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Nach dem Ende der Militärdiktaturen folgte in den meisten Ländern Lateinamerikas ein demokratischer Transitions- und Konsolidierungsprozess. Nach dem Millennium stand insbesondere Südamerika im Zeichen eines progressiven Aufbruchs - eine günstige Ausgangslage für die Gewerkschaften, um die Interessen der Arbeitnehmer_innen durchzusetzen. Spätestens seit 2015 hat der Verfall der Weltmarktpreise für Rohstoffe jedoch negative Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft der Länder, deren Entwicklungsmodelle maßgeblich vom Primärgüter-Export abhängig sind. Die Corona-Pandemie verschärft die wirtschaftliche Krise in der Region sowie die sozialen Ungleichheiten. Die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) prognostiziert eine Zunahme der Arbeitslosigkeit, die Ausweitung des informellen Sektors und die verstärkte Prekarisierung der Arbeit. Zudem haben sich die politischen Vorzeichen in der Region geändert; die Gewerkschaften werden durch Angriffe rechtskonservativer Regierungen massiv unter Druck gesetzt. Sie stehen daher vor der Herausforderung, bisherige Errungenschaften und Rechte zu verteidigen sowie neue regulatorische Rahmen zu erkämpfen.
Die klassischen Handlungsfelder der Gewerkschaften werden immer mehr von regionalen Entwicklungen und globalen Trends bestimmt, wie z. B. vom zunehmenden Einfluss transnationaler Unternehmen oder der Digitalisierung der Arbeitswelt. Zusätzlich stehen die Gewerkschaften vor existenziellen Herausforderungen: Die Lohnentwicklung bleibt weit hinter der Steigerung der Arbeitsproduktivität zurück; der informelle Sektor wächst, und prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu. In zahlreichen Ländern sind Gewerkschaften zum Teil massiven Repressionen ausgesetzt. Hinzu kommen Probleme wie geschlechtsspezifische und ethnische Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt sowie hohe Jugendarbeitslosigkeit.
Eine Besonderheit der lateinamerikanischen Gewerkschaftsbewegung ist die Existenz starker und unabhängiger Regionalorganisationen, von denen wichtige sozial- und gewerkschaftspolitische Impulse ausgehen, die auf die nationale Ebene zurückstrahlen. Zentrale Akteure sind die 2008 als Regionalorganisation des Internationalen Gewerkschaftsbunds (IGB) gegründete Confederación Sindical de Trabajadores/as de las Américas (CSA), ein Zusammenschluss von 48 Gewerkschaftsdachverbänden aus 21 Ländern mit ca. 55 Millionen Mitgliedern sowie die regionalen Vertretungen der globalen Gewerkschaften. Dennoch ist die Gewerkschaftslandschaft sehr heterogen: Der Großteil der mitgliederstarken Organisationen konzentriert sich im südlichen Lateinamerika; in Zentralamerika, der Karibik und der Andenregion ist der Organisationsgrad weiterhin sehr niedrig, und Gewerkschafter_innen werden immer wieder Opfer von Gewalt und Verfolgung.
Mit ihrer Projektarbeit in 19 Ländern Lateinamerikas und der Karibik unterstützt die FES ihre Partner in ihrem Einsatz für gerechte Sozial- und Arbeitsmarktpolitik und bietet Foren des regionalen Erfahrungsaustauschs. Die Stiftung will die soziale Gerechtigkeit durch die Förderung von demokratischen Arbeitsbeziehungen ausbauen, die es Arbeitnehmer_innen und ihren Organisationen erlauben, ihre Interessen national, regional und global angemessen zu vertreten. Das regionale Gewerkschaftsprojekt der FES mit Sitz in Montevideo stärkt neben der nationalen auch die regionale und internationale Arbeit der Gewerkschaften und pflegt enge Beziehungen zu Regionalorganisationen der globalen Gewerkschaften sowie zur CSA. Die FES fördert den Austausch zwischen lateinamerikanischen Gewerkschaftsbewegungen und anderen politischen Akteuren zu programmatischen Themen wie Arbeit der Zukunft (z. B. Digitalisierung, Data Governance), Gendergerechtigkeit, sozial-ökologisch nachhaltiger Entwicklung, Steuergerechtigkeit und sozialer Inklusion sowie zu Themen gemeinsamer globaler Verantwortung wie Klima-, Handels- und Energiepolitik. Diese Themen werden auch zusammen mit dem globalen FES-Gewerkschaftsprojekt behandelt, ebenso wie die Umsetzung von internationalen Arbeits- und Sozialstandards; Schwerpunkt ist hierbei die Vernetzung von regionaler und nationaler Gewerkschaftsarbeit mit den globalen Gewerkschaften (Global Union Federations).
Ulrich Storck
Hiroshimastr. 28 10785 Berlin
+49 30 269 35-7488
Ulrich.Storck(at)fes.de
Friedrich-Ebert-Stiftung
Dörte Wollrad
Casilla 10578 11 100 Montevideo, Uruguay
+598 2 90 229 38/39/40+598 2 90 229 41
fesur(at)fesur.org.uy
Das Referat Lateinamerika und Karibik arbeitet in folgenden Themenfeldern:
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Otero Trujillo, Gabriel André
Silva Barros, Pedro
Scasserra, Sofía Beatriz; Ricaurte Quijano, Paola
González Vera, Myrian; Dobrée, Patricio