Diversity ist kein Trend, sondern signifikanter Erfolgsmotor für Unternehmen
Die Friseurin aus Pakistan, der Arzt aus Syrien, der Ingenieur aus dem Iran, die IT-Spezialistin aus Indien und das italienische oder vietnamesische Restaurant um die Ecke. Das alles sind Selbstverständlichkeiten in Deutschland. Erfolgreich ist das dann möglich, wenn für diverse Teams Arbeitsumgebungen geschaffen werden, in denen jede_r im Team – unabhängig von Alter, Herkunft oder Geschlecht – das eigene volle Potenzial entfalten kann.
Das ist im ersten Schritt für die Unternehmen eine Herausforderung. Im zweiten Schritt führt sie zu Innovationskraft, zu besserer Wettbewerbsfähigkeit und stärkt das Wachstum des Unternehmens. Ganz nebenbei profitiert die Bestandsbelegschaft von der Vielfalt, indem sie neue Perspektiven gewinnt.
Die Unternehmensperspektive: Chancen statt Defizite
Unternehmen spielen bei der Arbeitsintegration die Schlüsselrolle. Sie sind es, die Wertschätzung für Einwander_innen schaffen können – sei es durch Zusammenarbeit innerhalb der Teams, über individuelle Entwicklungskonzepte und natürlich über das Gehalt. Unternehmen wirken als Brückenbauer in die Gesellschaft. Integration in Arbeit kann dann erfolgreich sein, wenn auch der Sozialraum, die Freizeitmöglichkeiten und das Ankommen im neuen Lebensumfeld mitgedacht werden.
Als Unternehmerverband Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen e. V. setzen wir uns dafür ein, die Potenziale von Migration und Integration aktiv zu gestalten und für Wirtschaft, Gesellschaft und Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
In öffentlichen Debatten über Integration dominiert häufig der Blick auf die Defizite von Eingewanderten. Drehen wir doch das Ganze um und konzentrieren wir uns auf die Chancen: Die Wirtschaft bildet aus, schafft Beschäftigungsperspektiven und leistet durch gezielte Integrationsmaßnahmen essenzielle Beiträge zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Gelungene Integration bedeutet nicht nur, Menschen einen Arbeitsplatz anzubieten, sondern sie nachhaltig in betriebliche und gesellschaftliche Strukturen einzubinden. Dies erfordert von Unternehmen ehrliches Engagement. Dieser Prozess ist nur mit den richtigen Rahmenbedingungen zu bewältigen.
Deutschland ist Einwanderungsland! Betrachtet man jedoch die aktuelle Gesetzeslage, könnte man fast meinen, es sei ein Einwanderungsland wider Willen. Das ist ein wesentlicher Grund, warum Deutschland als Ziel für potenzielle Einwander_innen immer weniger attraktiv wird. Dazu kommen die schwer erlernbare deutsche Sprache und der komplizierte Umgang mit deutschen Behörden.
Unternehmen brauchen Unterstützung für erfolgreiche Integration
- Abbau bürokratischer Hürden bei der Erwerbsmigration: Viele Unternehmen scheitern an der Komplexität der gesetzlichen Vorgaben. Die derzeitigen bürokratischen Hürden überfordern nicht nur die Unternehmen selbst, sondern auch Behörden wie beispielsweise die Ausländerämter. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz war ein Schritt in die richtige Richtung, ist aber immer noch viel zu kompliziert.
- Zugang zu Bildungs- und Sprachförderung: Die Förderung berufsspezifischer Sprachkenntnisse führt zu erfolgreicher Integration am Arbeitsplatz – und hilft ganz nebenbei auch beim Schwatz mit dem Nachbarn. An Programmen, die Betriebe bei der Organisation und Durchführung von Sprachkursen unterstützen, ist nicht zu sparen – im Gegenteil: Sie sind auszuweiten!
- weltoffene Arbeitgeber: Für ein erfolgreiches Miteinander ist es hilfreich, wenn Unternehmen gezielt in Integrationskonzepte investieren und mit Integrationsmanager_innen zusammenarbeiten. Interkulturelle Trainings und Mentoring-Programme helfen den Einwander_innen genauso wie der Bestandsbelegschaft. Dafür braucht es Unterstützung.
- Förderprogramme für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU): Gerade KMUs, die keine eigenen Ressourcen für Integrationsinitiativen haben, profitieren von gezielter Unterstützung, wie finanzieller Förderung oder einer Vielzahl an Beratungsangeboten.
Praxisbeispiele: Integration, die wirkt
Unsere Mitgliedsunternehmen bieten beispielsweise Tandemprogramme für erfahrene und neue Mitarbeitende an, integrieren Sprachkurse direkt in den Arbeitsalltag oder fördern gezielt Frauen mit Fluchtgeschichte. Entscheidend ist, dass bei der Integration Herz und Verstand einhergehen.
Deshalb bieten wir als Verein Weiterbildungsformate für die Unternehmen in Sachen Integration an und ermöglichen den Austausch im betrieblichen Netzwerk – denn nicht jede_r muss dieselben Fehler machen.
Brücken bauen zwischen Anna aus Altkötzschenbroda und Baschar aus Damaskus
Unser Anliegen ist es, die Brücke zwischen wirtschaftlicher Praxis und migrationspolitischen Zielsetzungen zu bauen. Unternehmen nehmen ihre Verantwortung für die Fachkräftesicherung wahr und tragen maßgeblich zur gesellschaftlichen Integration bei – sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Davon profitiert die gesamte Gesellschaft, denn Arbeitsintegration ist DER Schlüssel für erfolgreiche Integration in die Gesellschaft ist.
Zur Person
Sylvia Pfefferkorn engagiert sich seit der Gründung 2016 im Verein „Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen“. Als stellvertretende Vorstandssprecherin und Leiterin der Geschäftsstelle setzt sie sich aktiv für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Integration von Fachkräften ein. Zudem ist sie Unternehmerin und führt ihre eigene Werbeagentur.
Die im Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Äußerungen der Gastautor_innen spiegeln nicht notwendigerweise die Haltung der Friedrich-Ebert-Stiftung wider.