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Millionen an Bestechungsgeldern, korrupte Ex-Präsidenten, Gefälligkeiten von Richtern: die investigative Arbeit von IDL-Reporteros
Bild: Christian Mihr und Romina Mella von © Reporter ohne Grenzen
Bild: IDL-Reporteros, links oben: Gustavo Gorriti und Romina Mella von © IDL-Reporteros
Die peruanische Investigativjournalistin Romina Mella war zu diversen Hintergrundgesprächen und Interviews zu Gast in Berlin.
Im Gespräch mit Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, schilderte sie bei unserer Veranstaltung am 24.09.2019 die Arbeit von IDL-Reporteros. Insbesondere die Aufdeckung der Fälle Lava Jato und Lava Juez waren von besonderer Bedeutung. Die massiven politischen Auswirkungen dieser Korruptionsskandale haben Lateinamerika verändert.
Das Journalist_innen-Kollektiv IDL-Reporteros wurde 2010 von Gustavo Gorriti und Romina Mella als unabhängiges Medium in Peru gegründet. Es gehört zur Speerspitze des Investigativjournalismus in Lateinamerika. Seit seiner Gründung arbeitet das Kollektiv zu sensiblen Themen wie organisierter Kriminalität oder Korruption, war an der Aufdeckung und Auswertung der Panama Papers maßgeblich beteiligt, legte Netzwerke im Drogenhandel offen oder führte das letzte Interview mit dem Sendero Luminoso-Guerillero »Artemio« kurz vor seiner Verhaftung.
Die Liste der Erfolge war also bereits lang. Doch die letzten Enthüllungen übertreffen alles Vorangegangene. Sie lösten ein politisches Beben in Peru und Lateinamerika aus: Lava Jato und Lava Juez. Der Lava Jato-Skandal ist der größte Korruptionsskandal in der Geschichte Lateinamerikas. Der brasilianische Baugigant Odebrecht hat über Jahre hohe Politiker_innen und führende Beamt_innen bestochen, um an lukrative Bauaufträge zu kommen. So auch in Peru: Allein die letzten vier Präsidenten Perus sind in den Skandal involviert. Es geht um Bestechungsgelder in Millionenhöhe. Noch immer kommen neue brisante Details ans Licht, auch dank Journalisten_innen wie Romina Mella. Für die Aufdeckung dieses monumentalen Skandals koordiniert sie u. a. ein lateinamerikaweites Netzwerk, in dem sich verschiedene Investigativjournalist_innen zum Odebrechtskandal austauschen. In Anbetracht der Ausmaße von Lava Jato scheint es schier unglaublich, dass bei IDL-Reporteros gerade einmal sieben Personen an dem Thema arbeiten.
Inmitten der weiteren Aufklärung des Lava Jato-Skandals machte IDL-Reporteros 2018 zudem ein weitverzweigtes Netzwerk aus Korruption und Gefälligkeiten im Justizsystem Perus öffentlich (Lava Juez). Oberste Richter sowie hohe Beamt_innen sind in diesen Skandal involviert. Die Journalist_innen erhielten tausende Audiodateien von Gesprächen zwischen Politiker_innen, Richtern, Unternehmer_innen sowie Kriminellen, die einen besonders großen persönlichen Einsatz bei der Aufklärung des Skandals notwendig machten. Die Anschuldigungen sind so massiv, und die Beweislage ist so erdrückend, dass Richter und Politiker_innen zurücktreten mussten. Am 28.07.2019 kündigte der amtierende Präsident Martín Vizcarra eine Justizreform an und hat dafür großen Rückhalt in der Bevölkerung. Die Opposition stellt sich gegen viele dieser Reformanstrengungen, was im Endeffekt zu einem politischen Limbo und der Auflösung des Parlaments geführt hat (s. Artikel von Jacqueline Fowks in El País). Die Grundlage für diese Reformen lieferte die Recherche des Kollektivs.
Die Arbeit von Romina Mella und IDL-Reporteros hat zu großem Widerstand geführt: Teile der konservativen politischen Elite drängten die Journalist_innen zur Herausgabe ihrer Quellen, die Staatsanwaltschaft wollte widerrechtlich Dokumente beschlagnahmen, was letztlich erfolglos blieb. Doch die Anfeindungen gegen das Kollektiv hätten zugenommen, berichtete die Investigativjournalistin, IDL-Reporteros treffe daher entsprechende Sicherheitsvorkehrungen.
Die Journalist_innen um Romina Mella und Gustavo Gorriti haben die jüngste Geschichte Perus maßgeblich mitgeprägt. In der stark konzentrierten Medienlandschaft sind IDL-Reporteros ein großer Gewinn für Peru und Lateinamerika. Ihre Arbeit zeigt, welchen Einfluss faktenbasierte Berichterstattung haben kann. Für ihren außerordentlichen Einsatz, ihren Mut und ihre konsequente Recherche wurden sie in Hamburg mit dem renommierten Investigativjournalismuspreis Gobal Shining Light Award ausgezeichnet.
Kontakt
Mareike Schnack Hiroshimastr. 28 10785 Berlin
+49 30 269 35-7484+49 30 269 35-9253
Mareike.Schnack(at)fes.de
Das Referat Lateinamerika und Karibik arbeitet in folgenden Themenfeldern:
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