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Der Begriff Globaler Süden beschreibt ein Konzept zur geopolitischen Einteilung von Ländern in der Welt. Es handelt sich dabei um ein relationales Konzept, das Beziehungen und Ungleichheiten abbildet und sich nicht auf geografische Verortungen beschränkt – trotz des begrifflich enthaltenen Südens. Ein Land des sogenannten Globalen Südens kann sich somit auch im Norden der Erdkugel befinden. Die Bezeichnung Globaler Süden ist ein vergleichsweise neuer Begriff, der mit zunehmender Häufigkeit von Akteuren in Politik und Forschung genutzt wird. Er dient dazu, als überholt und wertend angesehene Begriffe wie Erste und Dritte Welt, Entwicklungsland und Schwellenland durch neutralere Formen zu ersetzen. (1)
Als Länder des sogenannten Globalen Südens gelten gemeinhin Staaten, die im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kontext im Vergleich zu anderen Ländern benachteiligt sind. Je nach Definition zählen dazu die bisher und teils noch immer als Entwicklungsland oder Schwellenland bezeichneten Staaten. (2)
Welche Länder als Entwicklungs- oder Schwellenländer gelten, wird häufig an ihrer wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung festgemacht. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Cooperation and Development, OECD) leistet im Rahmen des Development Assistance Committee (DAC) bestimmten Ländern Entwicklungshilfe in Form von Projekten zur Entwicklungszusammenarbeit sowie finanziellen, technischen und personellen Zuwendungen. (3) Dabei handelt es sich um Länder mit nach Daten der Weltbank niedrigem oder mittlerem Bruttonationaleinkommen pro Kopf (BNE) sowie die nach Einteilung der Vereinten Nationen am wenigsten entwickelten Länder (sogenannten Least Developed Countries). Diese Länder werden auf der DAC-Liste geführt und alle drei Jahre hinsichtlich ihres BNE überprüft. Auch in der Zwischenzeit kann es jedoch aufgrund politischer Entwicklungen wie EU-Beitritten, Neugründungen oder Zusammenschlüssen von Staaten zu Statusänderungen der betreffenden Länder kommen. (4) Auf Deutsch ist die Liste der Entwicklungs- und Schwellenländer auf der Seite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einzusehen.
Ein Großteil der Länder des sogenannten Globalen Südens befindet sich in Afrika (z. B. Libyen, Somalia, Kongo, Südafrika oder Mali), Amerika (z. B. Haiti, Costa Rica oder Kolumbien) und Asien (z. B. Irak, Kasachstan oder Vietnam). Aber auch europäische Länder wie beispielsweise Albanien, oder die Ukraine werden angelehnt an die DAC-Liste teilweise zum Globalen Süden gezählt. Vielen dieser Länder ist gemein, dass sie in ihrer Geschichte Kolonialismus und Ausbeutung erlebt haben und noch heute deren Auswirkungen spüren. (5)
Als logisches Pendant zum sogenannten Globalen Süden wird auch, jedoch deutlich seltener, der Begriff Globaler Norden verwendet. Dieser umfasst Länder, die zuvor unter anderem als Industrieländer bezeichnet wurden. Nach dieser Kategorisierung unterscheiden sich Globaler Norden und Süden beispielsweise im Hinblick auf die folgenden Kriterien:
Wohlstand wird im Wesentlichen an drei Indikatoren gemessen: am materiellen Wohlstand, der Lebensqualität und der Umweltökonomie. (6) Der materielle Wohlstand eines Landes wird zum Beispiel durch Kennzahlen wie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder auch dem von der OECD zur Einteilung in Entwicklungs- und Schwellenländer genutzten Bruttonationaleinkommen pro Kopf ausgedrückt. Das Konzept der Lebensqualität untersucht, wie gut Personen oder Haushalte mit Waren und Dienstleistungen versorgt sind, inwiefern Arbeit angemessen entlohnt wird, die Umwelt sauber ist und die Bewohner eines Landes an politischen Entscheidungen beteiligt werden. (7) Unter dem Gesichtspunkt der Umweltökonomie bedeutet Wohlstand zudem, dass ein Land und seine industrielle Produktion möglichst umweltverträglich wirtschaften. (8) Ein weltweiter Vergleich der Bruttonationaleinkommen, ein Ranking zur Lebensqualität sowie der Environmental Performance Index der Yale University zur Umweltökonomie zeigen, dass die Länder des sogenannten Globalen Südens zumeist deutlich geringere Werte verzeichnen als die Länder des Globalen Nordens. (9)
