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Zukunftsallianzen

Lalaina aus Madagaskar und Adin aus Indonesien ermutigen junge Menschen zu politischem Engagement. Gespräch über Ungleichheit und Vertrauen.

Bild: Teilnehmer_innen der Young Global Changers Summer School in der FES Berlin, 17.5.2019 von Global Solutions Initiative/Ruthe Zuntz

Am 16. und 17. März 2019 öffnete die FES ihre Türen für die internationale “Young Global Changers Summer School“, dem wissenschaftlichen Programm der Global Solutions Initiative für junge Aktivist_innen und gesellschaftlich engagierte Führungskräfte, wissenschaftliche und politische Nachwuchskräfte. Die Global Solutions Initiative ging aus dem „Think 20 Summit“ 2017 in Berlin hervor – das Treffen des G20 Think Tank Netzwerks, das dem G20-Gipfel in Deutschland forschungsbasierte Lösungsvorschläge vorlegte. Im Zentrum des Young Global Changers Programmes steht seither auch  der Austausch über ganz konkrete Initiativen und Lösungsansätze. Die Teilnehmer_innen bildeten auf Anhieb Allianzen und Freundschaften. Wir hatten das Glück, mit Lalaina Randriarimanana aus Madagaskar und Adin Khairudin aus Indonesien – zwei von insgesamt über 90 inspirierenden Teilnehmenden aus 61 Ländern – zu sprechen.

Lalaina und Adin, was für Ungleichheiten erlebt ihr in euren Herkunftsländern?

Adin: In Indonesien wächst die Schere zwischen Arm und Reich. Wohlstand, Nahrung, Land sind ungleich verteilt. Sie werden von einigen Mächtigen kontrolliert. Das wird besonders auf dem Wohnungsmarkt deutlich. Gerade junge Menschen haben Probleme, eine Wohnung zu finden. Dabei ist Wohnen ein Grundrecht.

Lalaina: In Madagaskar ist es ähnlich. Doch es geht nicht nur um die Verteilung von grundlegenden Ressourcen, sondern auch um den Zugang zu Produktionsmitteln. Und zu Informationen. In Zeiten von Desinformation sinkt das Vertrauen in die Politik. Zivilgesellschaft und Politik entfernen sich voneinander. Dadurch findet kein Dialog statt, aus dem gemeinsame Strategien für eine gerechtere Verteilung hervorgehen könnten.

Und was wäre eine nachhaltige Lösung der von euch beschriebenen Probleme?

Lalaina: Wir müssen mehr aufeinander zugehen. Wenn wir wieder miteinander reden, können wir gemeinsame Standpunkte identifizieren und Kompromisse schließen. Es bringt nichts, sich aus der Politik zurückzuziehen. Viele Aktivist_innen wollen nicht mit Politiker_innen sprechen, weil sie Angst haben, dass die Menschen ihnen dadurch auch nicht mehr vertrauen. Doch das ist falsch. „Wir können nicht vor der Politik weglaufen“, hat Gilbert Doumit von „Beyond Reform and Development“ gesagt. Wir müssen unsere Standpunkte in die Politik mit einbringen und sie dadurch gerechter machen. Dafür muss aber auch in Bildung investiert werden. Menschen brauchen Zugang zu Bildung, um sich in der politischen Arena zu behaupten. Sie müssen lernen, kritisch zu denken und ihre Standpunkte zu vertreten. Außerdem sollten demokratische Werte von klein auf gelernt werden.

Adin: Genau. Es ist wichtig, lokale zivilgesellschaftliche Akteure zu stärken. Denn auf der lokalen Ebene können wir konkret handeln. Dabei sollten uns die Frage stellen: „In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?“ Und entsprechend handeln.

Lalaina, und was tust du konkret, um die Situation zu verändern?

Lalaina: Anlässlich der Präsidentschaftswahlen haben wir mit „Liberty 32“ die Beteiligung junger Menschen in der Politik gefördert. Sie wissen oftmals nicht, dass es einen Zusammenhang zwischen politischen Entscheidungen und Verteilungsfragen gibt. Dabei haben sie gerade heute in einer globalisierten Welt so viele Möglichkeiten. Sie sind nicht nur Opfer. Sie können die Zukunft verändern.

Was müsste auf internationaler Ebene geschehen, um zwischenstaatliche Ungleichheiten zu bekämpfen?

Lalaina: Auf internationaler Ebene geht es um den Zugang zum Weltmarkt. Die Globalisierung der Märkte schreitet voran. Wir müssen also schauen, wie wir auf diesen Märkten agieren und was wir mitbringen. Denn wir sind mehr als Bittsteller. Wir haben Ressourcen, auf die wir uns fokussieren sollten. Diese Ressourcen können uns auch dabei helfen, selbstbewusster in internationale Verhandlungen zu gehen. Wenn wir wissen, wer wir sind, was wir können und haben, dann können wir auch hinaustreten und unseren Standpunkt vertreten. Wir müssen nicht wie alle anderen sein, um Forderungen zu stellen. Was zählt ist, dass wir sie stellen.

Welche Forderungen würdest du an deine Regierung stellen?

Lalaina: Ich glaube, das Wichtigste ist Gerechtigkeit. Wir brauchen „Transitional Justice“. Es gibt im Moment die Tendenz, die Vergangenheit hinter sich lassen zu wollen. „Wir haben Wahlen“, wird gesagt. „Lasst uns in die Zukunft blicken.“ Doch wir können die Vergangenheit nicht ignorieren und weiter machen wie gewohnt. Wir müssen uns unserer Vergangenheit stellen. Wir brauchen Wiedergutmachung. Das bringt wahres Vertrauen und kann die Kluft zwischen Politik und Zivilgesellschaft schließen. Durch die Summer School und den Kontakt mit den anderen habe ich Hoffnung bekommen und Kraft. Ich möchte den Dialog suchen, um politische Lösungen für eine gerechtere Zukunft zu erarbeiten.


Ansprechperson

Elisabeth Bollrich
Elisabeth Bollrich
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