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Die Bevölkerung in Afrikas Städten wird sich in den kommen zwei Jahrzehnten fast verdoppeln. Wie Städte an den Bedürfnissen ihrer Bewohner_innen ausgerichtet werden können und weniger an rein wirtschaftlichen Interessen. Städte, die gerecht sind und nicht nur effizient.
Afrikas Urbanisierung steigt rasant. Die Zahl von Städten nimmt in hohem Tempo zu, und ebenso schnell wachsen jene Städte, räumlich ebenso wie mit Blick auf die Anzahl ihrer Bewohner_innen. Für viele Menschen auf dem Kontinent ist der Umzug in Städte mit großen Hoffnungen verbunden: auf die Verbesserung der eigenen Lebensbedingungen, den Zugang zu öffentlichen Gütern und Dienstleistungen, Bildungschancen für die eigene Familie und vor allem der Hoffnung auf einen Job, der Perspektiven schafft für die eigene wie auch zukünftige Generationen.
In Afrika wird sich in den kommenden 25 Jahren die Zahl derer verdoppeln, die in urbanen Räumen – also in Städten unterschiedlicher Größe – leben. Im Jahr 2040 wird über die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung in Städten leben. Urbanisierung ist also auch hier nicht aufzuhalten und steigt schneller als auf anderen Kontinenten. Das große Problem ist jedoch, dass Millionen hoffnungsvoller Menschen jährlich in ungerechte Städte ziehen oder in ihnen aufwachsen. Städte, die für und von einer kleinen, zumeist eher wohlhabenden, Minderheit geplant, gebaut und regiert werden. Wirtschaftliche Interessen dominieren und die Bedürfnisse der meisten Buerger_innen rücken nicht nur in den Hintergrund, sondern werden aufgrund von wenig inklusiven und partizipativ ausgestalteter Stadtentwicklung häufig komplett ins Abseits gedrängt. Der große Teil der Bevölkerung bleibt außen vor. Die sogenannten „Urban invisibles“ (Menschen mit Beeinträchtigungen, Arbeiter_innen in der informellen Ökonomie, Ältere, Frauen, Kinder u.v.m.) machen zwar die Mehrheit der Stadtbevölkerung aus, sind aber weder in ihre Gestaltung eingebunden, noch erfüllen sich ihre bereits genannten Hoffnungen auf ein besseres Leben in der Stadt.
Da große Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu öffentlichen Gütern und Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Wohnung und Unterkunft, Transport oder auch Wasserversorgung haben, fällt eine politische Teilhabe häufig sehr schwer, da das nackte Überleben den Tagesablauf dominiert. Dies hat zur Folge, dass sich an der öffentlichen Daseinsvorsorge für die Mehrheit der Bevölkerung nichts ändert. Diesen vermeintlichen Teufelskreis möchte die FES mit ihrer Arbeit zur „gerechten Stadt“ aufbrechen. Das Konzept der „gerechten Stadt“ beruht auf vier Prinzipien, die im Detail in der Dokumentation „What is a Just City?“ erläutert werden. Insgesamt arbeiten zehn Projekte der FES in Afrika daran, Städte gerechter zu gestalten und der Mehrheit der städtischen Bevölkerung eine kraftvolle Stimme zu geben.
In Kenia tut die FES dies unter anderem auch in Nakuru – seit Dezember 2021 offiziell eine von vier Städten im Land. Zwei Arbeitsgruppen, bestehend aus Vertreter_innen von Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, aber auch Politik, beraten dabei die Stadtverwaltung einerseits bei der Ausgestaltung verschiedener Sektoren – öffentlicher Transport (sowohl motorisiert als auch Fuß- und Fahrradwege), sozialer Wohnungsbau, Gestaltung öffentlicher Plätze sowie Sicherheit – aber andererseits auch hinsichtlich der „Nakuru Vision 2050“. Letztere soll den Fahrplan für die allgemeine Stadtentwicklung vorgeben und dafür sorgen, dass Nakuru die Wünsche, Interessen und täglichen Herausforderungen der Mehrheit der aktuellen wie zukünftigen Bevölkerung im stetig wachsenden Nakuru ins Zentrum des politischen Handelns stellt. Es ist der FES dabei besonderes Anliegen, gemeinsam mit den handelnden Akteuren und der Bevölkerung aufzuzeigen, dass die Idee der „gerechten Stadt“ mehr ist als nur Theorie. Um konkret zu werden und das transformative Potential einer „gerechten Stadt“ buchstäblich auch anfassbar zu machen, wurde gemeinsam mit den Bewohner_innen einer informellen Siedlung in Nakuru an der Neu- und Umgestaltung ebenjener Siedlung gearbeitet. Bis dato wurden deren Bedürfnisse von großen Teilen der Stadtverwaltung ignoriert. In einem mehrstufigen Verfahren wurden nun die Wünsche, Interessen und Vorschläge aller Bewohner_innen gesammelt, gebündelt, ausgewertet und den politisch Verantwortlichen präsentiert. Dabei wurde das sogenannte U_CODE Tool der Universität Dresden genutzt, welches eine aktive Beteiligung breiter Bevölkerungsteile mittels einfach verständlicher und nutzbarer 3D-Landschaften ermöglicht. Die FES unterstützte den Prozess auch dadurch, dass die politisch Verantwortlichen eingebunden waren, sodass nun einige der erarbeiten Vorschläge (u.a. zu Sicherheit und Beleuchtung aber auch Wasserversorgung und Verkehrsanbindung) von der Stadt Nakuru in die Tat umgesetzt werden. Gleichzeitig waren die Erfahrungen mit der aktiven Bürgerbeteiligung für die Stadtverwaltung derart positiv, dass man den Prozess auch in anderen Teilen der Stadt wiederholen möchte. Somit wird eine der grundlegenden Ideen der „gerechten Stadt“ bereits in die Tat umgesetzt – eine Stadtentwicklung, die auf den konkreten Bedürfnissen und Interessen der Bevölkerung basiert und nicht ausschließlich wirtschaftlichen Motivationen folgt.
Dies ist nur ein Beispiel für die konkrete Umsetzung der „gerechten Stadt“ in Kenia. Die Erfolge motivieren nicht nur die handelnden Akteure, sondern zeigen auch, dass urbane Räume so gestaltet werden können, dass sie Perspektiven, attraktiven Lebensraum und echte Chancen für diejenige bieten, die bis dato außen vor sind. Städte, die gerecht sind und nicht nur effizient.
Bastian Schulz leitet das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kenia und koordiniert das Projekt "Just City" in Subsahara-Afrika.
Website: https://kenya.fes.de/info(at)fes-kenya.org
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