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DIRTY PROFITS Report: Plastikprofite treiben Umweltkatastrophe an

Banken spielen eine zentrale Rolle in der durch Konzerne wie Shell, Nestlé oder Amazon verursachten globalen Plastikverschmutzung.

Der kürzlich erschienene achte DIRTY PROFITS Report widmet sich dem Thema „Plastikprofite von Banken und Konzernen und ihre Folgen für die Umwelt“. In der durch die FES mitgeförderte Ausgabe hat Facing Finance die finanziellen Beteiligungen europäischer Banken an internationalen Konzernen, die an der globalen Plastikverschmutzung maßgeblichen Anteil haben, untersucht.

Über die Ergebnisse sprachen wir mit Thomas Küchenmeister und Vanessa Müller von Facing Finance.

Wie hängen Plastikverschmutzung und das deutsche Bankenwesen zusammen?

Banken spielen eine zentrale Rolle in der Finanzierung unserer Wirtschaft. Kein Unternehmen - ob das kleine Start-Up um die Ecke oder der international agierende Plastikkonzern - kommt an Finanzinstitutionen vorbei, die ihnen Zugang zu Kapital bieten. Banken erfüllen also eine wichtige volkwirtschaftliche Funktion, haben aber auch eine hohe soziale und ökologische Verantwortung, Kriterien zu implementieren, die sie an ihre Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen knüpfen.

In unseren Recherchen zum Thema Plastik haben wir große Defizite in den Richtlinien von Banken aufgezeigt. So finanzieren Banken Unternehmen bzw. investieren in Konzerne, die großen Anteil an der globalen Plastikverschmutzung haben. Dazu gehören emissionsintensive Öl- und Gasunternehmen, die die fossilen Rohstoffe für die Plastikproduktion aus dem Boden holen, genauso wie Konsumgüterkonzerne, die die Kosten und Verantwortung für die Entsorgung ihrer Verpackungsabfälle an die Allgemeinheit externalisieren. Facing Finance hat finanzielle Beziehungen zwischen neun deutschen bzw. acht europäischen Banken zu 14 Plastikkonzernen in Höhe von insgesamt 54 Milliarden Euro bzw. 146 Milliarden Euro ermittelt.

Plastikverschmutzung schadet nicht nur der Umwelt, es trägt auch zu Menschenrechtsverletzungen weltweit bei. Was können Banken dagegen tun?

Öl- und Gasprojekte gehen häufig mit Menschenrechtsverletzungen einher, z.B., wenn indigene Gemeinschaften für den Bau von Anlagen von ihrem angestammten Land verdrängt werden. Auch das Recht auf Gesundheit kann betroffen sein, z.B. durch giftige Schadstoffe, wenn Chemiekonzerne die Rohstoffe aufwendig zu Plastik verarbeiten oder wenn giftiger Plastikmüll am Ende seiner Nutzungsphase verbrannt wird. Zentral ist, dass Banken das Thema Plastik ganzheitlich entlang des Kunststofflebenszyklus betrachten – also von der Förderung der Rohstoffe über ihre Verarbeitung zu fertigen Produkten hin zur Entsorgung. Mit einer umfassenden Plastikrichtlinie zu Einwegplastik sollten Banken langfristig eine finanzielle Abkehr von plastikintensiven und –abhängigen Firmen, sowie eine Förderung von innovativen abfallfreien und -armen Lösungen und Unternehmen vornehmen. Ergreifen Banken zudem die Innovationschance, die eine Transformation des Wirtschaftssystems hin zu einer Kreislaufwirtschaft mit sich bringt, so fördern sie nicht nur den Schutz der Ökosysteme, des Klimas und der Lebensgrundlagen der Menschen weltweit, sondern können auch finanziell profitieren. Denn mit zunehmender Regulierung in Bezug auf Plastik und einer zu erwartenden Internalisierung von Entsorgungskosten werden diejenigen Unternehmen als Gewinner hervorgehen, die sich schon jetzt in Richtung Circular Economy bewegen.

Der Bericht analysiert auch 14 Unternehmen, darunter Shell und BASF. Das Ergebnis ist deutlich: Unternehmen haben einen maßgeblichen Anteil an der globalen Plastikverschmutzung. Welche Forderungen stellt Facing Finance an Unternehmen und Politik?

Als Hauptverursacher der Plastikverschmutzung kommt Unternehmen in der Plastikindustrie eine hohe Verantwortung zu. Sie müssen ressourcenschonende Geschäftsmodelle implementieren, die ohne Einwegplastik auskommen und zeitnah auf Mehrweglösungen und Nachfüllsysteme umschwenken. Doch klar ist auch, ohne gesetzlich induzierte Steuerung und Regulierung lässt sich die Plastikkrise nicht bewältigen. Denn weder Firmen noch Banken werden ohne entsprechendes Rahmenwerk ausreichende Maßnahmen ergreifen, die geeignet wären, den kontinuierlichen Fluss an Kunststoffverpackungen und Einwegplastik zu stoppen – der meist in der Umwelt landet und nur selten recycelt wird. Regierungen weltweit müssen Anreize setzen: auf Konzernseite, Plastik zu vermeiden und wiederverwendbare Systeme einzuführen; auf Bankenseite, die Transformation vom linearen Geschäftsmodell hin zur Kreislaufwirtschaft finanziell zu begleiten; auf Verbraucherseite, verpackungsfrei und nachhaltig zu konsumieren.

Der achte DIRTY PROFITS Report ist im pdf-Format in deutscher und englischer Sprache oder online abrufbar  http://dp8.facing-finance.org

 

Das Ziel der von Facing Finance regelmäßig herausgegebenen Dirty-Profits-Publikationsreihe ist es, einerseits Aufmerksamkeit auf unternehmerisches Fehlverhalten sowie daraus resultierende soziale oder ökologische Ungerechtigkeiten zu lenken, andererseits die zugrundeliegende Mitwirkung des Bankensektors in Form von Bereitstellung finanzieller Ressourcen - und folglich seine Mitverantwortung - zu beleuchten.

Vanessa Müller koordiniert das Dirty Profits Projekt für Facing Finance.

Thomas Küchenmeister ist geschäftsführender Vorstand von Facing Finance.


Ansprechpartnerin

Franziska Korn
Franziska Korn
+49 30 269 35-7469

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