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Indigene, feministische und schwarze Bewegungen sind starke Beispiele für Widerstand: Die »Berliner Brasiliendialoge« diskutierten Auswege aus den multiplen Krisen.
Bild: Anti-Rassismus-Protest in Sao Paulo am 20.11.2020, dem Tag des schwarzen Bewusstseins von picture alliance | ZUMAPRESS.com | Adeleke Anthony Fote
Bild: Protestplakat am 8. März 2021 in Sao Paulo: "Feminismus ja, Faschismus nein" von picture alliance | ZUMAPRESS.com | Cris Faga
Hintergrund der Veranstaltungsreihe „Berliner Brasiliendialoge“ von Dezember 2020 bis Februar 2021 sind die sozialen und politischen Entwicklungen in Brasilien, die das Land in eine tiefe Krise gestürzt haben. Was ist aus dem regionalen Player und angesehenen internationalen Partner geworden? International blickt man besorgt auf die multiplen politischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Krisen und sieht eine Regierung am Werk, die demokratische Institutionen zu demontieren versucht, Umwelt- und soziale Rechte abbaut, Gewalt gegen Schwarze, Indigene, Frauen und Transpersonen legitimiert und die Ausbreitung der Pandemie durch diverse Unterlassungen fördert - auf Kosten der Bevölkerung.
In Form von neun Debatten analysierten und diskutierten wir diese Themen mit brasilianischen und deutschen Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur, den Medien, sozialen Bewegungen sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen. Die Redner_innen sind engagiert in Initiativen gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie, staatliche Gewalt, Arbeitsplatzunsicherheit und weitere Formen der Gewalt. Neben dem Widerstand zeugen diese Stimmen auch von der Vielfalt Brasiliens und den vielen inklusiven gesellschaftspolitischen Ideen und Projekten, die die brasilianische Opposition (im weitesten Sinne) hervorbringt.
In der Veranstaltung Deutschland - Brasilien: Konvergenzen und Divergenzen blickten wir auch auf die deutsch-brasilianischen Beziehungen. Beim Austausch von Vertreter_innen der brasilianischen Zivilgesellschaft mit drei deutschen Bundestagsabgeordneten, darunter Yasmin Fahimi (SPD), Vorsitzende der deutsch-brasilianischen Parlamentarier_innengruppe, ging es um die internationale Verantwortung u. a. hinsichtlich der Handelspolitik und der strategischen Handlungsmöglichkeiten zum Schutz der Menschen- und Umweltrechte. Daher kann das Thema Unternehmensverantwortung hier auch eine bedeutende Rolle spielen, wie die Diskussionen um das neue Lieferkettengesetz in Deutschland zeigen. Schließlich ist São Paulo mit mehr als 900 ansässigen deutschen Unternehmen der größte Industriestandort außerhalb der Bundesrepublik.
In Brasilien in der COVID-19-Krise analysierten unsere Gäste die wirtschaftlichen, gesundheitspolitischen, sozialen und politischen Folgen der Pandemie. Die Gesundheitslage in Brasilien entwickelt sich dramatisch, nicht zuletzt durch das Nicht-Handeln der Regierung.
Die Redner_innen in Kulturkämpfe und politischer Widerstand berichteten von den politischen und gewalttätigen Angriffen auf Frauenrechte, LGBTQ+-Personen, die afrobrasilianische Kultur und Religion sowie vom Widerstand der schwarzen und feministischen Bewegungen in Brasilien gegen diese Entwicklungen.
Demokratie unter Druck thematisierte die politische Krise in Brasilien mit Fokus auf die Institutionen des demokratischen Rechtsstaates, welche massivem politischem Druck ausgesetzt sind.
Fokus der Diskussionsrunde Umwelt: grenzenlose Zerstörung waren das Amazonasgebiet und seine Bewohner_innen, die Bedrohungen durch Landraub und Umweltzerstörung ausgesetzt sind, geduldet und angetrieben durch die aktuelle Umweltpolitik. Der Amazonas beheimatet eine große Pflanzen- und Tierwelt, aber auch Menschen und ihre Kultur, die ihre Rechte durch politischen Aktivismus einfordern.
Stadt-Land-Verhältnisse: zwischen Agroexport und Ernährungssouveränität behandelte die Rückkehr von Hunger und Ernährungsunsicherheit in Brasilien. Politiken von Vorgängerregierungen priorisierten die Bekämpfung des Hungers, diese werden nun durch den Rückbau von Institutionen und Gesetzen demontiert. Politische Bündnisse sowie lokale und indigene Initiativen können eine Antwort darauf sein.
Der Dialog zu Arbeit, Prekarisierung und Verschärfung sozialer Ungleichheiten zeigte die dramatische Verschlechterung der diesbezüglichen Lage in Brasilien. Es kamen diverse Stimmen zu Wort, die politische Reformen, den verbesserten Schutz der Arbeitnehmer_innen und die Stärkung der Gewerkschaften forderten.
In Menschenrechte unter Beschuss: Herausforderungen und Perspektiven thematisierten wir die Zunahme von Menschenrechtsverletzungen, die wachsende Gewalt gegen Aktivist_innen und ihre immer häufiger zu beobachtende Kriminalisierung.
In der Abschlussveranstaltung Ausblick: der Wiederaufbau unserer gemeinsamen Zukunft diskutierten wir die Ansätze in der Politik und den sozialen Bewegungen, die eine inklusivere Gesellschaft anstreben. Dabei haben insbesondere die schwarzen und feministischen Bewegungen eine tragende Rolle. Außerdem nahmen wir Initiativen und Allianzen in den Blick, die für den Aufbau einer demokratischen und gerechten Zukunft Brasiliens nötig sind.
Die Veranstaltungsreihe »Berliner Brasiliendialoge« ist entstanden aus einer Kooperation von Friedrich-Ebert-Stiftung, Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin (LAI), Maria Sibylla Merian Centre Conviviality-Inequality in Latin America (Mecila), Heinrich-Böll-Stiftung (HBS), Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS), Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika/Brasilien Initiative Berlin (FDCL/BIB), Lateinamerika-Forum Berlin (LAF), Bischöfliches Hilfswerk Misereor und Global South Studies Center (GSSC) der Universität zu Köln.
Kontakt
Mareike Schnack Hiroshimastr. 28 10785 Berlin
+49 30 269 35-7484+49 30 269 35-9253
Mareike.Schnack(at)fes.de
Das Referat Lateinamerika und Karibik arbeitet in folgenden Themenfeldern:
Wir fördern den politischen Austausch zwischen Lateinamerika, Deutschland und Europa.
Hier finden Sie unsere thematischen Ansprechpartner_innen
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