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Welche Fragen sich nicht nur zum 100-jährigen Jubiläum des Kieler Matrosenaufstands stellen
Bild: Revolution in Kiel von Dr. Christian Lübcke
Im November des Jahres 2018 jährt sich der Kieler Matrosenaufstand zum 100sten Mal. Der Name selbst ist dabei durchaus irreführend, weil er zunächst den Schluss nahe legt, dass es sich dabei lediglich um ein regionales Ereignis innerhalb der Marine handelt. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Vielmehr handelt es sich beim Kieler Matrosenaufstand um die größte Meuterei in der deutschen Geschichte, die neben der Kaiserlichen Marine auch einen Großteil der Verbände von Heer und Luftstreitkräften im Reich erfasste. Die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses spannenden Themas ist bislang überraschend lückenhaft und oberflächlich. Was eigentlich genau damals in den Novembertagen des Jahres 1918 in den Straßen von Kiel geschah, ist kaum bekannt. Wer waren die wirklichen Urheber des Aufstandes und warum wurden die Unruhen nicht von der örtlichen Marineführung unterdrückt?
Während des Aufstandes lagen alleine im Kieler Hafen und in der Kieler Förde über hundert Schiffe und Boote der Kaiserlichen Marine. Was geschah damals auf all diesen Seeeinheiten? Einen näheren Blick auf die Geschehnisse auf See hat es, ungeachtet der Rolle von Kiel als zentralem Marinehafen und Basis der gesamten militärischen Sicherung der westlichen Ostsee, ebenfalls bislang noch nicht gegeben.
Zwar gibt es auf die Frage, wie sich der Aufstand in der Folge der Ereignisse in Kiel weiter ausbreitete, inzwischen auch einige gefällige Antworten, doch zeigt sich bei näherer Untersuchung rasch, dass diese Antworten bis heute fehlerhaft oder kaum belegt sind. Hamburg beispielsweise ist heute eine Millionenmetropole und damals wie heute eine der bedeutsamsten deutschen Großstädte. Weiß man, wie im November 1918 der Aufstand in Hamburg ausbrach und wie er verlief? Nein, bislang gab es nicht eine Veröffentlichung, die Aufschluss darüber gab, was sich wirklich damals in Hamburg ereignete.
Noch schlechter steht es bislang um Untersuchungen zu den Gegenmaßnahmen des alten Regimes. Darüber, dass es starke antidemokratische Strömungen in der Weimarer Republik gab, ist man sich heute im Klaren. Auch für die Zeit des Kaiserreiches steht dies außer Frage. Gab es dann während des Kieler Matrosenaufstandes keinen nennenswerten Widerstand? Und das bei einem riesigen Netz von Militärgarnisonen, Polizei- und Geheimdienstbehörden quer über das gesamte Reichsgebiet verteilt? Waren alle Soldaten und Offiziere dort auf einmal über Nacht überzeugte Pazifisten und Demokraten geworden? Sehr rasch zeigt sich schon anhand dieser mitunter bewusst provokativ formulierten Fragen, wie brüchig das bisherige Bild zum Kieler Matrosenaufstand ist und wie sehr es einer wissenschaftlich betriebenen Aufarbeitung bedarf. Das 100-jährige Jubiläum mag hierfür ein guter Anlass sein.
Über den Autor:Dr. Christian Lübcke, Militärhistoriker, forscht seit einigen Jahren zum Kieler Matrosenaufstand und seine Verbreitung. Seine intensive Quellenarbeit ist bislang in kleineren Schriften zu einigen Schlüsselereignissen des Aufstandes veröffentlicht, die er mit Hilfe der Illustratorin Lea Fröhlich erstmalig auch visuell rekonstruiert hat, bspw. "Revolution in Kiel! Das geschah im November 1918" Aktuell arbeitet er an einem umfangreichen Fachbuch zum Thema.
Friedrich-Ebert-Stiftung Archiv der sozialen Demokratie Referat Public History, Netzwerk Demokratie/Geschichte 2018/19
KontaktPeter Beule
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