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Das Internet erblickte vor über 50 Jahren das Licht der Welt. Von Anfang an mit dabei: die Hoffnung auf mehr Freiheit und Gleichberechtigung. Wie die Bilanz aus feministischer Sicht ausfällt, beschreibt dieser Beitrag.
Der Aufschwung des Internets vor etwa 50 Jahren war begleitet von der demokratischen Hoffnung auf mehr Freiheit, Gleichberechtigung und die Chance auf Selbstverwirklichung. In der Luft lag ein Ausblick auf schier unbegrenzte Möglichkeiten und Solidarität, die das digitale Zusammenrücken und einen weltweiten Wissensaustausch verhießen. Mittlerweile lässt sich vor dem Hintergrund einer mehrjährigen Pandemieerfahrung, die die digitale Transformation beschleunigt und ihre genderspezifischen Defizite freigelegt hat, eine andere Bilanz ziehen. Die aktuelle Struktur des Internets fällt weit hinter sein Potenzial zurück: In seiner Beschaffenheit orientiert sich die digitale Architektur weniger an menschlichen Bedürfnissen als einer neoliberalen Marktlogik und produziert damit einen massiven Gender-Gap für weibliche Partizipation. Feminist_innen erkennen darin die demokratischen Defizite des Internets, die vor allem Frauen, trans- und non-binary Personen Teilhabe erschweren oder verunmöglichen. Ihre Exklusion äußert sich nicht nur durch direkte antifeministische Hassbotschaften im Netz. Digitale, genderspezifische Ungleichheit und Gewalt finden sich beispielsweise auch in Form von vorenthaltenen Menschenrechten, der Verhinderung sozialer Partizipation, in ausbeuterischen Arbeitsbedingungen entlang digitaler Wertschöpfungsketten oder im erschwerten Zugang zu Wissen und online Bildungsmöglichkeiten.
Dabei agieren die diskriminierenden Mechanismen, die das Internet strukturieren, anhand derselben sozialen Markierungen, darunter race, Klasse, Kaste, geographischer Verortung oder Behinderung auf intersektionale Weise miteinander, wie auch die Offline-Welt. Es gilt, die beiden Sphären des Digitalen und Analogen als Kontinuum anzuerkennen, statt sie unabhängig voneinander zu betrachten. Weil intersektionale Diskriminierung unsere digitale, wie auch analoge Wirklichkeit prägt, greifen liberale Forderung nach mehr digitaler Bildung zur Behebung des Demokratiedefizits im Netz zu kurz. Aus einem sozialdemokratischen feministischen Anspruch stellt sich die Frage,was es braucht um die digitale Transformation gerechter zu gestalten, neu. Dazu hat die Friedrich-Ebert-Stiftung gemeinsam mit IT for Change im Jahr 2022 ein Dialogformat organisiert, bei dem über 100 Feminist_innen weltweit zu ihren Forderungen für eine gerechtere digitale Transformation ins Gespräch kamen. Die Teilnehmer_innen, darunter Aktivist_innen, Wissenschaftler_innen und Praktiker_innen aus Zivilgesellschaft und Gewerkschaften arbeiteten Antworten heraus, die in einem Forderungspapier mündeten. Die sozialdemokratischen Perspektiven plädieren für einen Wertewandel und bündeln unter dem Titel „Charter of Feminist Demands“ drei zentrale Forderungen für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Netz.
Die Publikation „Charter of Feminist Demands“ findet sich in Kürze in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung und ist vorab hier online verfügbar.
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