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30 Oral History Interviews mit Gewerkschaftsfunktionärinnen und ‑funktionären der mittleren Ebene sollen dazu beitragen, den gewerkschaftlichen Einfluss auf individuelles und kollektives Demokratieempfinden und damit verbundene Mitbestimmungsmöglichkeiten erforschbar zu machen.
Bild: Fernsehinterview vor dem Brandenburger Tor mit Arno Scholz, Herausgeber "Telegraf", 1959; Rechte: AdsD.
Die Demokratisierung der alten Bundesrepublik nach dem Ende des Nationalsozialismus und der Katastrophe des Holocaust gilt weitgehend als Erfolgsgeschichte. Demokratisierung, Liberalisierung und Westernisierung gelten als die zentralen Narrative der bundesdeutschen (Selbst‑)Erzählung. Mit dem Projekt „Gewerkschaftliche Sozialisation(en) und demokratische Praxis. Interviewprojekt zur Geschichte der Bundesrepublik“ leistet das Referat Public History im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung einen Beitrag zur kritischen Überprüfung dieser scheinbar bruchlosen Erfolgsgeschichte. Der Zugriff erfolgt über Gesprächspartnerinnen und ‑partner der mittleren Funktionsebene, die eine doppelt vermittelnde Rolle innehatten: Sie agierten als intermediäres Bindeglied zwischen Führung und Mitgliedschaft und bildeten gleichzeitig das Rückgrat für die Ausformulierung politischer Ziele und Strategien der Gewerkschaften. Diese Doppelfunktion der gewerkschaftlichen Strukturen verspricht einen besonderen Erkenntnisgewinn für Fragen nach demokratischen Praktiken und Überzeugungen in der alten Bundesrepublik.
30 Oral History Interviews mit Gewerkschaftsfunktionärinnen und ‑funktionären der mittleren Ebene sollen dazu beitragen, den gewerkschaftlichen Einfluss auf individuelles und kollektives Demokratieempfinden und damit verbundene Mitbestimmungsmöglichkeiten erforschbar zu machen. Durch diesen innovativen Zugriff werden arbeitsweltliche und gewerkschaftliche Akteurinnen und Akteure in die Betrachtung des bundesrepublikanischen „Demokratiewunders“ (Bauerkämper/Jarausch/Payk) einbezogen. Mit dieser Neuperspektivierung stellt das Projekt die scheinbar bruchfreie Demokratisierungserzählung der Bundesrepublik den zeithistorisch wichtigen Wandlungsprozessen der 1970er-Jahre mit ihren wirtschaftlichen Krisenerfahrungen und dem Strukturbruch „nach dem Boom“ gegenüber.
Inhaltliches Ziel des Interviewprojekts ist es, unterschiedliche Bezugspunkte und Zäsuren der individuellen politischen und demokratischen Sozialisation sichtbar zu machen. Die Anlage des Projekts geht davon aus, dass nicht nur die Rahmenbedingungen der Mitbestimmungen Veränderung unterlagen, sondern auch die (gewerkschaftlichen) Auffassungen von Demokratie und Repräsentanz. Neben der Lebensgeschichte stehen deshalb die Wegmarken und Rahmenbedingungen der politischen und gewerkschaftlichen Sozialisation der Interviewees im Fokus. Um dies herausarbeiten zu können, teilt sich das Sample von Interviewpartnerinnen und ‑partnern in drei zeitliche Kohorten einer idealtypischen politischen Sozialisation im jungen Erwachsenenalter, zeitlich taxiert auf die Jahre 1955–1964 (Geburtsjahrgänge 1935–1944); 1965–1974 (Geburtsjahrgänge 1945–1954); 1975–1984 (Geburtsjahrgänge 1955–1964). Damit deckte das politische und gewerkschaftliche Erleben der Interviewees wichtige Phasen und Zäsuren der bundesrepublikanischen Geschichte im Kontext globaler wirtschaftlicher und politischer Konjunkturen ab.
Nach Abschluss des Projekts stehen die Interviews im Archiv der sozialen Demokratie und im Internetportal „Zeitzeugen der Gewerkschaften“ der Forschung und der historisch-politischen Bildung zur Verfügung. Das Projekt startete im November 2020 mit einer Laufzeit von zwei Jahren und wird durch die Hans-Böckler-Stiftung finanziert. Die Konzeption des Projekts entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum, mit dem auch zukünftige Forschungsprojekte geplant sind, die sich auf den im Interviewprojekt entstandenen Quellenkorpus stützen werden. Durchgeführt und bearbeitet wird das Projekt von Stefan Zeppenfeld, unterstützt durch Paul Klopp. Das Projekt schließt inhaltlich an zwei Vorgänger an: Zwischen 2012 und 2014 entstand das Interviewprojekt „Individuelle Erinnerung und gewerkschaftliche Identität. Ein Projekt zur Erhebung, Sicherung und medialen Aufbereitung gewerkschaftlicher Zeitzeugeninterviews“, zwischen 2014 und 2016 folgte „Gewerkschafter/-innen als Akteure der Zeitgeschichte“. Einblicke in die Interviews sind unter „Zeitzeugen der Gewerkschaft“ abrufbar.
Über den Stand des Projekts und erste Zwischenergebnisse werden wir an dieser Stelle berichten.
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