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Um der Arbeitslosigkeit unter syrischen Geflüchteten in Deutschland entgegenzuwirken, hat Fadi Alshalabi eine E-Learning-Plattform ins Leben gerufen.
Bild: Migration gestalten: Migrant_innen bauen Brücken zwischen ihren Welten von FES
Treffen Sie Fadi Alshalabi – den Unternehmer
Als Dr. Fadi Alshalabi sich dazu entschied, Niuversity zu gründen, standen für ihn die Bedürfnisse junger, arbeitsloser arabischsprachiger Neuangekommener in Deutschland im Vordergrund. Er hatte bereits einen Großteil seines Lebens als Hochschuldozent und in der Hochschulverwaltung verbracht und wirkte an vielen großen Universitäten Syriens am Aufbau von Karrierezentren für Studierende mit. Während dieser Tätigkeiten glaubte er stets fest an das transformative Potenzial von Bildung und Lernen. Damals mag es ihm noch nicht klar gewesen sein, aber diese Erfahrungen haben ihn einige Jahre später dazu gebracht, in Deutschland ein Unternehmen zu gründen, in dem seine Leidenschaft für Bildung und digitale Innovation vereint sind.
2014 verließ Alshalabi Syrien und zog nach Deutschland, um eine Forschungsstelle an der Technischen Universität Berlin anzunehmen. Da er seine Frau und seine zwei Kinder mitbrachte, hatte die Neuansiedlung der Familie neben der Forschung Priorität. Erst durch eine zufällige Begegnung mit einigen seiner ehemaligen Studierenden der Universität Damaskus begann Alshalabi seine Vision zu erweitern. Die Geschichten seiner ehemaligen Studierenden von Angst, Langeweile und Frustration über die Unmöglichkeit, einen anständigen Job zu finden, zeigten die harte Realität vieler der in Deutschland lebenden Geflüchteten. Selbst Hochschulabsolvent_innen und erst recht Studierende, die noch vor dem Studienabschluss fliehen mussten, finden nur schwer Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren im Januar 2018 482.000 Menschen mit Fluchthintergrund als arbeitssuchend oder arbeitslos und 411.000 als unterbeschäftigt gemeldet. 84 % der Asylsuchenden im Jahr 2016 waren unter 35 Jahre alt, und 71 % gaben an, dass ihnen eine formale Fachschul- oder Berufsausbildung fehle.
Jugendarbeitslosigkeit wird zur globalen Krise – nicht aber in Deutschland
Geschichten von Jugendarbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung waren Alshalabi nicht gerade neu. Laut einer Reihe von Studien, unter anderem der Internationalen Arbeitsorganisation, ist die Jugendarbeitslosigkeit im Nahen Osten und in Nordafrika die höchste der Welt. Sie ist in den letzten zehn Jahren weiter gestiegen und erreichte im Jahr 2014 28,2 % bzw. 30,5 %. Ganz anders sieht es in Deutschland aus, einem Land mit einer der stärksten Volkswirtschaften und mit 6,1 % im Jahr 2017 einer der niedrigsten Arbeitslosenquoten weltweit. Nach weiterer Feldforschung erkannte Alshalabi, dass viele der jungen Neuangekommenen aus Syrien zwar über akademische Erfahrung verfügen, aber kaum technische Fähigkeiten oder Zertifikate vorweisen können, die für den Arbeitsmarkt in Deutschland relevant sind. Der Erwerb dieser Fähigkeiten in Deutschland würde sprachliche, finanzielle und bürokratische Hürden mit sich bringen. Es muss einen einfacheren und schnelleren Weg geben, dachte er.
Im Jahr 2017 wurde Niuversity als erste Plattform ins Leben gerufen, auf der Studierende in Interaktion mit arabisch sprechenden Lehrkräften berufliche Fertigkeiten online erlernen können.
Niu was?
Wie der Name schon sagt, will Niuversity eine neue Art des Lernens jenseits des traditionellen Universitätsstudiums anbieten. Ziel ist es, die hohe Arbeitslosenquote unter den arabischsprachigen Jugendlichen zu bekämpfen. Ihnen sollen die beruflichen Fähigkeiten vermittelt und Zertifikate ausgestellt werden, die sie benötigen, um auf dem heutigen Arbeitsmarkt zu bestehen. Darüber hinaus sollen sogar Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Trick? Bei Niuversity sind Lernmöglichkeiten leichter zugänglich: Kurse finden im Internet statt, der Wettbewerb mit einheimischen deutschen Studierenden entfällt und vor allem wird Unterstützung in Arabisch angeboten. Nach Aussage von Alshalabi und seinem Team ist die Beratung der Studierenden in ihrer Muttersprache das, was der bisherigen Online-Ausbildung fehlt. Alle großen Plattformen sind auf Englisch, es gibt kein arabisches Äquivalent.
