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Ein Gespräch mit der IT-Spezialistin Arwa Alladin Abdulameer, die vor einem Jahr aus dem Irak kam und nun Geflüchteten beim Ankommen in Deutschland hilft.
Wenn es um die Frage nach gelingender Integration geht, vertreten viele Menschen unterschiedliche Meinungen. Das Thema ist so umstritten wie kaum ein anderes. Vor allem als 2015 eine große Zahl an geflüchteten Menschen nach Europa und auch nach Deutschland kam, drang diese Frage erneut in den Vordergrund. In einem Punkt jedoch sind sich viele einig: Bildung ist essentiell für erfolgreiche Integration. Doch was macht adäquate Bildungsprogramme für Geflüchtete aus und wie kann sichergestellt werden, dass sie funktionieren? Auch für Arwa Alladin Abdulameer, die als Geflüchtete nach Deutschland kam, ist Bildung der wichtigste Schlüssel zur Integration. Das zeigt nicht zuletzt ihr beeindruckender Lebenslauf. Die 35-jährige Irakerin studierte von 2005 bis 2009 an der Technischen Universität Bagdad Informatik mit dem Schwerpunkt Informationstechnologie. Dort begann sie 2010 auch zu lehren. Als Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beaufsichtigte sie unter anderem mehrere Forschungsgruppen – bis 2015.
Arwas Mann arbeitete zur selben Zeit als Anwalt in der irakischen Hauptstadt. Bis sich die Situation Ende 2015 zuspitzte und die Familie im November 2015 gezwungen war, ihre Heimat zu verlassen. "Es war die denkbar schlechteste Situation, mein Sohn war erst vier Jahre alt und ich war schwanger mit unserem zweiten Kind. Es ist nicht einfach sein Land zu verlassen und alles zu verlieren", erzählt Arwa. Während der Flucht durchquerte die Familie acht Länder, bis sie in Süddeutschland ankam.
Nach mehreren Stationen in Deutschland war eine Turnhalle in Berlin-Köpenick die vorläufige Endstation. Arwa erzählt über diese Zeit: "Es ist sehr schwer sich in einem fremden Land zurechtzufinden, wenn man die Sprache nicht spricht. Selbst die einfachsten Dinge wie Einkaufen und öffentliche Verkehrsmittel sind kompliziert. Zum Glück konnte ich schon Englisch sprechen, das hat mir sehr geholfen. Doch es gab viele aus der Turnhalle, die ohne Englisch verloren waren, da ihnen niemand richtig erklären konnte, wie die Dinge hier funktionieren." Die nächste Station für die kleine Familie war eine Unterkunft für Geflüchtete in Berlin Mitte. Dort entschied sich die Irakerin auf Grund ihrer Erfahrungen anderen Geflohenen zu helfen und begann sich mit mehreren Organisationen und anderen Ehrenamtlichen zu vernetzen.
Seitdem ist Arwa in zahlreichen Projekten engagiert. Zum Beispiel im Modellprojekt "ZUsammenKUNFT" des Deutschen Roten Kreuzes, unter dessen Dach sie auch das Projekt "New Chances" ins Leben rief. Mit diesem Projekt werden vor allem Frauen mit Kindern unterstützt. "Es ist wichtig, dass die Workshops für Frauen mit Kindern vor Ort in den Unterkünften, in denen sie leben, abgehalten werden, da es nicht leicht ist, von A nach B zu kommen, wenn man sich nicht auskennt oder wenn man niemanden hat, der auf das Kind aufpasst. Viele Frauen würden lieber keinen Workshop besuchen, wenn er weiter weg ist, da sie nicht wissen, wie sie hinkommen und was sie mit ihren Kindern während der Zeit machen sollen."
Doch eines liegt ihr aufgrund ihrer eigenen Ausbildung besonders am Herzen: der richtige Umgang mit Computern und dem Internet. Deshalb gab sie bereits zu Beginn ihrer Zeit in Berlin Mitte Workshops mit ihrem eigenen Laptop. Arwa erklärt: "Man kann einfach in unserer heutigen Zeit nicht mehr ohne Internet und Smartphone auskommen. Alles passiert über diese Geräte: Bewerbungen, Kommunikation, Information. Wir geben diese Kurse, weil viele Geflüchtete leider nicht einmal die Basics können. Viele wissen nicht wie man eine E-Mail schreibt. Diese Fähigkeiten braucht man heute überall, kein Beruf kommt mehr ohne Computer oder Internet aus."
Nun ist die Familie seit über einem Jahr in Deutschland und Arwa konnte eine Menge Erfahrung durch ihr Engagement sammeln. Über ihre bisherige Zeit in Berlin sagt sie folgendes: "Bildung ist das Allerwichtigste, angefangen mit der Sprache. Nur wer die Sprache beherrscht, kann kommunizieren, sich bewerben und auf eine Zukunft hoffen. Zum Glück gibt es schon viele gute Bildungsangebote, Workshops und Kurse. Wo aber noch Hilfe benötigt wird, ist an den Schnittstellen zwischen Angebot und Nachfrage. Viele Geflüchtete wollen sich bilden und engagieren, wissen aber nicht wie und wo. Auch wissen viele nicht, was ihre Rechte sind, ihre Pflichten und welche Regeln es in Deutschland gibt. Diese Menschen brauchen Ansprechpartner und Vermittler. Auch wenn es um vermeintlich simple Sachen geht wie Einkaufen oder die öffentlichen Verkehrsmittel. Das ist gerade meine Aufgabe, ich helfe den Menschen, sich selber zu helfen."
*Das Interview fand in englischer Sprache statt und wurde übersetzt von Carlo Schmid.