Große Ungleichheiten bestehen zwischen den Ländern des sogenannten Globalen Nordens und Südens auch hinsichtlich der technologischen Entwicklung. Eine Einschätzung für den Zugang zu und die Nutzung von fortgeschrittener Technologie bietet unter anderem der Globale Innovationsindex der Weltorganisation für geistiges Eigentum (World Intellectual Property Organization) der Vereinten Nationen. Der Innovationsindex untersucht die Investitionen in Innovationen, Forschung, Technologie und neue Trends in 132 Ländern und erstellt auf Basis der Ergebnisse eine Rangliste. Sowohl nach Ländern als auch nach Regionen aufgeschlüsselt wird im Innovationsindex 2021 eine große Ungleichheit zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden deutlich. (10) Ein ähnliches Gefälle deckt der letzte Global Information Technology Report 2016 des Weltwirtschaftsforums auf. Dieser untersucht, inwiefern Länder in Informations- und Kommunikationstechnologie investieren und aus diesen Investitionen Wirtschaftskraft generieren. (11) In dem darauf basierenden Network Readiness Index lagen 2016 Singapur, Finnland und Schweden vorne, während Haiti, Burundi und der Tschad die letzten Plätze belegen. (12)
Produktivität gibt an, welche Ergebnisse beziehungsweise welchen Output ein Land im Verhältnis zur aufgebrachten Arbeit sowie eingeflossenem Kapital und Material erbringt. Der Output wird üblicherweise anhand des BIP gemessen. Das World Competitiveness Ranking des International Institute for Management Development (IMD) untersucht in diesem Kontext die Wettbewerbsfähigkeit von Ländern anhand ihrer Fähigkeiten zur Wertschöpfung. Neben dem BIP und der Produktivität sind in dieser Forschung auch die Infrastruktur und politischen Gegebenheiten zur Förderung der Wertschöpfung einbezogen. (13)
Das Bildungsniveau eines Landes lässt sich anhand unterschiedlicher Kriterien untersuchen. Ein entscheidender Faktor ist zum Beispiel die Alphabetisierungsquote. Während global gesehen 86 % der Weltbevölkerung über 15 Jahre lesen und schreiben können, gibt es regional signifikante Unterschiede: Die Hälfte der weltweiten Analphabeten lebt in Südasien, 27 % in Subsahara-Afrika sowie 10 % in Südost- und Ostasien. In Zentralasien, Nordamerika, Ozeanien und Europa leben insgesamt nur 2 % der weltweiten Analphabeten. (14)
Darüber hinaus besteht große Ungleichheit zwischen Ländern im Hinblick auf den Zugang zu Bildung. Im Jahr 2018 gingen weltweit 258,4 Millionen Kinder und Jugendliche nicht zur Schule, was in dieser Altersklasse einem Sechstel der Weltbevölkerung entspricht. Im Grundschulalter lag der Anteil der Kinder, die keine Schule besuchen, 2018 in Subsahara-Afrika (18 %), Nord- und Westafrika (9,2 %) und Südasien (6,8 %) am höchsten. In Europa und Nordamerika betrug der Wert im Vergleich lediglich 1,7 %. (15)
Auch das politische System und die Rechte der Bevölkerung eines Landes beeinflussen Wohlstand, Innovationskraft, Produktivität und Bildungschancen. Die Nicht-Regierungsorganisation Freedom House untersucht jedes Jahr, wie es weltweit um Freiheit und Demokratie bestellt ist, und kategorisiert Länder als freie, eingeschränkt freie und unfreie Staaten. Dies geschieht anhand folgender Kriterien (16):
Im Jahr 2022 stellte Freedom House fest, dass die Freiheit vielerorts gefährdet ist. Innerhalb der vorangegangenen 16 Jahre ist die globale Freiheit in jedem Jahr zurückgegangen. Während nur 20 % der globalen Bevölkerung in freien Ländern leben, machen die unfreien Staaten 38 % der Weltbevölkerung aus. Die unfreiesten Staaten sind unter anderem Südsudan, Syrien, Turkmenistan und Nordkorea. Demgegenüber stehen Finnland, Norwegen, Schweden und Neuseeland an der Spitze der freien Länder. (17)
