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Vordenkerinnen und Vordenker der Sozialen Demokratie

Warum sind politische Ideen oft mit Personen verbunden?

Konzepte, Ideen, Visionen und praktische Politik sind Produkte ihrer Zeit. Sie sind geprägt von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen, von politischen Ereignissen und nicht zuletzt von intellektuellen Moden. Sie sind aber oft auch aufs Engste verbunden mit einzelnen Personen: Mit den Vordenker_innen der Sozialen Demokratie stellen wir 49 Persönlichkeiten vor, die mit ihren Ideen, Vorstellungen, Denkstilen und Taten die Theorie und Praxis der Sozialen Demokratie geprägt haben.

 

Was verstehen wir unter Vordenker_innen?

Als Vordenker_innen zeichnet sie aus, dass sie ein Angebot für eine Richtungsentscheidung machen, das über den Status quo hinausgeht. Ob dieses Angebot von einer Gruppe oder der Gesellschaft aufgegriffen wird, liegt dabei jedoch nicht in ihrer Hand. Dennoch: Gesellschaftlicher Fortschritt ist ohne Vordenkerinnen und Vordenker nicht möglich. Und gerade für eine progressive politische Bewegung ist dieses Vordenken unerlässlich. Wenn es ihr darum geht, zu verändern und Neues, Besseres zu bewirken, braucht sie Vorstellungen von dieser Zukunft.

 

Was bedeutet Soziale Demokratie?

Soziale Demokratie ist dabei nicht nur als politische Bewegung im Sinne sozialdemokratischer Parteien zu verstehen. Soziale Demokratie ist einerseits ein Demokratiekonzept, in dessen Kern die gleiche Freiheit aller Menschen steht und das einen engen Zusammenhang von politischer und sozialer Emanzipation ausdrückt. Andererseits wird Soziale Demokratie in der Praxis von unterschiedlichen Parteien, politischen Strömungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen vertreten und beschreibt eine politische Bewegung.

 

Wie haben wir die Personen ausgewählt?

Die hier vorgestellten 49 Vordenkerinnen und Vordenker haben in besonderer Weise die Geschichte und Idee der Sozialen Demokratie geprägt. Bei der Auswahl wurde versucht, diejenigen zu identifizieren, die auf praktische Wirksamkeit abzielten und besonders wichtige Beiträge leisteten. Mitunter wurden dabei typische Repräsentant_innen einer bestimmten Vorstellung oder eines Konzepts ausgewählt. Es wurde versucht, auch solche Vordenker_innen zu berücksichtigen, deren Beiträge heute noch Impulse für politisches Gestalten liefern können, aber die vielleicht etwas in Vergessenheit geraten sind.

Die Auswahl enthält deutlich weniger Vordenkerinnen als Vordenker. Das ist nicht das Ergebnis bewusster Steuerung, sondern reflektiert die geschichtliche Entwicklung der Arbeiterbewegung. So deutlich die Forderung nach Gleichstellung von Mann und Frau programmatisch war, so sehr war die Arbeiterbewegung immer auch Teil der gesellschaftlichen Verhältnisse.

Alle hier ausgewählten Vordenker_innen sind verstorben. Die Einschätzung, ob jemand zu den Vordenker_innen der Sozialen Demokratie gehört, ist mit einem gewissen zeitlichen Abstand zu seinem/ihrem Leben und Wirken klarer und frei von Eitelkeiten zu treffen. Insgesamt ist die Auswahl letztlich lückenhaft und unvollständig. Bei einer über 200-jahrigen Idee ist das nicht anders möglich. Ob die Auswahl gelungen ist, darüber kann und soll gestritten werden.

 

Wie sind die Beiträge aufgebaut?

Alle Porträts dieses Bandes folgen einem einheitlichen Aufbau. In einer Kurzbiografie werden wesentliche Stationen des Lebens der Vordenkenden skizziert. Dabei stehen besonders diejenigen Etappen im Vordergrund, die für das Verständnis des Werks wichtig sind. Anschließend werden jeweils die wesentlichen Beiträge zu Theorie und Praxis der Sozialen Demokratie erläutert. Eine Würdigung ihrer Bedeutung in ihrer Zeit und für aktuelle Fragestellungen schließt den Beitrag ab. Falls vorhanden, wird auf das publizistische Werk der Beschriebenen hingewiesen und weiterführende sowie verwendete Literatur genannt, um nach dieser ersten Annäherung Anknüpfungspunkte zur eigenständigen Vertiefung zu bieten.


