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Nicht alles Banane

Plantagenarbeiter_innen ziehen gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse vor das Verfassungsgericht.

Bild: ASTAC Ecuador von © Hannah Valladares

Standpunkt

von Kathrin Meißner, Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Ecuador

 

Ecuador ist weltweit für seine Bananenexporte bekannt. Doch der erfolgreiche Export hat auch seine Schattenseiten: Bis heute sind viele Arbeiter_innen nicht sozial abgesichert, arbeiten ohne Verträge und mehr als 40 Stunden pro Woche. Hinzu kommen mangelnde Maßnahmen im Arbeitsschutz, wie etwa beim Besprühen der Pflanzen mit Pestiziden aus der Luft, während gleichzeitig die Arbeit auf den Plantagen ohne Schutzkleidung erfolgt. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind enorm. Eine Behandlung ist für die meisten Arbeiter_innen nicht finanzierbar. Nur wenige trauen sich, gegen die Arbeitsverhältnisse rechtlich vorzugehen, denn die Hacienda-Besitzer_innen schüchtern die Arbeiter_innen ein, drohen mit Entlassung und führen schwarze Listen gegen »Störenfriede«.

Die ohnehin schon prekäre Situation der Plantagenarbeiter_innen wurde zusätzlich durch ministeriale Dekrete verschlechtert, die das Arbeitsgesetz in der Bananenproduktion de facto aushebeln. Um sich gegen die Untergrabung ihrer Rechte zu wehren, ist die Gewerkschaft der Arbeiter_innen auf den Bananenplantagen, ASTAC, ein Partner der FES, vor das Verfassungsgericht gezogen. Jorge Acosta, Koordinator von ASTAC: »Wir haben einen Antrag auf Prüfung der Verfassungswidrigkeit von drei ministerialen Dekreten eingereicht, die gegen die Menschenrechte Tausender Bananenarbeiter_innen verstoßen. Wir lehnen diese Dekrete ab, von denen eines bereits unter der vorigen Regierung Rafael Correas erlassen wurde. Dieser Kurs wird unter Arbeitsminister Raúl Ledesma, der auf der Seite der Plantagenbesitzer_innen ist, fortgeführt.« Arbeitsminister Ledesma ist der Sohn von Eduardo Ledesma, dem Vorsitzenden der Vereinigung der Bananenexporteure Ecuadors.

Ecuador ist derzeit der wichtigste Importeur für Bananen in die EU. Das verdeutlicht, dass die Implementierung eines fairen Bananenanbaus mit gerechten Arbeitsbedingungen auch für den europäischen und deutschen Markt relevant ist. Im Titel IX zu Handel und nachhaltiger Entwicklung des Freihandelsabkommens zwischen der EU auf der einen und Ecuador, Kolumbien und Peru auf der anderen Seite verpflichten sich die Unterzeichnenden, die ILO-Konventionen zu respektieren und Arbeitsrechtsverletzungen zu verfolgen. Diese Verpflichtung hat bisher jedoch vor allem Alibicharakter: Die ohnehin schon schwachen Überwachungsmechanismen werden nicht angewandt, keiner der Vertragspartner nimmt die Forderungen nach der vertraglich festgelegten Beteiligung der Zivilgesellschaft ernst.

Das halten wir als FES für nicht vereinbar mit den europäischen Werten! In den Ländern, mit denen die EU Freihandelsabkommen verhandelt, unterstützen wir Gewerkschaften und Zivilgesellschaft, um auf die Verhandlungen Einfluss zu nehmen. Dort, wo die Abkommen bereits in Kraft sind, arbeiten wir mit unseren Partnern daran, das Kapitel IX zur nachhaltigen Entwicklung zu nutzen, um gegen Arbeitsrechtsverletzungen zu kämpfen und beobachten die Auswirkungen der Abkommen generell. Auf europäischer Ebene arbeiten wir mit unseren politischen Partnern daran, die Handelspolitik der EU fairer auszugestalten, zum Beispiel indem das Kapitel IX verpflichtenden Charakter erhält.

Für eine Verbesserung der Situation der Plantagenarbeiter_innen ist auch ein Umdenken in Europa erforderlich. Die Supermärkte und Discounter, die die Niedrigpreise diktieren, sind direkt für die Arbeitsverhältnisse auf den Plantagen verantwortlich. Ein großer Erfolg der Lobbyarbeit von Organisationen wie ASTAC und ihren europäischen Partnern ist die Entscheidung Lidls, nur noch Bananen mit Fairtrade-Zertifikat in seinen Discountern zu verkaufen. Auch wenn beim Fairtrade-Zertifikat erheblicher Verbesserungsbedarf besteht, ist dies ein wichtiger Schritt, die Arbeitsbedingungen auf Bananenplantagen weltweit zu verbessern. Nun muss der Druck auf ALDI, EDEKA, Rewe und Co erhöht werden, damit es in deutschen und europäischen Supermärkten bald nur noch fair gehandelte Bananen zu kaufen gibt.

Wenn Sie die Verfassungsklage von ASTAC unterstützen wollen, klicken Sie bittehier.


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