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Der Begriff Desinformation steht für die gezielte Verbreitung von Unwahrheiten mit der Absicht, einzelne Menschen oder Gruppen zu manipulieren. Diese Art der vorsätzlichen Täuschung verfolgt in der Regel politische oder wirtschaftliche Interessen und kommt insbesondere in Kriegs- und Krisenzeiten zum Einsatz. Desinformation verhindert eine freie Meinungsbildung und fällt daher eher in den Bereich der Meinungsmache.
Desinformation kann zum Beispiel durch die vorsätzliche Fehlinformation eines Gegners zur eigenen Vorteilsgewinnung in Kriegszeiten stattfinden. Die falschen oder manipulierten Informationen werden dazu beispielsweise von Geheimdiensten oder auch von politischen Gruppierungen verbreitet, um die gegnerische Öffentlichkeit zu täuschen und ihre Meinung zu beeinflussen.
So hat das Bundesministerium des Innern und für die Heimat einige Desinformationen von russischer Seite im Kontext des Angriffskriegs auf die Ukraine zusammengetragen und richtiggestellt. So ist die russische Behauptung, dass im Osten der Ukraine ein Genozid an der russischsprachigen Bevölkerung stattfinde eindeutig widerlegt und stellt somit eine absichtliche Falschinformation dar.
Übliche Verbreitungswege für die gefälschten Informationen sind Nachrichtenportale, die zu Propagandazwecken missbraucht werden, aber auch Social Media-Plattformen. Dort werden die Desinformationen zum Beispiel über sogenannte Social Bots in Kommentaren unterstützt: Als echte Profile getarnt teilen diese automatisch Inhalte, die eine bestimmte Meinung oder Haltung bekräftigen.
Neben den Desinformationen werden oftmals auch Verschwörungsmythen verbreitet, die Angst und Misstrauen bei den Menschen schüren sollen. Dazu werden Sachverhalte zum Beispiel unvollständig dargestellt oder aus dem Kontext gerissen, sodass ein falscher Eindruck entsteht.
Desinformation findet aber auch abseits von politischem Geschehen statt – zum Beispiel, wenn fehlerhafte Informationen über konkurrierende Firmen oder Produkte verbreitet werden, um diese zu diskreditieren und damit eigenen Produkte vorteilhafter dastehen zu lassen.
Laut Bundesregierung ist eine Manipulation durch Desinformation oftmals schwer zu erkennen. Daher stellt sie ein gefährliches und entsprechend ernstzunehmendes Problem für eine Gesellschaft dar. Desinformation kann nicht nur die kollektive Meinung manipulieren, sondern auch das Vertrauen der Menschen in Informationen an sich gefährden. Das kann zu Spaltungen in der Gesellschaft führen und das Vertrauen in Medien und politische Institutionen untergraben. Daher ist es wichtig, Desinformationen als solche zu entlarven und zu stoppen. Dazu kann jede_r beitragen, indem man zum Beispiel Informationen unbekannten Ursprungs nicht unbedacht weiterleitet und sich möglichst nur über transparente und vertrauenswürdige Quellen informiert.
Die Begriffe Desinformation und Fehlinformation werden oft synonym benutzt – tatsächlich meinen sie allerdings unterschiedliche Dinge: Die Fehlinformation findet nämlich im Gegensatz zur Desinformation nicht vorsätzlich statt – es besteht also keine Täuschungsabsicht.
Fehlinformationen sind falsche oder irreführende Informationen, die zum Beispiel durch mangelnde Recherche, fehlerhafte Interpretation von Fakten oder ein Missverständnis in Umlauf geraten. Als Beispiel für Falschinformationen gelten unter anderem Zeitungsenten, also versehentliche Falschnachrichten in einem journalistischen Medium.
Parodie und Satire sortiert der Bericht der Bundesregierung ebenso wie Falschnachrichten in die Kategorie Fehlinformation ein – schließlich würden hier verfremdete Inhalte so polemisch, ironisch und zugespitzt dargestellt, dass klar werde, dass sie nicht der Realität entsprechen.