„Ich möchte die Grenzen für Bildung abschaffen. Ich möchte nicht, dass geografische Grenzen oder etwa Sprachbarrieren jemanden am Lernen hindern.“
Wenn sich Interessierte über den Zugang zu einer Online-Plattform die beruflichen Fähigkeiten aneignen, die auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt werden, könnten sie sogar die Universität umgehen und schneller Arbeitsplätze finden oder schaffen. Niuversity wird derzeit entwickelt, um junge, arabischsprachige Lernende in Europa und im Nahen Osten anzusprechen.
Neuankömmlinge als Unternehmer
Alshalabi ist nur einer von vielen zugewanderten Unternehmer_innen, die mithilfe ihrer Erfahrungen aus der Vergangenheit und Gegenwart neue Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen an Orten schaffen, die sie Zuhause nennen. Er ist Alumni von Ideas in Motion – jetzt SINGA Business Lab – dem ersten Gründerzentrum in Berlin, das mit und für neuangekommene Existenzgründer_innen aufgebaut wurde. In Form von Workshop-Modulen, Mentoring und Netzwerk-Veranstaltungen mit Berliner Unternehmer_innen begleitet das von der SINGA Deutschland ins Leben gerufene fünfmonatige Programm die Teilnehmer_innen von der Geschäftsidee bis zum Betriebsstart.
Durch die Förderung von Konzepten wie das Neu-Unternehmer_innentum von Zuwanderinnen und Zuwanderern erforscht SINGA auch neue Ansätze der Integration im Allgemeinen. Anstatt sich darauf zu konzentrieren, wie Zugewanderte und Geflüchtete sich anpassen können, um sich in die vorgefundene, angeblich feste und unveränderliche Gesellschaft einzufügen, konzentriert sich SINGA eher darauf, wie diese Menschen ihre Talente und Leidenschaften verwirklichen und somit zu mehr Innovation und Zusammenhalt in der Gesellschaft beitragen können. SINGA blickt aus transkultureller Perspektive auf Integration und sieht darin einen fortdauernden Prozess, in dem alle Mitglieder der Gesellschaft egal aus welcher Gesellschaftsschicht, welchen Geschlechts, Alters, Hautfarbe, Religion usw. ihre Rollen und Rechte aushandeln. Der Blick auf Integration jenseits des Migrationskontextes erlaubt es, über die Dichotomie von „uns“ und „denen“ hinaus zu denken. Er zeigt die Grenzen einer Sichtweise auf, die Geflüchtete lediglich als Gäste, Begünstigte und passive Empfänger_innen wahrnimmt. Ohne diesen Ansatz hätte SINGA Alshalabi – den Unternehmer – niemals getroffen und mit ihm zusammengearbeitet.
Autorin
Sima Gatea, Mitbegründerin von SINGA Deutschland.
Get in Touch
Wenn Sie mehr über Fadi’s Reise und Niuversity erfahren wollen, besuchen Sie seine Homepage oder kontaktieren Sie ihn direkt:
fadi(at)niuverity.com
Niuversity
Pearson Niuversity
Wenn Sie mehr über das SINGA Business Lab oder neue Ansätze für die Integration im Allgemeinen erfahren wollen, finden Sie alle Informationen auf unserer Homepage oder treten Sie mit uns in Kontakt:
contact(at)singa-deutschland.de
SINGA Business Lab
SINGA Deutschland
Andere Beiträge zum Thema:
www.gemeinsam-digital.de/innovation-durch-kollaboration/
www.hiig.de/blog/newcomer-entrepreneurs/
FES-Publikation zum Thema:
WISO Diskurs: Ökonomische Bedeutung und Leistungspotenziale von Migrantenunternehmen in Deutschland.
Kontakt in der FES:Felix Braunsdorf, Referent für Migration und Entwicklung
Dieser Beitrag greift die Botschaft "Migrant_innen bauen Brücken zwischen ihren Welten" des Projekts "Migration gestalten - gerecht und global!" auf.
Zum Einsatz einer Enquete-Kommission "Fluchtursachen" befragten wir Dr. Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt.
Dr. Johannes Crückeberg
030 26935-8332Johannes.Crueckeberg(at)fes.de
Marcus Hammes
0228 883-7149Marcus.Hammes(at)fes.de