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Eine GeoPoll-Studie vom Juni 2022 zeigt, dass der Klimawandel für viele Menschen in der Karibik kaum Gesprächsthema ist. Das muss sich ändern, findet Climate Tracker Journalistin Kelesha Williams.
Die Klänge des jamaikanischen Reggae-Musikers Bob Marley erfüllen den Pavillon der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM) auf der COP27 im ägyptischen Scharm El-Scheich während eines Austauschs führender Vertreter_innen der Karibik.
Zeitgleich gibt die Premierministerin von Barbados, Mia Mottley, im großen Plenarsaal in Sachen Klimagerechtigkeit die Richtung vor. Ein Thema, das für die karibischen Staaten bei dieser COP von zentraler Bedeutung ist.
„Wir wissen, was es heißt, die Sklaverei aus unserer Zivilisation zu verbannen, innerhalb von zwei Jahren einen Impfstoff für eine Pandemie zu finden oder einen Menschen auf den Mond zu schicken. Aber als es um die Klimakrise ging, mussten wir erst verstehen, warum wir nicht weiterkamen“, erklärte sie. Sie erinnerte die Teilnehmenden daran, dass wir „gemeinsam in der Lage sind den Wandel zu bewirken“.
Gaston Browne, Premierminister von Antigua und Barbuda und Vorsitzender der Allianz kleiner Inselstaaten (AOSIS), forderte die Staats- und Regierungschef_innen der Inseln nachdrücklich auf, eine Strategie zu entwickeln, um Vereinbarungen auf der COP27 sicherzustellen. Man könnte daher sagen, dass die Verhandlungsführer_innen aus der Karibik bei ihrem Einsatz für Klimaschutzmaßnahmen auf internationaler Bühne ihre Sache durchaus gut machen.
Doch Tausende von Kilometern entfernt, in Jamaika, wissen viele junge Menschen auf den Straßen von Kingston und St. Andrew entweder nicht, was sich auf der Klimakonferenz abspielt, oder sie haben schlicht andere Sorgen. Ein Universitätsstudent, mit dem wir sprachen, fragte gar: „Was heißt COP?“
Angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, der rasant steigenden Kriminalitätsraten und der rapide sinkenden Löhne sehen viele Menschen den Klimawandel nicht gerade als eine ihrer Hauptsorgen an.
Gleichwohl gibt es mehrere Nichtregierungsorganisationen, Vereine und Jugendgruppen in Jamaika und in der Karibik insgesamt, die engagiert den Klimaschutz voranbringen wollen.
Eine GeoPoll-Studie vom Juni 2022 bestätigte zwar, dass der Klimawandel für die meisten Menschen in der Karibik gar kein Gesprächsthema ist. Die Befragung war in dreizehn Ländern, darunter Jamaika und Barbados, durchgeführt worden und die Daten zeigen, dass mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) angaben, selten oder nie mit ihrer Familie oder ihren Freund_innen über den Klimawandel zu sprechen. Die Studie zeigte auch, dass ein eher größerer Prozentsatz der älteren als der jüngeren Befragten über den Klimawandel spricht.
Für die Hauptgeschäftsführerin des Jamaica Environment Trust (JET), Dr. Theresa Rodriguez-Moodie, ist klar, dass viele Menschen in der Karibik ein größeres Bewusstsein für den Klimawandel entwickeln müssen.
Sie sagte uns: „Es ist für die Menschen manchmal schwierig, sich wirklich eingehend mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen. Ich bin mir nicht sicher warum, denn es ist ein Thema, das sich auf viele Lebensbereichen auswirkt. Aber ich denke, hier sind noch weitere Gespräche erforderlich und wir brauchen mehr Aufklärung. Leider neigen wir dazu, Diskussionen über den Klimawandel auf die COP-Saison zu beschränken“. „Aber das Thema Klimawandel müsse einen festen Platz im Leben der Menschen bekommen. In jedem Ministerium, in jeder staatlichen Organisation [...] muss jede_r die Projekte, die durchgeführt werden und wie sie vom Klimawandel betroffen sind, verstehen.“
Laut Racquel Moses, Hauptgeschäftsführerin des Caribbean Climate-Smart Accelerator (CCSA), ist es für alle karibischen Länder an der Zeit, den Klimaschutz ganz oben auf ihre Tagesordnung zu setzen.
„Alle Probleme, die wir mit Corona, der wirtschaftlichen Erholung, dem Wirtschaftswachstum und der Verschuldung haben, werden durch die Klimakrise noch verschärft. Wir können es uns schlicht nicht leisten, uns nur auf kurzfristige Fragen zu konzentrieren“, so Moses.
James Ellsmore, Hauptgeschäftsführer von Island Innovation, einer Marketing- und PR-Agentur mit Rundumservice, die einzigartige Einblicke in das Thema Inseln und Nachhaltigkeit bietet, ist hingegen der Ansicht, dass die Karibik in Bezug auf den Klimawandel nicht passiv geblieben ist.
Er betonte vielmehr, dass die Klimadiskussion in der Region an Fahrt gewonnen hat.
„Premierministerin Mottley war eine unglaublich starke Stimme, nicht nur für Barbados, sondern für den gesamten karibischen Raum. Ich meine, dass Menschen, die vielleicht nicht einmal mit der Politik der Region vertraut sind, dem Gehör schenken, was sie in den letzten Tagen gesagt hat, und es zur Kenntnis nehmen. Und ich finde, es gibt keine bessere Botschafterin für die Region.“
Ellsmore lobte noch weitere karibische Staats- und Regierungschef_innen und betonte, dass es in der gesamten Region mehrere Initiativen gebe, die zeigten, dass die Menschen in der Karibik nicht darauf warten, dass etwas unternommen wird.
Kelesha Williams ist eine preisgekrönte Journalistin aus Jamaika mit einer Leidenschaft für Menschen und das Erzählen spannender Geschichten. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf den Themen gesellschaftlicher Wandel, Umwelt, Klimawandel und ländliche Entwicklung. Sie liebt alles, was mit der Natur zu tun hat, und ist ein Mensch, der stets auf der Suche nach der Wahrheit ist und dessen Bestimmung es ist, Machthabende zur Rechenschaft zu ziehen. Insbesondere beschäftigt sie sich damit, wie Jamaika aufgrund der sich entwickelnden Volkswirtschaft und geografischen Lage des Landes für die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels anfällig ist. Der Inselstaat ist einem erhöhten Risiko für verheerende Naturkatastrophen wie Orkane und Tropenstürme ausgesetzt.
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