Wie kommt es also, dass benachteiligte Regionen auf der ganzen Welt als Globaler Süden bezeichnet werden? Die Geschichte des Begriffs Globaler Süden geht unter anderem auf den sogenannten Nord-Süd-Konflikt zurück. Der Nord-Süd-Konflikt beschreibt die Ungleichheit zwischen den Ländern der Welt und die geopolitische Perspektive, dass sich die Industrienationen überwiegend auf der Nord- und die ärmeren Entwicklungsländer in der Vergangenheit vornehmlich auf der Südhalbkugel der Erde befanden. Ab den 1960er-Jahren entwickelte sich ein gesteigertes Bewusstsein für diese Ungleichheit und der Nord-Süd-Konflikt wurde zu einem zentralen Thema der globalen Politik. (18)
Dies lag zum einen daran, dass sich viele Länder nach dem Zweiten Weltkrieg vermehrt mit ihrer von Kolonialismus und Ausbeutung geprägten Geschichte auseinandersetzten und von den Kolonialmächten lösen wollten. So ging das Jahr 1960 beispielsweise als das „Jahr Afrikas“ in die Geschichte ein, in dem 17 afrikanische Länder die Unabhängigkeit von Frankreich, Belgien und dem Vereinigten Königreich erlangten. (19)
Der Kolonialismus stellt für viele Länder einen der Hauptgründe für die bestehenden Unterschiede zwischen Globalem Süden und Globalem Norden dar. Denn in Afrika, Asien und Lateinamerika wurden Bodenschätze und Rohstoffe erwirtschaftet und ohne Gegenleistung in die kapitalistischen Kolonial- und großen Industrienationen gebracht oder später zu niedrigen Preisen von diesen gekauft. In den so ausgebeuteten Ländern gab es dagegen nur wenig Handel oder Industrie, sodass Armut vorherrschte und noch heute vielerorts ein großes Problem darstellt. (20) Strukturelle Ungleichheiten bestehen in Teilen weiter fort.
In Folge des Jom-Kippur-Krieges zwischen Ägypten und Syrien auf der einen und Israel auf der anderen Seite verhängten die arabischen erdölproduzierenden Länder 1973 einen Lieferboykott, drosselten die Erdöl-Produktion und erhöhten die Preise. (21) Dies führte den großen Industrienationen einerseits vor Augen, wie groß ihre energiepolitische Abhängigkeit war. Andererseits zeigte dies anderen Ländern mit großen Rohstoffvorkommen, dass sie das Machtverhältnis im Handel mit den Industrieländern durchaus beeinflussen konnten. (22)
Bereits seit 1964 existiert die Gruppe 77 (G77), ein Zusammenschluss von ursprünglich 77 Entwicklungsländern, die auf internationaler Ebene gemeinsam ihre wirtschaftlichen Interessen durchsetzen wollen. Heute zählt die Gruppe 134 Länder, hat ihren Namen jedoch beibehalten. In den 1970er-Jahren forderten die Entwicklungsländer auf internationaler Bühne die Einführung einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Im Rahmen dieser sollten die Industrieländer Wiedergutmachung für die Schäden und Ausbeutung während der Kolonialzeit leisten, den Entwicklungsländern Kapital, Wissen und Technologie zur Verfügung stellen und Handelshemmnisse abbauen, um die Benachteiligung zu verringern. (23)
Im Jahre 1974 verabschiedeten die Vereinten Nationen daraufhin ein Aktionsprogramm für eine neue Weltwirtschaftsordnung sowie die „Charta über die wirtschaftlichen Rechte und Pflichten von Staaten“. Um die dort festgelegten Ziele zu erreichen und den Nord-Süd-Konflikt zu lösen, regte der Weltbank-Präsident Robert McNamara die Gründung einer Nord-Süd-Kommission an. Vorsitzender wurde der SPD-Chef und ehemalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt. Nach intensiven Beratungen mit hochrangigen Politiker_innen und Expert_innen aus Entwicklungs- und Industrieländern legte die auch als Brandt-Kommission bezeichnete Gruppe 1979 ein umfangreiches Abschlussdokument vor. Dies schlug unter anderem vor, die Rohstoffpreise zu stabilisieren, die Entwicklungsländer in den Welthandel zu integrieren, ihre Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung zu fördern, ihre Stimmrechte in der Weltbank und beim Internationalen Währungsfonds auszubauen, einen massiven Kapitaltransfer vom Norden in den Süden umzusetzen und die Ausgaben für Entwicklungshilfe zu steigern. (24)
Die Forderungen und Vorschläge der Nord-Süd-Kommission blieben jedoch weitestgehend unbeachtet und wurden kaum umgesetzt, sodass viele der damals erkannten Probleme heute noch fortbestehen.
