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Oma Maria erzählt, dass ihre Tochter als Mädchen Fußball gespielt hat. Sie wurde dafür ausgebuht und beleidigt. Deniz kann das Verhalten seiner Mutter gegenüber nicht verstehen. Gleichzeitig findet er es seltsam, dass ein Junge aus seiner Klasse Ballett tanzt.
Lest die weiteren Informationen. Hier erfahrt ihr mehr zum Thema.
Früher haben die Menschen das so gesehen: Frauen können Kinder bekommen. Deshalb sind sie für Gefühle und für die Erziehung zuständig. Männer beschützen und ernähren die Familie. Sie müssen stark und mutig sein. Die Leute dachten, das liegt in der Natur des Menschen. Bestimmt fallen euch Gegenbeispiele dazu ein, denn die Sache ist viel komplizierter.
Was wir für „normal“ halten, hängt davon ab, wo wir leben, wie wir aufgewachsen sind und was wir erlebt haben.
Von 1955 bis in die 1970er Jahre durften Frauen in Deutschland zum Beispiel keinen Fußball spielen. Die Gesellschaft hatte damals ein anderes Verständnis von der Männer- und der Frauenrolle. Der Deutsche Fußball-Bund hat damals geschrieben: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“ Frauen und Mädchen, die trotzdem Fußball spielten, wurden als „Mannweiber“ beschimpft. Manchmal wurden sie mit Steinen beworfen. So groß war der Ärger über sie.
Ob Mädchen und Jungen selbst bestimmen können, wie sie leben, hängt auch von Herkunft, Kultur und Religion ab.
Es gibt also viele Einflüsse, die mitbestimmen, was wir „normal“ finden und was nicht.
Normen beschreiben, was wir „normal“ finden. Normen sind Regeln oder Erwartungen darüber, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte. Oft wissen alle, dass es diese Normen gibt, obwohl sie gar nicht darüber gesprochen haben. Die meisten Menschen halten sich an Normen. Manchmal hat es schwere Folgen, wenn Menschen sich gegen bestehende Normen wehren.
Normen können Menschen aber auch einengen. Sie können die Freiheit von Menschen einschränken. Manchmal sind sie diskriminierend und benachteiligen bestimmte Gruppen.
Es ist gut zu wissen, dass sich Normen verändern können. Heute ist es doch ganz „normal“, dass Mädchen Fußball spielen, oder?
Auch dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind oder dass vor dem Gesetz alle gleich sind, ist für uns heute selbstverständlich. Das war aber nicht immer so. Menschen haben dafür gekämpft. Sie haben sich zusammengeschlossen und andere überzeugt – und so sind neue Normen entstanden. Oft braucht es mutige Menschen wie die Mutter von Deniz oder die iranischen Frauen, die vorangehen und für Veränderungen kämpfen.
Mit dem Internet und den sozialen Medien haben wir heute viele Möglichkeiten, verschiedene Ansichten und Meinungen kennenzulernen. Auch unsere eigenen Gedanken können wir leichter mit anderen teilen. Wir tauschen uns mit unserer Familie und unseren Freund_innen aus. Und manchmal können wir sogar die Aufmerksamkeit der Medien auf unsere Themen und Überzeugungen lenken.
Dadurch haben wir mehr Einfluss darauf, ...
Also kurz gesagt: Wir können unsere Meinung und unseren Einfluss nutzen, um Dinge zu verändern und die Welt ein bisschen besser zu machen. Und manchmal braucht es nur einen kleinen Funken, um eine große Veränderung auszulösen
Denkt einmal darüber nach: Welche hilfreichen Normen kennt ihr? Welche Normen findet ihr nicht gut, zum Beispiel weil sie veraltet sind?
Schreibt für beides jeweils drei Antworten auf Karten.
Lest jetzt die weiteren Informationen.
Darüber streiten die Menschen seit Jahrhunderten. Manchmal wird dieser Streit mit Buhrufen auf dem Fußballplatz ausgetragen. Manchmal kommt es zu Demonstrationen, Revolutionen oder Gewalt.
Normen können von Land zu Land unterschiedlich sein. Und Normen können sich ändern. Denkt mal an die #MeToo-Bewegung oder Fridays for future. Diese Bewegungen stellen alte Normen in Frage und schaffen neue.
Moderne Demokratien wie Deutschland schreiben Grundrechte in Gesetzen fest. Diese Rechte sollen sicherstellen, dass jeder Mensch respektiert wird und frei leben kann. Das ist unsere Norm oder unser Maßstab dafür, was richtig ist. Der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) hat das so beschrieben: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt.“ Das bedeutet: Solange ich keinem anderen schade, soll ich tun können, was ich möchte.
Aber so einfach ist es nicht. Freiheit bedeutet nicht nur, dass ich alles tun kann, was andere nicht stört. Menschen leben in Partnerschaften, in Familien, in Gruppen und in Gesellschaften, weil sie andere Menschen brauchen. Wir sind soziale Wesen. Aber wir sind auch alle verschieden in unseren Interessen und Bedürfnissen. Freiheit bedeutet deshalb auch, dass niemand Angst haben muss, weil er oder sie anders fühlt, denkt oder lebt. Der Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno forderte daher einen Gesellschaftszustand, in dem man „ohne Angst verschieden sein“ kann. Freiheit erreichen wir nur zusammen. Wir müssen immer wieder miteinander reden und sie aushandeln.
Bildet jetzt Gruppen von fünf Personen.
Ihr werdet entweder eingeteilt oder ihr findet selbst zusammen.
Tauscht euch zu den von euch gesammelten Normen aus und begründet eure Entscheidung.
Einigt euch in der Gruppe auf jeweils fünf Normen, die ihr „richtig“ und „falsch“ findet.
Schreibt eure Antworten auf ein Plakat und gestaltet es gemeinsam.
Kommt nun wieder in der großen Gruppe zusammen und folgt den weiteren Anweisungen.