Zurück in die Zukunft? Krise der Demokratien in Lateinamerika
Vor rund vierzig Jahren begann in Lateinamerika ein vielversprechender Trend zur Etablierung und Vertiefung der Demokratie. Ob im Bereich der Menschenrechte, des demokratischen Wechsels durch Wahlen oder der Festigung demokratischer Institutionen: Die teils noch jungen Demokratien konsolidierten sich zunehmend. Aktuell gibt es Anlass zur Besorgnis: Die verstärkte Präsenz von autoritären und (rechts-)populistischen Regimen, bestehende und teilweise sich wieder vergrößernde soziale Ungleichheiten sowie die Ausbreitung der organisierten Kriminalität zeichnen ein düsteres Bild. Strukturelle Probleme wie schwache Institutionen, Korruption und wirtschaftliche Instabilität bleiben bestehen oder verschärfen sich. Das Vertrauen in demokratische Strukturen und ihre Repräsentant_innen sinkt rapide. Doch eine aktive Zivilgesellschaft und das Entstehen oder Wiederaufleben neuer sozialer Bewegungen spiegeln nicht nur Positives wieder, sondern zeigen auch die Komplexität der Entwicklung.
Auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung und des German Institute of Global and Area Studies kamen in Berlin Wissenschaftler_innen, Journalist_innen und politische Repräsentant_innen aus Lateinamerika und Deutschland zusammen. Am 6. Juni diskutierten Mónica Hirst von der Universidad Torcuato di Tella in Argentinien, Beatriz Sánchez, ehemalige Präsidentschaftskandidatin der Frente Amplio Chile und Jean Wyllys, Partei für Sozialismus und Freiheit (PSOL) in Brasilien, in der »taz-kantine« über die enorme Bandbreite der Demokratien von Uruguay bis Nicaragua, über verschiedene vergleichbare Phänomene und die Positionierung progressiver politischer Kräfte.
Diese Diskussionen wurden am 7. Juni im Haus der FES in vier Diskussionsrunden zu den Themen »Akteure und Machtdynamiken«, »Medien und demokratische Öffentlichkeit«, »Institutionelle Herausforderungen« und »Organisierte Kriminalität und Gewalt« vertieft.