Auch wenn viele Herausforderungen des Nord-Süd-Konflikts bis heute nicht gelöst werden konnten, ist seitdem ein gesteigertes Bewusstsein für die Ungleichheit zwischen Norden und Süden der Welt entstanden. Der Begriff des Globalen Südens entwickelte sich vor dem Hintergrund, dass die geografische Verortung nicht immer ausschlaggebend für die Zuordnung der Länder ist.
Der Zusatz global beschreibt stattdessen, dass sich hinsichtlich Wohlstand, Technologiestandard, Produktivität, Bildung und politischer Freiheit benachteiligte Länder überall auf der Welt befinden können. Ebenso sind fortschrittliche und freie Industrieländer, wie beispielsweise Australien und Neuseeland, auf der Südhalbkugel zu finden.
Darüber hinaus gilt der Begriff Globaler Süden als weniger belastete Alternative zu überholten und abwertenden Kategorisierungen der vermeintlich von Unterentwicklung betroffenen Länder. Lange Zeit wurden Länder in die Kategorien Erste, Zweite und Dritte Welt eingeordnet. Diese Einteilung stammt aus der Zeit des Kalten Krieges und des Ost- und Westkonflikts. Der von den USA angeführte, kapitalistische westliche Block wurde als Erste Welt bezeichnet, während die Sowjetunion und assoziierte Länder die Zweite Welt darstellten. Die blockfreien Staaten, die keiner der Seiten angehörten, wurden fortan als sogenannte Dritte Welt bezeichnet. (25)
Auch nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Wegfall der sogenannten Zweiten Welt, bestanden die Begriffe Erste und Dritte Welt fort. Letzterer wurde ein Synonym für Länder mit großer Armut und im Vergleich niedrigerem Entwicklungsstand. (26) Die durch die Ordnungszahlen verdeutlichte Hierarchie und suggerierte Drittklassigkeit wird heute kritisch und als wenig zeitgemäß angesehen, weshalb der Begriff der Dritten Welt kaum noch genutzt wird. (27)
Der Begriff Globaler Süden stellt eine Alternative dar, die ebenso umstrittene Bezeichnungen wie Entwicklungsland und Schwellenland ersetzen kann. Diese Begriffe stehen vor dem Hintergrund des Eurozentrismus mitunter ebenfalls in der Kritik. Eurozentrismus beschreibt einen Blick auf die Welt, der durch eine europäische Perspektive, europäische Werte, Vorstellungen und die Folgen des Kolonialismus geprägt ist. Die Werte, Normen und Forschung europäischer und anderer Industriestaaten werden häufig auf andere Regionen und Länder der Welt übertragen. Inwiefern ein Land beispielsweise als weit entwickelt, unterentwickelt oder rückständig betrachtet werden kann, wird vor Ort womöglich ganz anders wahrgenommen. (28)
Jedoch werden auch die Begriffe Globaler Süden und Globaler Norden kritisch gesehen. Die Einteilung der Welt in zwei Hälften – den unterprivilegierten, armen Süden und den fortschrittlichen, reichen Norden – stellt eine undifferenzierte Sichtweise dar, da beide Gruppen keineswegs eine homogene Masse bilden. Probleme in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und politische Freiheit treten auch im Globalen Norden auf.