Auch die Praxis des Clickbaiting, bei der mithilfe von reißerischen Überschriften Leser_innen angelockt werden, stuft die Bundesregierung in der Zusammenfassung als Falsch- und nicht als Desinformation ein, da sie, nicht der bewussten Täuschung der Bevölkerung dient.
Demgegenüber stehen auf der Seite der Desinformation Beispiele wie gefälschte Bilder oder Deep Fakes – also zum Beispiel manipulierte Videos, die durch Künstliche Intelligenz mit Hilfe des Austauschs der Gesichter (Face Swapping) erstellt werden und scheinbar echte Statements von Politiker_innen oder anderen Personen des öffentlichen Lebens enthalten. So tauchte Anfang 2022 beispielsweise ein manipuliertes Video auf, das scheinbar den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigte, der seine Soldat_innen zur Kapitulation aufrief.
Neben diesen manipulierten Inhalten zählen auch aus dem Kontext gerissene Zitate oder gefälschte Statistiken zur Desinformation – ebenso klar erfundene Aussagen.
Grundsätzlich gilt: Egal ob Falschinformation oder Desinformation – beides kann negative Auswirkungen haben. Insbesondere, wenn falsche Fakten in eigentlich zuverlässig erscheinenden Quellen veröffentlicht werden. Deshalb ist ein per se kritischer Umgang mit Quellen umso wichtiger. So sollte man bei einer neuen und unbekannten Quelle beispielsweise zuallererst ins Impressum schauen, um zu überprüfen, wer dahintersteckt. Ist der Absender verschleiert oder vertritt er an anderer Stelle fragwürde Ansichten, sollte man auch die hier vorliegende Information kritisch sehen.
Desinformation ist also eine ernstzunehmende Bedrohung und wird heutzutage auch immer häufiger direkt oder indirekt von Staaten eingesetzt oder mitgetragen. Das Bundesministerium des Innern und für Heimat spricht hierbei von einer hybriden Bedrohung: „Aus sicherheitspolitischer Sicht ist Desinformation den hybriden Bedrohungen zuzuordnen, wenn sie direkt oder indirekt durch fremde Staaten gesteuert wird. Hybride Bedrohungen umfassen zum Beispiel die Manipulation der öffentlichen Meinung durch online verbreitete Desinformation und Propaganda, aber auch weitere Formen der illegitimen Einflussnahme durch fremde Staaten.“
In dem Falle wird Desinformation als Kommunikationsstrategie angewandt, um gezielt Angst zu bestimmten Thematiken zu schüren und damit den öffentlichen, politischen Diskurs zu einem Thema zu beeinflussen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist die Kommunikation rund um das Thema Migration in Europa seit 2015.
Dieser Art von Desinformationskampagnen muss laut Politikexperte Alberto Neidhardt vom European Policy Center frühestmöglich entgegengewirkt werden. Mehr noch: Im Bericht zu der Studie „From debunking to prebunking: How to get ahead of disinformation on migration in the EU“, die er gemeinsam mit seinem Kollegen Paul Butcher durchgeführt hat, plädiert Neidhardt für einer Kombination der Überprüfung des Wahrheitsgehalts einer in Umlauf befindlichen Information („debunking“) und der Vorbeugung ihrer Verbreitung („prebunking“).
So sei es möglich, die potenziellen Auswirkungen einer Desinformation und den entsprechenden Handlungsbedarf frühzeitig abzuschätzen, um schneller reagieren zu können. In der EU nutzt man zur Vorbeugung von Desinformation beispielsweise das Frühwarnsystem „Rapid Alert System“ (RAS), um Mitgliedsstaaten rechtzeitig darüber in Kenntnis zu setzen, von welchen Akteur_innen in naher Zukunft welche Art von Desinformation zu erwarten ist.
