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Für ihr unermüdliches Engagement für Frieden & Dialog erhält die Frauenfriedensplattform Kamerun den Deutschen Afrika-Preis 2023. Eine Würdigung.
Im zentralafrikanischen Kamerun ist die Sicherheitslage seit Jahren höchst angespannt. Im anglophonen Nordwesten und Südwesten kämpfen seit 2017 Separatisten für territoriale Unabhängigkeit. Im Hohen Norden sorgen seit 2014 die Angriffe der jihadistischen Boko Haram für Leid und Unsicherheit. Im Osten des Landes kommt es zu gewaltsamen Übergriffen durch Seleka- und Balaka-Milizen auf die Zivilbevölkerung. Die sich überlagernden Krisen- und Konfliktdynamiken sind für knapp zwei Millionen Geflüchtete und Binnenvertriebene, etliche Fälle von Entführungen, Traumata und sexualisierter Gewalt verantwortlich. Die unterschiedlichen Gewaltspiralen haben sich mittlerweile verstetigt und alle bislang verfolgten Ansätze und Initiativen von nationalen und internationalen Akteur_innen zur Förderung von Friedensgesprächen zwischen den verschiedenen bewaffneten Gruppen und der Regierung blieben bisher erfolglos.
Die Frauen Kameruns haben dieser leidvollen Situation allerdings etwas entgegenzusetzen: Die Plattform „1st National Women’s Convention for Peace in Cameroon“ (Frauenfriedensplattform Kamerun), bestehend aus 77 kamerunischen zivilgesellschaftlichen Frauenfriedensorganisationen, leistet seit 2021 mit intensiver Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung einen wichtigen Beitrag in Konfliktprävention und Frieden. Die im Juli 2021 durchgeführte historische Frauenfriedenskonvention, in deren Rahmen ein „Appell der Frauen für Frieden“ erarbeitet und an Vertreter der kamerunischen Regierung übergeben werden konnte, hat auch im Bericht des Generalsekretärs der Vereinten Nationen an den UN-Sicherheitsrat zur Situation in Zentralafrika vom November 2021 Erwähnung gefunden. Im September 2022 verabschiedeten die Frauen in simulierten Friedensverhandlungen zudem drei regionale Friedensabkommen für die drei Konfliktregionen des Landes sowie einen generellen Frauenfriedensvertrag, der die drei Konfliktregionen verbindet.
Während andere Akteure zu den Waffen greifen, setzen sie auf Dialog, Versöhnung und lokale Ansätze der Konfliktbearbeitung und Friedensförderung und sind der einzige Akteur, der von allen Konfliktparteien akzeptiert ist. Das erklärte Ziel der Plattform ist es, bei zukünftigen offiziellen Verhandlungen Frauen an den Verhandlungstisch zu bringen, da sie bisher weitestgehend von offiziellen Friedensprozessen ausgeschlossen sind. Dadurch leistet sie auch einen wichtigen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit und Stärkung von Frauen im politischen Raum. Sie ist daher ein positives Beispiel für eine feministischen Außen- und Entwicklungspolitik, auf die sich die deutsche Bundesregierung beruft.
Für ihr unermüdliches Engagement für Frieden, Dialog und Gleichberechtigung erhielt die Frauenfriedensplattform Kamerun am 30. November 2023 in einer feierlichen Zeremonie in Berlin den prestigeträchtigen Deutschen Afrika-Preis der Deutschen Afrika Stiftung. Jedes Jahr werden mit diesem Preis herausragende Persönlichkeiten des afrikanischen Kontinents geehrt, die sich in besonderer Weise für Demokratie, Frieden, Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Forschung, Kunst und Kultur oder gesellschaftlichen Belange in Afrika engagieren. Der Preis ging in diesem Jahr zum ersten Mal an ein Kollektiv und würdigte ihren Beitrag zur Konfliktlösung im Land sowie die Förderung einer Beteiligung von Frauen in Friedensprozessen. Die Plattform wurde vertreten von Esther Omam, Sally Mboumien und Marthe Wandou.
In einem Umfeld, das von multiplen gewaltsamen Konflikten und patriarchalen Gesellschaftsstrukturen geprägt ist, leistet die Frauenfriedensplattform Kamerun landesweit Pionierarbeit, um endlich Frieden zu schaffen und die Gesellschaft zu versöhnen. Die 77 Mitgliedsorganisationen kümmern sich um Binnenvertriebene, den Schutz von Kindern, die Förderung von Bildung in den Konfliktgebieten oder kämpfen gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Dabei nimmt jede einzelne Frau jeden Tag sehr hohe persönliche Risiken in Kauf.
Mit Slogans wie "We, Women of Cameroon, are longing for peace" oder "Let us no longer accept that they speak for us - let us speak for ourselves" setzen sie sich für ein Ende der Gewalt und einen Platz am Verhandlungstisch ein. Diese Slogans verdeutlichen, dass nachhaltiger Frieden ohne die Beteiligung von Frauen und ohne Geschlechtergerechtigkeit nicht möglich ist. Dies wird auch durch den Slogan der Frauenfriedenskonvention aus dem Jahr 2021 betont: "I am a woman – I am building Peace, piece by piece."
Manuela Mattheß ist Referentin bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und zuständig für DR Kongo, Kamerun, Madagaskar und Ruanda. Ihre Arbeit bei der Stiftung nahm sie 2013 als Referentin für Südosteuropa auf. Nach einer Auslandsstation als Projektassistentin im Senegal koordinierte sie die internationale Klima- und Energiepolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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