Letzteres zeigt insbesondere der Global Freedom Report von 2022, wonach demokratische Werte in allen Regionen der Welt in Gefahr sind. (29) Gleichzeitig verändern sich die Gegebenheiten im sogenannten Globalen Süden stetig. Beispielsweise verlassen viele Länder nach einiger Zeit die UN-Liste der am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries). Auch hier kann somit nicht von einer Homogenität des Globalen Südens gesprochen werden. Länder wie Jemen, Haiti oder Albanien zählen zwar zum Globalen Süden, stehen jedoch vor individuellen und teils sehr unterschiedlichen Herausforderungen.
In der Entwicklungspolitik wird deshalb auch der Begriff der „Einen Welt“ verwendet. Dieser umgeht Kategorisierungen und stellt die gemeinsame Bewältigung von wirtschaftlichen, sozialen und geopolitischen Herausforderungen der einzelnen Staaten innerhalb der einen Welt in Form von Projekten und Entwicklungszusammenarbeit in den Vordergrund.
Trotz eines steigenden Bewusstseins und entwicklungspolitischer Bemühungen besteht die globale Ungleichheit fort. Eine neue Dimension kommt nun angesichts des Klimawandels hinzu. Der Klimawandel stellt eine globale Herausforderung dar: Auf der gesamten Welt treten bedrohliche Folgen wie der Anstieg des Meeresspiegels, Überflutungen oder Dürreperioden auf. Große Ungleichheit besteht jedoch hinsichtlich der Länder, die am stärksten für den Klimawandel verantwortlich sind, und der Länder, die am meisten unter dem Klimawandel leiden.
Der für den Klimawandel und den Treibhausgaseffekt ursächliche CO2-Ausstoß lag im Jahr 2021 weltweit bei 38 Milliarden Tonnen. Mit 81 % waren für den Großteil der Emissionen die G20-Staaten, insbesondere China, die USA und die EU, verantwortlich. (30)
Die deutsche Umweltorganisation Germanwatch erstellt regelmäßig einen Globalen Klima-Risiko-Index und untersucht, welche Länder durch den Klimawandel dem größten Risiko ausgesetzt sind. Im Zeitraum von 2000 bis 2019 waren die fünf am stärksten betroffenen Länder Puerto Rico, Myanmar, Haiti, die Philippinen und Mosambik. Die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels treffen somit überwiegend Länder, die zum Globalen Süden zählen.
Zur Entstehung des Klimawandels tragen diese jedoch kaum etwas bei. Nach Daten der Emissions Database for Global Atmospheric Research zeichneten die am meisten betroffenen Länder 2021 nur für einen Bruchteil der globalen CO2-Emissionen verantwortlich (31).(32).
Viele Länder des sogenannten Globalen Südens leiden somit unverhältnismäßig stark unter den Auswirkungen des Klimawandels, obwohl sie diesen selbst kaum fördern. Ohnehin benachteiligte Gruppen wie indigene Bevölkerungsgruppen, die Landbevölkerung, alte und kranke Menschen und Frauen zählen im Kontext des Klimawandels erneut zu den besonders Betroffenen. (33) Diese Ungleichheit führt dazu, dass in der internationalen Gemeinschaft der Ruf nach Klimagerechtigkeit lauter wird.
Klimagerechtigkeit bedeutet zum einen, dass Industrieländer und die großen Verursacher von Treibhausgasemissionen diese deutlich verringern. Zum anderen umfasst das Konzept auch, dass die Länder des sogenannten Globalen Südens, die – zumeist unverschuldet – besonders hart vom Klimawandel und seinen Folgen getroffen werden, Unterstützung bei der Prävention und Bewältigung von Umwelt- und Naturkatastrophen infolge des Klimawandels erhalten. Darüber hinaus sollte der Globale Norden in den Bereichen Forschung, Wissenschaft und Technologie die geeigneten Mittel zur Verfügung stellen, damit es auch Ländern des Globalen Südens gelingt, auf klimafreundliche und klimaneutrale Lebensweisen und Produktionsarten umsteigen zu können. (34)
Die Klimakrise und Klimagerechtigkeit stellen somit einen zentralen Punkt der andauernden Ungleichheiten in der Welt dar. Der sogenannte Globale Süden und Norden sind in diesem wie in vielen anderen Bereichen durch kausale Zusammenhänge eng verbunden und auf Austausch und Kooperation angewiesen.
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