Ein 2018 vom Bundesrat veröffentlichtes Dokument umfasst die Auflistung der Inhalte des europäischen Konzepts zur Bekämpfung der Desinformation im Internet. Darin enthalten ist zum Beispiel das Ziel, die Rechenschaftspflicht im Internet noch stärker auszuweiten und zu fördern. So sollen Absender_innen von Informationen leichter erkennbar werden.
Im Juli 2022 sprach der Europäische Rat eine Aufforderung zu eindeutigeren Maßnahmen in Sachen „Manipulation von Informationen und Einmischung aus dem Ausland“ zum Zwecke des Erhalts der Ordnung und Sicherheit in der Europäischen Union aus.
Bundeskanzler Olaf Scholz unterstützt dieses Ziel und hielt in seiner Rede auf der Berlin Security Conference am 30. November 2022 fest: „Wir müssen uns vor Cyberangriffen genauso schützen wie vor Desinformation und hybrider Einflussnahme auf unsere demokratischen Institutionen und Prozesse. Versuche, unsere offene und vielfältige Gesellschaft und unseren sozialen Zusammenhalt zu untergraben, werden wir entschlossen abwehren.“
Konkrete Maßnahmen der Bundesregierung gegen Desinformation werden seitens des Bundesinnenministeriums gar als Teil des Verfassungsschutzes gesehen. Doch was kann man genau gegen Desinformation tun? Die Schlagworte sind „Desinformation erkennen“, „Reaktionen koordinieren und optimieren“, „Verhaltenskodex“ und „Sensibilisierung der Gesellschaft“. Zusammengefasst soll verstärkt dafür gesorgt werden, dass Kommunikator_innen sich an klarere Informationsregeln halten und öffentliche Stellen frühzeitig auf Desinformation reagieren können. Darüber hinaus steht die Aufklärung der Bevölkerung im Fokus: Konsument_innen sollen besser und frühzeitig wahre von manipulierenden Informationen unterscheiden können. So kann dafür gesorgt werden, dass Leser_innen fragwürdige Informationen schneller melden und diese damit frühzeitig offline genommen werden können.
Um Gefahren durch Desinformation frühzeitig zu erkennen, ist es laut Bundesregierung wichtig, Informationen immer kritisch zu prüfen und nicht unreflektiert zu glauben oder gar zu teilen. Dazu hat die Bunderegierung fünf Tipps zusammengestellt:
Zusammengefasst gilt demnach: Je reißerischer und emotionaler Inhalte dargestellt werden, desto eher ist davon auszugehen, dass es sich um Desinformation handelt. Solche Inhalte solle man daher nicht unreflektiert teilen, sondern lieber in anderen Quellen nachrecherchieren und auf ihre Validität hin prüfen. Darüber hinaus solle man immer den/die Absender_in der Information und seine/ihre Absichten überprüfen. Sofern es sich um eine Webseite handelt, hilft ein Blick ins Impressum oft weiter.
Zudem könne man in entsprechenden unabhängigen Rechercheportalen nachschauen, ob die Thematik dort schon unter die Lupe genommen wurde. Auch öffentliche Institutionen wie der Europäische Auswärtige Dienst der Europäischen Union im Rahmen seiner Kampagne “EU vs. Disinformation“ veröffentlichen regelmäßig entsprechende Faktenchecks.
Zudem lohne es sich, die Aktualität und Originalität von Bildern zu überprüfen, da dies auch einen Aufschluss über die Validität der Gesamtaussage geben kann. Dazu könne man in der Regel gut die Bilder-Rückwärtssuche von Suchmaschinen nutzen.
Kleiner Tipp: Falls Sie Lust haben, Ihr Wissen zum Thema noch zu erweitern oder aufzufrischen, können Sie zum Beispiel an einem Online-Workshop aus unserer Reihe "Fake News und Falschmeldungen erkennen“ teilnehmen.
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