelt er seit 2018 persönliche Erfahrungen – damals sollte in der Region, in der er lebt, ein Staudamm für ein Wasserkraftwerk gebaut werden.
Wenn der 27-jährige Greffa an diese Zeit zurückdenkt, erinnert er sich an das Versprechen, sauberen Strom zu erzeugen, um vom Öl wegzukommen. Über die möglichen Auswirkungen sagt er: „Wer einen Fluss zerstört, fügt nicht nur dem Gesamtgefüge des Flusses physischen Schaden zu, sondern auch denen, die direkt und indirekt von ihm abhängen. Wer einen Fluss zerstört, zerstört die Kultur der Menschen“. Nach einem Jahr gelang es der Gemeinschaft, das Vorhaben durch Proteste und juristische Schritte zu stoppen. Mittlerweile haben sich junge Mitglieder der Kichwa in Santa Clara zu einer Gruppe zusammengeschlossen, die sich für den Schutz des Flusses starkmacht.
Für Greffa ist das oberste Gebot, die Klimaziele zu erreichen, ohne dass dadurch sensible Ökosysteme gefährdet werden. Was er in anderen Teilen des Amazonasgebiets beobachtet – etwa das Versiegen eines Wasserfalls im Umfeld des Wasserkraftwerks Coca Codo Sinclair oder die Abholzung für die Gewinnung von Balsaholz -, bestärkt ihn in seiner Entschlossenheit, nach nachhaltigen Alternativen zu suchen.
Die Bedeutung der Weltklimakonferenz als Forum für den Erfahrungsaustausch steht für Greffa im Vordergrund: „Deshalb ist es wichtig, dass wir an der COP teilnehmen und diese Erfahrungen miteinander teilen, damit wir Entscheidungen gemeinsam treffen können.“
Auch die 28-jährige María José Andrade Cerda, eine Kichwa-Frau und Mitglied der Gruppe Yuturi Warmi, dem ersten Zusammenschluss indigener Wächterinnen in der Region, will auf der COP28 ihre Stimme für die Belange des Amazonasgebiets erheben. Andrade bezeichnet Wasserkraftprojekte als „grüne Extraktion“ und kritisiert: „Sie nehmen uns weiterhin unsere Ressourcen und schaden uns als indigenen Völkern.“
Seit 2020 kämpft Andrades Organisation, die Konföderation der indigenen Nationalitäten des ecuadorianischen Amazonasgebiets (CONFENIAE), aktiv gegen das Vordringen des Bergbaus in der Region Napo, die besonders stark von Abholzung und Mineralienabbau betroffen ist. In nur fünf Jahren haben sich die für den Bergbau ausgewiesenen Flächen um 300 Prozent vergrößert.
Nach Meinung Andrades, die zu den Wortführerinnen der Konföderation der indigenen Nationalitäten des ecuadorianischen Amazonasgebietes gehört, schaffen der Mangel an sozialer Gerechtigkeit und die fehlende Beteiligung an Entscheidungsprozessen überhaupt erst die Voraussetzungen für den Bergbau und insbesondere für den illegalen Bergbau. Andrade fordert deswegen dringend ein gerechtes Vorgehen.
Die Regierung hingegen setzt auf den Bergbau und sieht ihn als zentralen Baustein der Energiewende und der Abkehr von der Ölabhängigkeit. Im Juli 2023 wurde ein Abkommen über die Verdoppelung der täglichen Kupferproduktion unterzeichnet. Dadurch sind von Januar bis Mai 2023 die ecuadorianischen Bergbauexporte um 21 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum gestiegen.
Beide indigenen Wortführer hoffen auf Fortschritte bei der Erhaltung des Amazonasgebietes. Sie wollen sich für Vereinbarungen einsetzen, die Alternativen zum konventionellen Rohstoffabbau fördern – ohne dass dadurch die Rechte derer verletzt werden, die seit jeher die Hauptlast der fossilen Wirtschaft und ihrer Folgen tragen.
Isabel Alarcón hat sich in ihrer journalistischen Arbeit auf Umweltthemen spezialisiert ist. Ihre Karriere begann sie 2014 bei der Zeitung El Comercio. Isabel gehörte zu den Finalist_innen des Jorge Mantilla Ortega 2022 National Journalism Award und berichtete über die 15. Weltnaturkonferenz in Kanada.
In diesem Jahr arbeiten wir mit Climate Tracker zusammen und unterstützen die Journalistin Isabel Alarcón dabei, an deren Programm teilzunehmen. Sie wird von Climate Tracker weitergebildet, berichtet für uns über die COP28 und ist auch bei Veranstaltungen der Friedrich-Ebert-Stiftung dabei.
Die im Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Äußerungen der Gastautor_innen spiegelt nicht die Haltung der Friedrich-Ebert-Stiftung wider.
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