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So stärken Kommunen das Vertrauen in die Demokratie!

Beunruhigende Zahlen aus der Vertrauensstudie der FES: Weniger als die Hälfte der Befragten ist mit dem Funktionieren der Demokratie zufrieden. Potential liegt aber auf kommunaler Ebene! Lesen Sie hier, was eine präsente Kommune tun kann.

Bild: von sabinevanerp lizenziert unter Pixabay License

Vertrauen als Währung

Oftmals gut vernetzt und tief verwurzelt in ihrem Quartier und ihrer Gemeinde fühlen sich Kommunalpolitiker_innen verantwortlich für das Wohlergehen ihrer Mitmenschen. Sie kennen sie aus der Schulzeit, aus dem Schützen- oder Sportverein und der Nachbarschaft. Vertrauen ist dabei die Währung und der Vorschusskredit, den Kommunalpolitiker_innen haben – weil man sie schon kennt.

Das Rathaus auf Babybesuch

Aber es reicht nicht aus, einfach gewählt zu werden, Woche für Woche im Rat zu sitzen und zu debattieren. Bürger_innen mögen den Kontakt zu ihren kommunalen Vertreter_innen. Dazu gehören nicht nur gewählte Mitglieder, sondern auch Verwaltungsmitarbeiter_innen. Auch sie werden als  Repräsentant_innen der Kommune wahrgenommen.  Das zeigte die jüngst erschienene Vertrauensstudie der FES: Eine „aufsuchende Kommune“ wünschen sich 85% der Befragten. Was das bedeutet? Bekanntes und beliebtes Beispiel ist der Babybesuchsdienst. Da besucht ein_e Mitarbeiter_in der Stadt nach der Geburt des Kindes die Familie und hilft beim Start ins neue Leben. Denn Kinder- und Elterngeld bekommt die Familie nicht ohne viel Papierkram. Viele wissen auch nicht, welche weitere Unterstützung sie in Anspruch nehmen können. Zugewandte kommunale Mitarbeiter_innen, die beraten und beim Ausfüllen helfen, sind da Gold wert – und hinterlassen einen guten Eindruck! Statt als Bittsteller_innen aufzutreten können Bürger_innen so auf Augenhöhe kommunizieren.

Zurück ins demokratische Boot

Hier macht die Kommune den Unterschied, weil der/die Bürger_in unmittelbar und subjektiv bemerkt: "Es hat sich etwas für mich geändert – zum Besseren!" So entsteht Vertrauen in die Demokratie, denn positive – und negative – Erfahrungen mit politischen Institutionen haben einen Effekt auf den Glauben in die Demokratie. Darin liegt die Chance der „aufsuchenden Kommune“: Fast einhellig ist die Meinung, dass die Kommune präsent sein soll – egal, ob die Befragten ohnehin schon ein hohe soziales und/oder politisches Vertrauen haben oder kaum in Politik und Gesellschaft vertrauen. So kann eine präsente Kommune auch diejenigen ins demokratische Boot holen, die nicht überzeugt sind, dass Demokratie ihnen etwas bringt. Und das mit ein wenig persönlicher Ansprache und Hilfe.

Gutes Personal für eine präsente Kommune

Was hält die Kommune also zurück, niederschwellige Angebote zu schaffen? Neben anderen Faktoren ist die finanzielle Ausstattung in vielen Gemeinden der Hauptknackpunkt. Sie schlagen sich mit Schulden herum und geben sich Mühe, den Pflichtbetrieb aufrecht zu erhalten. Daher befürworten  49,3% der Menschen, die für die Vertrauensstudie befragt wurden, einen Schuldenerlass für strukturschwache Regionen. Darüber hinaus sprechen sich 58% der Befragten für mehr Geld an die Kommunen und 54,8% für mehr Staatspersonal aus. Denn nur mit fähigen Leuten, die gut bezahlt werden und über ausreichend zeitliche Ressourcen verfügen, ist eine präsente Gemeinde möglich.

Neu und Alt – Zielgruppenarbeit in der Praxis

Erfolgreiche Beispiele von einer präsenten und auch aufsuchenden Kommune gibt es bereits aus der Praxis. Neben den Neugeborenen profitieren beispielsweise auch Senior_innen von Hausbesuchen und Angeboten. Ein Bremer Modellprojekt zeigt, wie es geht: Alte Menschen werden von städtischen Mitarbeitenden zuhause besucht. Bei einem Kaffee erfahren diese, wo der Schuh drückt. Oftmals fühlen die Senior_innen sich einsam und isoliert, sodass gemeinsam geplant werden kann, wie ihre Freizeit wieder mit Aktivitäten gefüllt wird. Frühstückstreffs, Tanzangebote, Rollatorenralley – schnell finden sich dabei neue Freundschaften und soziale Kontakte. Teilhabe auch für alte Menschen wird so kommunal aufgegriffen. Auch Neuzugezogene freuen sich, wenn die Gemeinde sie von Anfang an in der Stadt orientiert. Welchen Sport kann ich hier machen? Wie wird der Müll sortiert? – Antworten kann da ein_e geschulte Willkommenshelfer_in geben.

Drei Schlüssel zum Vertrauen

Besondere Zuwendung brauchen vulnerable Gruppen, die man oft nicht zuhause antrifft, wie beispielsweise Drogenabhängige. Mannheimer Verein macht’s dabei vor: Eine Streetworkerin geht dahin, wo sich die Abhängigen häufig treffen, spricht sie an und interessiert sich schlicht für ihre Belange und Sorgen. Damit steht die Tür zu Veränderung offen, denn der Verein bietet darüber hinaus Beratung und Unterstützung, vor allem bei der Vermittlung in Therapieplätze. Einen ähnlichen Weg geht ein Dortmunder Verein, der Sexarbeiter_innen gezielt anspricht und Hilfe anbietet.

Die drei Schlüssel zum Vertrauen der Bürger_innen sind somit direkte Ansprache in ihrem vertrauten Umfeld, ein offenes Ohr und ein langer Atem. Kommunal Engagierte bringen dazu die nötigen Voraussetzungen mit: ein hohen Vertrauensvorschuss und ein Standing in der Kommune, sowie ein fundiertes Wissen über die soziale Struktur ihrer Gemeinde. Denn Vertrauensarbeit ist kein Hexenwerk, sondern ein einfaches Verständnis für die Bedürfnisse der unteschiedlichen Bürger_innen.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung wird der Frage, inwiefern eine aufsuchende Kommune Vertrauen in die Demokratie stärken kann, intensiver nachgehen. Wir freuen uns schon jetzt auf die Untersuchungsergebnisse!

 

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