Anmerkung

  • Dieser Text basiert auf der Einleitung von Christian Krell im Band „Vordenkerinnen und Vordenker der Sozialen Demokratie: 49 Porträts“, erschienen 2015 im J. H. W. Dietz-Verlag, S. 11-17. Er wurde gekürzt und redaktionell angepasst.

Vordenken – seit 200 Jahren

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Kontakt

Politische Bildung und Dialog
Referat Demokratie, Gesellschaft & Innovation

Godesberger Allee 149
53175 Bonn

Ansprechpartner
Jochen Dahm
0228 883-7106
Jochen.Dahm(at)fes.de


Unsere 49 Vordenkerinnen und Vordenker

Wolfgang Abendroth – Verfassung und Soziale Demokratie

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Eduard Bernstein – Reformorientierung der Sozialen Demokratie

weiter

Walter Dirks – Linkskatholik und Publizist

weiter

Erhard Eppler – die Kraft der Sprache

weiter

Herta Gotthelf – Gleichberechtigung und Sozialismus

weiter

Karl Kautsky – der demokratische Sozialist

weiter

Renate Lepsius – Frauenpolitik als Beruf

weiter

Karl Marx – Begründer des Wissenschaftlichen Sozialismus

weiter

Oswald von Nell-Breuning – Jesuit und Brückenbauer

weiter

Johannes Rau – »Versöhnen statt Spalten«

weiter

Kurt Schumacher – demokratischer Sozialismus

weiter

Jochen Steffen – Querdenker der SPD

weiter

Otto Wels – Parlamentarier gegen die NS-Herrschaft

weiter

Viktor Agartz – Lohnpolitik und Kapitalismus

weiter

Willy Brandt – Freiheit, Demokratie und Sozialismus

weiter

Friedrich Ebert – erster Staatsmann der Arbeiterbewegung

weiter

Fritz Erler – Unabhängigkeit als Voraussetzung guter Politik

weiter

Hermann Heller – der soziale Rechtsstaat

weiter

Waldemar v. Knoeringen – Entdeckung des Menschen in der Politik

weiter

Wilhelm Liebknecht – Revolutionär in Wort und Tat

weiter

Franz Mehring – der »bürgerliche Parlamentarismus«

weiter

Leonard Nelson – ethischer Sozialismus in Wort und Tat

weiter

Hermann Scheer – atypischer Visionär und Pionier der Energiewende

weiter

Elisabeth Selbert – Demokratie und Gleichberechtigung

weiter

Fritz Sternberg – demokratischer Sozialist und Globalisierungs-Deuter

weiter

Otto Bauer und der Austromarxismus

weiter

Hermann Cohen – das Prinzip Genossenschaftlichkeit

weiter

Willi Eichler – Vater des Godesberger Programms

weiter

Gert von Eynern – Analytiker der öffentlichen Bindung

weiter

Rudolf Hilferding – Zentrist und Analytiker des Kapitalismus

weiter

Heinz Kühn – Öffner Richtung Kirche, FDP und Zuwanderer

weiter

Richard Löwenthal – unbedingter Demokrat in Zeiten der Globalisierung

weiter

Susanne Miller – Nelsonianerin ein Leben lang

weiter

Peter von Oertzen – die SPD nach links offenhalten

weiter

Karl Schiller und die Wirtschaftspolitik der SPD

weiter

Anna Siemsen – Erziehung und Sozialismus

weiter

Paul Tillich – ein religiöser Sozialist

weiter

August Bebel – Kaiser der Arbeiter

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Heinrich Deist – ein Vater des Godesberger Programms

weiter

Friedrich Engels – (nicht nur) Freund, Impulsgeber und Stimme Marx’

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Peter Glotz – Bundesgeschäftsführer und Querdenker

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Jakob Kaiser – christlicher Sozialismus

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Ferdinand Lassalle – Bonvivant und Arbeitertribun

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Rosa Luxemburg – das Konzept der Sozialistischen Demokratie

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Fritz (Perez) Naphtali – Demokratie in der Wirtschaft

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Gustav Radbruch – Recht muss Gerechtigkeit erstreben

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Carlo Schmid – Verfassungsvater und glühender Europäer

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Hugo Sinzheimer – Schöpfer des deutschen Arbeitsrechts

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Herbert Wehner – Wegbereiter der Regierungsverantwortung

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