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In Singapur tagten im November 2019 Mitglieder einer Arbeitsgruppe, um feministische Richtlinien für die Digitalwirtschaft zu entwerfen.
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und die immer schnellere Digitalisierung befeuert diese Transformation. Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen haben neue Technologien, von der Entwicklung effizienterer Arbeitsprozesse bis hin zur Generierung von Einnahmen, eingeführt, um sich an eine Wirtschaft anzupassen, in der das digitale Medium entscheidet. So aufregend das alles klingen mag, so äußerten die Feministinnen in den zwei intensiven Tagen eines Treffens in Singapur ihre Bedenken.
Die Teilnehmerinnen dieses Treffens waren Crystal Dicks (Südafrika), Marianna Fernandes (Brasilien), Anita Gurumurthy (Indien), Gea Meijers (Niederlande), Scheaffer Okore (Kenia), Sofia Scasserra (Argentinien) und Anna Lee Tuvera (Singapur). Die sieben haben unterschiedliche Herkünfte, sind mit verschiedenen Expertisen gerüstet und formen die Arbeitsgruppe zu Arbeitsrechten und -gerechtigkeit in der Digitalwirtschaft. Dies ist eine der drei Arbeitsgruppen, die auf einer größeren Konferenz unter der Schirmherrschaft des globalen FES-Projekts „The Future is Feminist“ letztes Jahr in Berlin entstanden ist.
Während des Treffens in Singapur wiesen die Teilnehmerinnen immer wieder darauf hin, wie die Digitalwirtschaft weite Teile der Bevölkerung, vor allem Frauen im globalen Süden, ausschließt und sie entwarfen ein Rahmenwerk, das aufzeigen soll, wie dies zu ändern sei. Das Rahmenwerk soll bald mit empirischen Daten unterfüttert und als konkrete feministische Aktionen als Engagement, Bildung und Widerstand umgesetzt werden.
Im Zentrum des Rahmenwerks stehen die mit der Technologienutzung einhergehenden Veränderungen der Machtstrukturen, wie beispielsweise die Ungleichheiten des auf Plattformen basierenden Internets, das einige wenige multinationale Unternehmen dominieren.
„Das der digitalen Welt zugrundeliegende Mantra ist die Größenordnung. Je größer du bist, desto mehr Daten wirst du haben, denn du kannst in unterschiedlichen Märkten agieren, Modelle zur Vorhersage erstellen, wissen, wer was braucht und was sich besser verkauft. Dann kannst du deine Logistikkette dementsprechend aufbauen“, erklärte Anita. „Frauenkollektive wie eine Kooperative und eine Erzeugergemeinschaft können das nicht auf effiziente Weise nutzen.“
Der Wettbewerb mit riesigen multinationalen Unternehmen ist nicht neu. Was sich aber in den letzten Jahren verändert hat, ist die Art der Konzerne, die diesen dominieren. Wie Sofia geistreich bemerkte: „Es waren zunächst eher Industriekonzerne, dann waren es IT-Konzerne und jetzt haben wir Daten-Konzerne. Sie haben eine unglaubliche Macht. Im Hinblick auf das Vermögen. Im Hinblick auf Einkommen.“
Diese ungleichen Machtstrukturen im digitalen Raum zu entzerren, ist ein Ziel des Rahmenwerks. Ein weiteres zentrales Anliegen wird Steuerung sein und die Frage, wie dies dabei helfen könnte, Wettbewerbsgleichheit zu schaffen. Auch wenn das auf internationaler Ebene ein ungelöstes Problem bleibt, so gab es von den Teilnehmerinnen des Treffens Vorschläge dafür, wie positive Veränderungen aussehen könnten.
Anita sagte beispielsweise: „Kurswechsel müssen auf zwei Ebenen stattfinden. Einmal müssen die klassischen makroökonomischen Bereiche wie Wettbewerb, Besteuerung und Handel kontrolliert werden. Zusätzlich braucht es Fördermaßnahmen, die Ressourcen mobilisieren, einschließlich der öffentlichen Ressourcen wie Daten und künstliche Intelligenz, um die alternative Wirtschaft zu unterstützen. Ohne diese Unterstützung wird es für Frauen – Frauenunternehmen, landwirtschaftliche Frauenbetriebe und andere – unmöglich sein, die Möglichkeiten der Datenwirtschaft gut zu nutzen.“
Beispiele für diese Unterstützung sind Anreize für kleine und mittelständische Unternehmen wie auch für den öffentlichen Sektor in künstliche Intelligenz zu investieren, die Arbeiter und Arbeiterinnen im Allgemeinen nutzen könnten.
Der Inhalt des Rahmenwerks wird 2020 den wichtigsten Akteuren sowie Unterstützer_innen vorgestellt. Darunter sind feministische Wirtschaftsnetzwerke, Frauenrechtsbewegungen und Jugendorganisationen. Angestrebt wird auch die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften.
„Gewerkschaften sind sehr wichtig. Außer im öffentlichen Dienst sind die großen Gewerkschaften alle Industriegewerkschaften. Aber dort geht die Basis verloren, aufgrund immer mehr prekären Arbeitsformen wie Gelegenheitsarbeiten“, merkte Crystal an. „Wie soll man sich organisieren, wenn die Arbeiter_innen gar nicht mehr in einer Fabrik sind? Das sind Fragen, die sich die Gewerkschaften stellen müssen.“
Diese Herausforderungen der Interessenvertretung wurden herausgearbeitet und die Teilnehmerinnen sind zuversichtlich, dass ihr feministisches Rahmenwerk für die Digitalwirtschaft den Wandel beeinflussen wird. Sie entwerfen, vor allem für Frauen des globalen Südens, eine gerechtere Zukunft für die Arbeit. Die Stimmung war optimistisch.
Wie Crystal es formulierte: „Dies ist der Moment für Feminismus. Es ist der Moment für einen Aufstand der Frauen.
Text von Ng Hui Hsien Übersetzung: Meiken Endruweit
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